"Schweizer Taschenmesser" auf dem Pedalboard: 10-Band-EQ Joyo R-12
Soundshaper. Hochpass-, Tiefpass-, Bandpass-, Glocken- oder Notch-Filter, zugleich Booster oder Attenuator – alles in einer Stompbox? Doch, so was gibt es!
Beginnen wir aber erst mal bei einer wunderbaren e-Gitarre, einem Signatur-Modell (und einem tollen Geschenk an mich, nochmals Dank an Antje und Philipp Rinkwitz): Baugleich mit
<a class="article link" href="https://www.thomann.de/de/epiphone_b_b._king_lucille.htm">Epiphone B.B. King Lucille</a> .
Die entspricht im Aussehen und im Klang ziemlich genau der legendären Gibson ES355 mit dem Namen „Lucille“, so, wie sie einst der „Blues Boy King“ (RIP) spielte, eine Hollowbody OHNE F-Löcher, mit zwei Humbucker-PUs, je zwei Vol- und zwei Tone-Potis und dem eingebauten „Varitone“-Drehschalter. (Warum darf Epiphone dieses Baumuster nachbauen und dies Gibson-Patent nutzen? Na klar: Die Marke Epiphone gehört zum selben Konzern, wie Gibson, so einfach ist das.)
Diesen „Varitone“-Schalter (ein verstellbares passives Kerbfilter) gab es in den Jahren 1955 - ? bei Gibson / Epiphone nicht als Standard-Ausstattung, sondern als Extra, das man aus dem Katalog ordern konnte. Der Drehschalter ist die einzige Schwachstelle der „Lucille“. Dazu gedacht, den Ton aus den Humbuckern zu variieren, filtert er von Stufe 1 (= aus) bist Stufe 6 (=voll) immer mehr die Baß-Frequenzbänder weg, wie ein Hochpaß-Filter dies machen würde. Ergebnis auf dem Marshall MG50GFX-Amp: Der Sound wird in 5 Stufen ausschließlich immer piepsiger und leiser – was den Gitarrenspieler zwingt, an Gitarre oder Amp die Regler „Gain“ und „Volume“ statt dessen weiter aufzudrehen. Anders ausgedrückt: Die Varitone-Schaltung ändert zwar den Klang, klaut dabei jedoch Signal-Volumen. Man war Ende der 1950er/Anfang der 1960er-Jahre bei den Sound-Effekten wohl noch nicht so weit wie heute.
Meine Art, das Problem hier und heute zu lösen: Den Varitone auf Stufe 1 (=Aus) stehen lassen und direkt hinter dem Instrumentenkabel als erste Stompbox auf dem Pedalboard noch vor dem VOL-Pedal diesen 10-Band-EQ aufbauen. Sozusagen als erweiterten Tone-Regler, die absolute Klang-Kontrolle vor allen anderen Effekten und alleine nur für den ungefilterten, unverstärkten Clean-Sound des Instruments, der damit genau definiert werden kann. Klare Verhältnisse zuerst, und danach reden wir über Overdrive, Distortion, Fuzz, Phaser, Flanger. Reverb und Delay und … und ... Ich kämpfe um jeden Ton, und ein EQ ist meine Hauptwaffe in diesem Kampf.
Ein Equalizer enthält eben keine passive Schaltung; er kann kann nicht nur Frequenzbänder aus der Menge der Tonschwingungen herausfiltern, er kann Frequenzbänder auch aktiv verstärken oder abschwächen, je nachdem was gewünscht wird – ohne dabei an Gesamtlautstärke im Signal zu verlieren!
Der 10-Band-EQ Joyo R-12 löst diese Aufgabe für „Lucille“ zu 100% und zu meiner vollen Zufriedenheit. Solide und robust gebaut mit Metallgehäuse, kann er aber noch viel mehr. Ich nenne ein paar Beispiele:
• Regelung der Frequenzbänder in 10 Stufen zwischen 31,25 bis 16000 Herz
• SoundShaping für Gitarre, z.B. Imitation einer Resonatorgitarre (Dobro) mit der "Lucille".
• SoundShaping für alle 128 GM-Sounds vom Keyboard (Zwischen Keyboard und Verstärker)
• Soundshaping für alle akustischen Instrumente, die per Mikrophon aufgezeichnet werden sollen (Blues-Harp-Mundharmonikas uam.)
• Allgemeiner justierbarer Vorverstärker (Signal-Booster) an jeder Stelle in der Signalkette (Alle Regler von +1 bis +15)
• Allgemeiner Signaldämpfer bei Clipping und Übersteuern an jeder Stelle in der Signalkette (Alle Regler von -1 bis -15)
Der Preis ist angemessen für den Leistungsumfang; die vergleichbare Konkurrenz (MXR) kostet das Doppelte.
Man beachte: Jeder EQ hat stets großen Einfluß auf alle nachgeschalteten Effekt-Pedale.
Volle Punktzahl: 5 v. 5. Ich würde diese „Tretmine“ jederzeit wieder kaufen.