Der eine bevorzugt einen einfach strukturierten, gradlinigen Synthesizer, der andere einen flexiblen Synthesizer, mit dem sich experimentieren lässt. Der Behringer Proton gehört definitiv in die zweite Kategorie. Fast jede Sektion seiner Klangerzeugung ist doppelt vorhanden und birgt darüber hinaus auch besondere Features. Zusätzlich ist der semi-modulare Analog-Synthesizer mit einem großen Patch-Feld ausgestattet. Dadurch erweitern sich die Möglichkeiten noch einmal und Proton kann mit anderen semi-modularen Synthesizern sowie Eurorack-Systemen auf vielfältige Weise interagieren. Der analoge Synthesizer ist natürlich auch ohne ein einziges Patch-Kabel spielbar und bietet dabei trotzdem Möglichkeiten für Klänge – von Bässen über Leads bis Sound-FX –, die deutlich über das übliche Programm hinausgehen.
Der Behringer Proton ist grundsätzlich ein monophoner Synthesizer, der jedoch auch zweistimmig paraphon gespielt werden kann. Da VCOs, Multimode-Filter, VCAs, Hüllkurven und LFOs doppelt vorhanden sind, lassen sich die beiden Para-Stimmen sehr unterschiedlich gestalten. Speziell bei separater Ansteuerung über CV/Gate agiert Proton beinahe wie zwei Mono-Synths. Überall stecken Besonderheiten im Signalweg, wie etwa das Überblenden der VCO-Wellenformen, Soft-Curve für die Resonanz, loopbare ASR-Hüllkurven oder LFOs mit One-Shot-Mode. Das Patch-Feld verfügt über 40 Eingänge und 24 Ausgänge. Dadurch lassen sich die meisten Funktionen extern steuern oder andere Geräte durch den Proton steuern. Zur Unterstützung des Patch-Feldes gibt es zwei zusätzliche Abschwächer und einen CV-Mixer. Alternativ kann das Gerät in einen Eurorack-Rahmen eingesetzt werden, wo es als komplexe Synth-Voice genutzt werden kann.
Die umfangreichen Funktionen des Behringer Proton laden zum Experimentieren mit neuen Klängen ein. Erfahrungen mit dem Konzept der semi-modularen Synthese sind hier sicherlich von Vorteil, ebenso wie die Verfügbarkeit weiterer semi-modularer Synthesizer bzw. eines Eurorack-Systems, um die Möglichkeiten des Synthesizers voll auszuschöpfen. Wer schnelle Ergebnisse oder eher die üblichen Sounds sucht, wird mit einem einfacher strukturierten Synthesizer eventuell glücklicher. Für Proton sind Geduld, Spaß an "Klangbasteleien" und das Interesse an unkonventionellen Sounds die richtigen Voraussetzungen. Dann wird man mit lebendigen, überraschenden und vielleicht auch neuartigen Klängen belohnt.
Das in Deutschland von Uli Behringer gegründete und heute in China ansässige Unternehmen steht seit dem ersten Produkt, dem Studio Exciter F, für preiswertes Equipment. Mischpulte, wie das Eurodesk MX8000, sowie unzählige Signalprozessoren und später auch Beschallungsequipment ermöglichten es unzähligen Musikern auch bei begrenztem Budget ihre Heimstudios, Übungsräume und mobilen PAs mit Equipment auszurüsten, das sonst nicht erschwinglich war. Die Produktpalette von Behringer wuchs über die Jahre ständig weiter. Durch die Übernahme weiterer Firmen, u.a. Midas, Klark Teknik und TC Electronic, kamen nicht nur neue Produktgruppen hinzu, sondern es floss auch deren technisches Know How in die Produktentwicklung mit ein.
Dank seiner überdurchschnittlichen Ausstattung kann der Proton bereits ohne das Patch-Feld ein sehr breites Spektrum an Sounds liefern. Doch sein wahres Potenzial entfaltet er erst durch die zusätzlichen Möglichkeiten, mit denen sich der Signalweg erweitern lässt. Dafür ist noch nicht einmal die Einbindung externer Geräte erforderlich. Die sechs Modulatoren des Synthesizers können neben ihren festgelegten Zielen auch weitere Parameter ansteuern, wie z.B. OSC-Shape, Tune, Wavefold oder LFO-Rate. Da sich die Modulationstiefe hierbei nicht dosieren lässt, kann über das Patch-Feld ein Attenuator (Abschwächer) dazwischengeschaltet werden. Ein Beispiel hierfür ist die Modulation der Tonhöhe bei OSC-Sync: ASR-Out > ATT1-In > ATT1-Out > OSC2. Dann kann mit dem Attenuator die gewünschte Modulationstiefe eingestellt werden. Nach diesem Prinzip lassen sich viele Anwendungen einfach realisieren.