Was lange währt. Viele Monate gewartet – endlich da! Packung auf, Holz und Kirchenduft schwappt einem entgegen, Irgendwie cool. Das hat Vintage-Feeling. Jetzt aber Schluss mit der Sakralromantik. Schließlich ist der Crumar ja keine Kirchenorgel sondern soll ein handfester Hammond-Tausendsassa sein, der von Rock, Jazz und Soul bis Blues und Reggea eigentlich alles an Orgelbedarf abdecken kann. Kann er das wirklich?
Der Mojo Desktop ist einem Expander, heißt augenscheinlich keine Klaviatur, sondern nur Klangerzeugung. Nur? Naja, da ist doch einiges mehr los, es gibt viele klassisch anmutende, beleuchtete Knöpfe und sogar 9 Zugriegel die bei Bewegung durchaus kleine Stufen-Widerstände haben, also sich wunderbar und genau einstellen lassen. Auch bei leichter Bewegung des Mojos fliegt hier kein Zugriegel umher. Fein. Das Touch-Display ist auch in Schräglagen gut lesbar und reagiert auf Eingaben flüssig und problemlos. Wurstfinger werden vielleicht eher auf einen Stift ausweichen – damit funktioniert es übrigens auch. Ich gehe sonst nicht weiter auf die einzelnen Funktionen und Anschlüsse ein, das ist was fürs Manual. Insgesamt ist die Haptik und Anmutung dem Preis angemessen. Ich habe nix zu meckern. Ich hoffe allerdings, dass die verbauten Lämpchen langlebig sind, schließlich ist gerade das pulsierende Rotary-Lämpchen ein schönes Signal, um den langsam/schnell Modus abzuchecken.
Kurzer Exkurs zur Software: Hier schien die erste Version doch so seine Zicken zu machen. Ich nutze den Crumar erst seit einigen Tagen, aber so viel kann ich sagen: Kein Freeze und auch kein Absturz bisher. Auch beim schnellen Preset-Switching alles stabil. Lediglich einmal, beim entspannten Klimpern via Kopfhörer wollte er nach Start partout nicht meinen Controller (Studiologic) annehmen, ein Neustart brachte dann aber Erlösung. Passiert – Midi ist und bleibt mir sowieso ein Rätsel und zickenbehaftet – ich war schon stolz wie bolle den Mojo sowohl in Cubase als auch als Standalone (via Headphones) für meine Bedürfnisse eingerichtet zu haben.
Da kommen wir auch schon zu meinen Anwendungsfällen. Es gibt im Prinzip genau die zwei: 1. Ich nehme den Crumar via Cubase auf, zugleich sollen auch die Midi-Befehle (bzw. vor allem die Noten) mitgeschnitten werden – na klar – für den Fall dass ich mal in die falsche Taste haue (und das passiert oft!), kann ich dann den Midi-Befehl korrigieren, um anschließend den Crumar einfach nochmal durchlaufen zu lassen. Nach dem entsprechenden Midi-Routing im Crumar und Cubase (Achtung immer auf das Routing der Midi-Kanäle achten) funktioniert das absolut problemlos. Bisher ist es mir allerdings noch nicht gelungen, den Rotary-Befehl als Midi mitzuschneiden, soll aber irgendwie gehen. Das vermag an meinen rudimentären Midi-Kenntnissen liegen, stört mich aber auch nicht, denn wenn via Midi-Spur der Crumar gesteuert wird, kann ich sowohl Swell als auch Rotary (beides erfolgt via Crumar Pedalen) ganz entspannt bedienen ohne mich der Klaviatur widmen zu müssen. Das kommt mir hier sogar entgegen, da ich als Teilzeit-Organist ohnehin schnell überfordert bin mit Swellpedal, Rotary Switch und Klaviatur gleichzeitig. Passt für mich also.
2. Ganz einfach: Ohne die DAW hochfahren zu müssen, möchte ich gern immer mal den Crumar einschalten und klimpern bzw. üben via Headphones. Das geht problemlos: Mein Studiologic Keyboard geht via Midi in den Crumar (Achtung: Midi-Kanäle in beiden entsprechend auch separat routen, sonst hört man nix), Kopfhörer rein – feddich! Funzt bis auf das eine Mal absolut problemlos. Toll.
Und nun zum Klang – und damit zurück zum Titel: Über jeden Zweifel erhaben! Vorab, ich muss zugeben, eine „echte“ Hammond kenne ich aus mittelferner Vergangenheit als Gast in einem größeren Studio, ich selbst habe mir nicht erlaubt, mich daran zu setzen, habe nur gelauscht. Ansonsten habe ich mich immer mit Softwarelösungen beholfen, war aber nie so richtig zufrieden, es fehlte einfach an Durchsetzungsvermögen, Percussionanschlag, Klang, naja, ich bin einfach nie so richtig warm geworden mit den üblichen Verdächtigen VST-Instrumenten. Der geneigte Besserwisser wird jetzt sagen „Alta, der Crumar basiert ja auch „nur“ auf Physical Modelling, ist also prinzipiell auch Software“ – Mag sein, aber für mich ist der Crumar-Mojo Desktop in seinem Gesamtkonzept, mit analogem Feeling und unfassbar gutem Klang absolut schlüssig. Software hin oder her, ich habe noch keine Hammond Simulation erlebt, die so detailliert, so gut und so breit aufgestellt ist, wie der Crumar. Im Prinzip ist in den 100 Presets schon alles zu finden was man braucht, Deep Purple, Spencer Davis Group, Procol Harum – alles mit dabei und soooo viel mehr! Und wer es so richtig nerdig mag, kann bei jedem Presets in die Details gehen – und glaubt mal, hier geht es um Details!!! Von Percussion-DropOuts und Mic-Positionen (ernsthaft!) bis zum Decay vom Reverb ist es möglich alles einzustellen. (Die Percussions sind übrigens phänomenal für meinen Geschmack.) Tüftler können hier ihren ganz eigenen Hammond-Sound kreieren und speichern, wenn Sie denn wollen. Für meinen Geschmack kommt bei vielen Presets der Rotary in der Anlaufgeschwindigkeit von langsam zu schnell etwas zu eilig in Fahrt, da habe ich es gern etwas geschmeidiger/langsamer – kein Problem. Das kann alles bequem und schnell eingestellt werden direkt am Display – man sollte nur wissen, wo man schrauben muss. Ganz toll!!!
Der Crumar Mojo Desktop hat seinen Preis, ist aber jeden Cent wert – Ich habe große Zweifel, dass hier zwischen einer „echten“ Hammond und dem Crumar noch ernsthaft unterschieden werden kann, besonders im Kontext eines Gesamtwerkes, dass nicht nur Orgel sondern auch Drums, Gitarre und Bass vereint. Im Mix setzt sich der Mojo-Desktop phänomenal durch, kein Vergleich zu allem was ich vorher jemals genutzt habe. Und ich beginne gerade erst, mit dem Instrument zu arbeiten und seine versteckten Schätze - Stichwort „Percussion Paradise Mod“ - zu entdecken. Die Jungs und Mädels von Crumar haben scheinbar zudem aus den Software-Mätzchen der Vergangenheit gelernt! Gut so! Von mir 5/5!! Geiles Teil! Hat einen festen Platz im Studio-Setup.