Vor etwa 25 Jahren kaufte ich mir irgendeine Saitenkurbel: Schwarzer Kunststoff, kleiner ovaler Kopf mit zwei unterschiedlich langen Schlitzen, Kurbelgriff ohne Spiel, dafür mit so einem Gefühl von Öldämpfung, Hersteller unbekannt, Prägung ?Made in Sweden?. Für mich immer noch die Referenz.
Über die Jahre sammelten sich dann ein paar Dreingaben und Werbegeschenke an, die alle mehr oder wenig klapprig und unerwartet untauglich waren ? eine Saitenkurbel kann doch nicht so schwer zu entwickeln sein, oder? Da sich das Equipment zwischenzeitlich über diverse Probenräume und Musikzimmer verteilt, könnte ich aber ein paar funktionstüchtigere Saitenkurbeln gebrauchen. Hier also mein persönlicher Saitenkurbelvergleichstest von Harley Benton Speedwinder, Heriba Saitenkurbel 172 SW, Ibanez ISW10 String Winder, Planet Waves PWPW1 Guitar Peg Winder und meiner alten Referenzkurbel.
Harley Benton Speedwinder
Macht auf den ersten Blick einen stabilen und durchdachten Eindruck. Der Griff liegt gut in der Hand und klappert nur geringfügig. Leider läßt sich die Schraube ohne rohe Gewalt nicht weiter anziehen. Es bleibt also ein wenig klapprig. Zum Testen des Bridge-Pin-Hebers fehlt mir die passende Gitarre, mir gefällt aber die Positionierung am Griff. Durch die kompakte Kurbelkopfform gibt es auch bei der engen Anordnung der Mechaniken auf einer Strat keine Kollisionen mit den umliegenden Wirbeln. Unerwartet problematisch ist die Länge des Kurbelkopfes: Dadurch verkantet man beim Kurbeln sehr leicht und rutscht mit der Kurbel vom Stimmflügel ab, besonders beim längeren Schlitz mit den zusätzlichen Aussparungen für Bass-Mechaniken. Mit den Grover-Tunern auf einer Epiphone habe ich kaum zwei Kurbeldrehungen geschafft, bevor ich wieder ansetzen mußte. Dafür ist der kürzere Schlitz für die Kluson-Tuner auf meiner Blade deutlich zu eng geraten. Auch hier rutsche ich entweder ab, oder die Kurbel sitzt so fest, daß sie sich beim Abziehen in ihre Einzelteile zerlegt und das Kopfteil zu Boden fällt. Durch die Extra-Schlitze sollte die Kurbel auch für Bässe funktionieren, aber an meinem Jazz-Bass-Lookalike mit Clover-Leaf-Stimmflügeln rutsche ich immer nur ab. Ich habe nicht versucht den Kurbelkopf mit einem Akkuschrauber zu verwenden. Ich komme mit zwei, drei Saitenwindungen auf der Mechanik aus und das geht mit der Handkurbel meines Erachtens nicht so viel langsamer. Immerhin sieht das Teil stabil genug für diese Einsatzart aus. Fazit: Wertig, solide, aber unpraktisch im Detail, Platz 5.
Heriba Saitenkurbel 172 SW
Stabil und kompakt. Der Kurbelkopf kommt meiner Refernzkurbel am nächsten und funktioniert daher auch im Gedränge der Mechaniken auf einer Strat gut. Leider ist der kurze Schlitz etwas knapp und klemmt ein wenig an den Kluson-Mechaniken auf meiner Blade. Der Bridge-Pin-Heber am Kurbelkopf stört nicht. Zur Funktion kann ich mangels Western-Gitarre nichts sagen. Der Kurbelgriff ist spielfrei montiert, das Kurbelgefühl ist genau so gleichmäßig wie bei meiner Referenzkurbel. Der breite Griff liegt angenehm und griffig in der Hand, könnte aber länger sein. Weil es auf meiner Hauptgitarre ein wenig klemmt, nur Platz 3.
Ibanez ISW10 String Winder
Sieht von außen betrachtet meiner Referenzkurbel am ähnlichsten. Zunächst fällt die intelligente, nachhaltige und plastikfreie Verpackung auf. Danach fällt das große Spiel des Kurbelgriffs und die klapprige Anmutung auf. Bei dieser Kurbel kann man an der Schraube nachjustieren, aber dann kurbelt es sich kratzig und ungleichmäßig. Auch hier gibt es zwei verschiedene Schlitze im Kurbelkopf, der gerade eben klein genug ist um auf der Strat-Kopfplatte nicht anzuecken. Am Kurbelkopf ist ein Bridge-Pin-Heber, der die Funktion nicht beeinträchtigt und ansonsten ungetestet blieb. Die Überrauschung bei dieser Kurbel: Die Schlitze sind recht tief, was eigentlich für den sicheren Sitz an den Mechaniken günstig ist. Die Kehrseite der Medaille ist, daß auf Gibson-artigen Kopfplatten beim Kurbeln der A-Saite der Kurbelgriff an die D-Saiten-Mechanik schlägt. Fazit: Enttäuschend, Platz 4.
Planet Waves PWPW1 Guitar Peg Winder
Beim höchsten Preis im Vergleich klapprig, wabbelig und labil, so der erste Eindruck noch bevor das Teil von seiner Packung befreit ist. Dem Geklapper ist hier ohne rohe Gewalt an der Verbindungsschraube nicht beizukommen. Trotzdem kurbelt es sich damit überraschend gleichmäßig. Der Kurbelkopf saß an allen getesteten Instrumenten recht gut und auch die Schlitze für jazzbassige Clover-Leaf-Stimmflügel fuktionieren hier dank eines kleinen Schlitz im Zentrum des Kurbelkopfs, der das obere Blatt des Stimmflügels aufnimmt. Auf Strat-Kopfplatten gibt es nichts auszusetzen, aber auf Gibson-Kopfplatten schlägt man gelegentlich beim Ankurbeln der A-Saite leicht an die D-Saitenmechanik, wenn auch nicht so ausgeprägt wie bei anderen Kurbeln. Der Steg-Pin-Heber befindet sich hier wieder mal am Ende des Kurbelgriffs, was mir grundsätzlich besser gefällt. Die Funktion des Hebers blieb auch bei dieser Kurbel ungetestet. Fazit: Überraschend auf Platz 2.
Single Slot Promotion String Winders
Die einfachen Werbegeschenks-Saitenkurbeln sind üblicherweise klapprig und hakelig. Der einzige Slot ist für die Stimmflügel auf Strats meist viel zu weit. Dadurch rutscht die Kurbel hin und her und schlägt gegen die umliegenden Mechaniken. Gibson-artige Kopfplatten (also mit im Bogen angeordneten Mechaniken) leiden unter dem kurzen Kurbelkopf, so daß auch hier umliegende Saiten mit verstimmt werden. Ein Steg-Pin-Heber im Kurbelkopf sorgt auch nicht für bessere Paßgenauigkeit, eher im Gegenteil. Fazit: Da macht ohne Kurbel kurbeln mehr Spaß.