Der ISA Two sollte in meinem Studio zunächst die Aufgabe eines „Phantomspeisers de Luxe“ erfüllen.
Und ich gedenke gern seiner Ahnherren Rupert Neve, das Genie, das ihn entwickelt hat, und Beatles-Produzent George Martin, der den Auftrag dazu gab. Diese beiden gehören für mich zu den bedeutendsten Größen des Musikschaffens der letzten 80 Jahre.
Wie klingt denn nun ein Mic-Pre, der auf solche berühmte Persönlichkeiten zurückgeht?
Ausgepackt, angeschlossen, meine besten Mikrofone dran (damals: Schoeps CMC 54) und reingehört: großartig! Fein, rein (= unverfärbt), edel. Spontan wurde mir klar, warum bei vielen audiophilen Musikaufnahmen spezielle Mic-Pres verwendet werden und nicht die normalen Mic-Eingänge des Mischpults. Die Mic-Eingänge meines TASCAM-Mischpults empfand ich im direkten Vergleich mit den selben Schoeps-Mikrofonen als „mager“, weniger räumlich und verfärbt.
Noch ein paar Aspekte, die mir am ISA Two gut gefallen:
Die Impedanz-Wahlmöglichkeit: Ich hatte zuvor nicht gewußt, welchen hörbaren Einfluß die Eingangs-Impedanz des Mic-Pre auf den Klang der Aufnahme hat. Beim ISA steht es in der Gebrauchsanweisung ausführlich beschrieben – und genau so wird es für mich hörbar mit allen meinen Kondensator-Mikrofonen. Bei meinen Aufnahmen (vorwiegend Sprache, Geräusche, akustische Instrumente) gefällt mir der Klang im Stellung „Med“ am besten.
2. Phaseninvertierschalter hat mein Mischpult leider nicht. Gelegentlich brauche ich einen – und bin froh, daß der ISA Two mir welche gibt.
3. Die ISA-Drehknöpfe sind überdurchschnittlich dick. Für meine Finger ist damit das Einstellen deutlich ergonomischer, genauer, schneller als mit den dünnen Knöpfen meines Mischpults.
4. Besonders gelungen finde ich den Low-Cut-Filter: Häufig stören mich bei Mikrofonaufnahmen tiefe Frequenzen. Sie kommen aus Raumresonanzen oder als Störgeräusch von draußen (große Dieselmotoren in LKW, Bussen, Lokomotiven) oder als Körperschall aus dem Gebäude oder vom Nahbesprechungseffekt des Mikrofons. Mit dem Low-Cut-Filter des ISA Two werde ich sie ruck-zuck los. Durch seine hohe Flankensteilheit von 18 dB/Oktave, den weiten Frequenzbereich bis rauf zu 420 Hz und den großen Drehknopf komme ich viel schneller zu viel genaueren Ergebnissen als mit allem, was ich bisher hatte (z. B. Schalter am Mikrofon oder Baßregler am parametrischen EQ meines Mischpults).
5. Die LED-Pegelanzeige des ISA hilft mir, den Gain des ISA innerhalb der gesamten Signalkette ohne langes Tüfteln optimal einzustellen.
6. Das Gerät ist visuell sehr ergonomisch: Mit einem einzigen schnellen Blick kann ich den Betriebszustand in allen Einzelheiten vollständig und korrekt erkennen. Kein anderer meiner inzwischen 6 Preamps bietet mir das.
Langer Rede kurzer Sinn:
Der ISA Two macht mir Freude, bereichert meine Möglichkeiten enorm und führt zu sehr guten Ergebnissen. Ich bin froh, daß ich ihn habe. Und er macht Lust auf mehr: Ich werde mir auch den ISA 430 II bestellen.
Update 2025, nach 6 Jahren praktischer Erfahrung mit dem Focusrite ISA Two (…und einigen anderen):
Mittlerweile habe ich bei Thomann weitere Preamps angeschafft, darunter welche mit Carnhill-Übertragern (wie in den Vintage-Neve-Pulten), die meinen übertragerlosen Mikrofonen etwas Übertrager-Charakter mitgeben sollen, einen mit Röhren, aktuelle SSL SuperAnalogue und den Channelstrip Focusrite ISA 430 II.
Außerdem habe ich weitere Mikrofone gekauft: Großmembraner, Röhrenmics, Neumänner. Dazu noch einen sehr analytischen Kopfhörer (Neumann NDH 20) und einen Kopfhörer-Verstärker Lake-People G-111.
Meine Erfahrung mit akustischer Schönheit habe ich damit in den vergangenen 6 Jahren ganz erheblich weiterentwickelt.
Von allen meinen Pulten, Preamps und der DAW ist der Focusrite ISA Two der stärkste (mit seinen 80 dB Gain kommt er auch mit meinem MD 441 und meinen Bändchen souverän zurecht) und klanglich nach wie vor der edelste.
Immer wenn es bei mir besonders schön und edel klingen soll, kommt der Sound durch ein Röhrenmic von Neumann und von dort in den ISA Two. Wenn ich den nicht schon hätte, würde ich ihn mir sofort bestellen.