Behringers Eurorack-Modul Chaos trägt den Untertitel "Analog Random Sampler", was allerdings leicht missverstanden werden kann. Denn Chaos ist kein Sampler für das Aufnehmen und Abspielen von Audiosignalen, sondern sollte eher als ein äußerst komplexes Sample- & Hold-Modul angesehen werden. Behringer hat sich für Chaos erneut ein überdurchschnittliches Vorbild gesucht und mit Marbles ein wirklich außergewöhnliches Modul in dem reichhaltigen Open-Source-Fundus von Mutable Instruments gefunden. Mit diesem Modul lassen sich zufallsbasierte Rhythmen, Melodien und Modulationen erzeugen, die einem Patch oder einem Sound eine ganz eigenständige Art von Lebendigkeit verleihen. Das Chaos an Signalen lässt sich dank zahlreicher Funktionen in konkrete Bahnen lenken, und das Modul ist dank seines cleveren Konzepts leicht zu bedienen.
Das Behringer Chaos ist in zwei Sektionen unterteilt. Die Sektion t erzeugt zufällige Gate-Signale, die jedoch an eine Master-Clock gebunden sind. Diese wird über den Ausgang t2 ausgegeben, während für die Ausgänge t1 und t3 unterschiedliche Gate-Rhythmen generiert werden. Für Variationen kann die Clock an t2 manipuliert werden. Die X-Sektion verfügt ebenfalls über drei Kanäle, die jedoch unterschiedliche CV-Signale ausgeben, die über eine interne Quantisierung zur Steuerung von Oszillatoren oder frei als Modulationsquellen verwendet werden können. Auch die X-Sektion ist an die Master Clock gekoppelt, sodass die generierten Rhythmen und Zufallsmelodien parallel im Takt laufen. Beide Sektionen bieten jeweils drei Modi, mit denen das Verhalten der Ausgangssignale verändert wird. Zusätzlich können alle regelbaren Funktionen mit externen CV-Signalen gesteuert werden.
Die vielschichtigen Möglichkeiten und die internen Zusammenhänge machen Chaos zu einem Modul für erfahrene Eurorack-User, die mehr Zufall wollen, als es ein herkömmliches Sample&Hold-Modul liefern kann. Für den optimalen Einsatz sollte das vorhandene System schon etwas besser ausgestattet sein, damit die Möglichkeiten von Chaos voll genutzt werden können. Schließlich kann das Modul mehrere Signale parallel ausgeben und ist auf der anderen Seite umfassend mit CV-Signalen steuerbar. Entgegen seinem Namen liefert das Modul also tatsächlich kein Chaos, sondern sinnvoll nutzbare Signale, die zwar auf Zufall beruhen, aber untereinander und zur Master-Clock in Beziehung stehen.
Das in Deutschland von Uli Behringer gegründete und heute in China ansässige Unternehmen steht seit dem ersten Produkt, dem Studio Exciter F, für preiswertes Equipment. Mischpulte, wie das Eurodesk MX8000, sowie unzählige Signalprozessoren und später auch Beschallungsequipment ermöglichten es unzähligen Musikern auch bei begrenztem Budget ihre Heimstudios, Übungsräume und mobilen PAs mit Equipment auszurüsten, das sonst nicht erschwinglich war. Die Produktpalette von Behringer wuchs über die Jahre ständig weiter. Durch die Übernahme weiterer Firmen, u.a. Midas, Klark Teknik und TC Electronic, kamen nicht nur neue Produktgruppen hinzu, sondern es floss auch deren technisches Know How in die Produktentwicklung mit ein.
Zufallsgenerierte Rhythmen oder Melodien können inspirierendes Ausgangsmaterial liefern, auf das man mit herkömmlichen Sequencing-Methoden vielleicht nie gekommen wäre. Das Behringer Chaos kann den Zufall beeinflussen und die Art der Rhythmen sowie die Bereiche der CV-Signale kanalisieren. Ebenso können eigene Skalen für den Quantisierer definiert werden. Viele Zufallsgeneratoren haben das Problem, dass die erzeugten Sequenzen nur für den Moment der Erzeugung existieren und schon beim nächsten Durchlauf durch etwas Neues ersetzt werden. Die beiden Sektionen t und X können mit einer Lock-Funktion separat eingefroren werden, sodass ein momentaner Rhythmus oder eine Sequenz bestehen bleibt und wiederholt wird. So kann man mit diesem Pattern weiterarbeiten, indem man nun weiter am Sound schraubt oder es in einer DAW aufzeichnet, editiert und mit weiteren Chaos-generierten Sequenzen ergänzt.