Verglichen mit den Röhrenboliden, die der deutsche Hersteller Engl sonst so im Angebot hat, ist der Ironball 20 eher ein Mini-Amp, aber davon sollte man sich nicht täuschen lassen. Die 20 Watt der Vollröhren des Ironball E606 20 haben es in sich. Auf der einen Seite ist er laut genug für den Proberaum und Live-Situationen, andererseits lässt er sich aber auch ohne Weiteres auf Zimmerlautstärke drosseln. So kann geübt und leise aufgenommen werden, ohne die Nachbarn zu stören. Weiter Features wie der FX-Loop, ein Gain-Boost für jeden Kanal und ein schaltbarer Reverb sorgen dafür, dass der Ironball seinen großen Brüdern in Sachen Profianspruch in nichts nachsteht.
Im klanglichen Herzen des Ironball 20 arbeiten vier ECC 83 Röhren in der Vorstufe und zwei EL 84 in der Endstufe. Durch den eingebauten Power-Soak lassen sich die 20 W Röhrenleistung auf wahlweise bis zu 5 bzw. 1 W drosseln, ohne dass der Sound darunter leidet. Im Gegenteil kann der Amp auf diese Weise bei einer angenehmen Lautstärke sogar bis an seine Leistungsgrenze gefahren werden, sodass man dem Ironball die charakteristische Endstufenzerre entlockt. Es besteht sogar die Möglichkeit, die Box gänzlich auszuschalten und das Signal ausschließlich über den Line-Out und den Kopfhörerausgang abzugreifen - ideal also, um leise zu üben oder im Homestudio aufzunehmen.
Mit dem Engl Ironball E606 20 erhält man ein vielseitig verwendbares Tool, denn mit seinen zwei schaltbaren Kanälen und dem schaltbaren Gain-Boost lassen sich allein mit dem Fußschalter vier Grundsounds abrufen. Besondere Freude an dem Ironball werden vor allem Anhänger härterer Gitarrenmusik haben, denn die immensen Gainreserven des Ironball 20 schreien förmlich nach schwerem Riffing. Der schaltbare Digitalhall und der Effektweg tun ihr Übriges, um den kleinen Wolf im Schafspelz so wendig wie möglich zu halten. Mit knapp über 8 kg Gewicht und gerade mal etwa 30 cm Breite ist der Ironball 20 ein wirklich gut zu bewegender Begleiter auf dem Weg zum Gig oder dem Proberaum.
Der deutsche Hersteller Engl steht nicht nur für Qualität und Tradition, sondern vor allem für Innovation. Nach der Gründung 1983 im bayrischen Tittmoningen durch Edmund Engl war das erste Projekt der Firma ein digital gesteuerter Vollröhrenamp, den die Welt so noch nicht gesehen hatte. 1985 wurde der legendäre Engl Straight auf den Markt gebracht, welcher die Marke Engl als Spezialist für Hard-Rock- und Metal-Sound etablierte. Als Engl 1993 den ersten Savage-120 erdachte, war das Interesse der Szene groß. Gemeinsam mit Ritchie Blackmore entwarf Engl eine Signature-Version des Savage und auch Steve Morse erhielt eine Special Edition. Weitere Engl-Endorser sind unter anderem Paul Stanley (Kiss), Judas Priest, Victor Smolski und Rudolf Schenker (Scorpions).
Der Engl Ironball E606 Head 20 ist ein vielseitiges Arbeitsinstrument. Im Studio und zu Hause besticht er durch die Möglichkeit, den klanglichen Sweetspot schon bei niedrigeren Lautstärken erreichen zu können. Für die Bühne bringt er gleichzeitig genug Leistung mit, um dort auch für härtere Musikrichtungen die notwendigen Lautstärken zu erreichen. Mit einem vernünftigen Preis-Leistungs-Verhältnis ist der Ironball eine gute Wahl für Spieler der härteren Gangart, die ihren Amp öfter mal transportieren müssen. Wer jedoch mehr Headroom für sehr laute Clean-Sounds sucht, sollte sich eventuell auch die Engl-Modelle mit mehr Leistung anschauen.