Ich plane schon länger, mir eine Gitarre selbst zu bauen und habe mir bestimmte Fertigkeiten bislang durch das Tunen von fertigen Gitarren angeeignet (z.B. Abrichten der Bünde, Anfertigen eines Knochensattels, etc.). Dieses Projekt sollte für mich nun der nächste Schritt sein, bevor ich mich irgendwann dran mache, aus rohem Tonholz solch ein Teil zu bauen.
========================
Erster Eindruck des Bausatzes
========================
Alles kommt gut verpackt in einem Karton und die Kleinteile sind recht logisch zusammengepackt. Anbei gibt es noch eine Bauanleitung, die man allerdings auch auf der Artikelseite des Bausatzes als PDF laden kann. Ich habe mit der Anleitung allerdings wenig gearbeitet, kann dazu also auch entsprechend wenig sagen. Es hat mir allerdings bei der Kaufentscheidung geholfen, vorab mal durch das Bauanleitungs-PDF zu blättern.
============================
Für den Bau benötigte Kenntnisse
============================
Alles ist soweit vorbereitet, dass man - sofern man den Bausatz einfach schnell montieren möchte, dies in ein bis zwei Stunden bewältigen kann. Man sollte prinzipiell mit einem Schraubendreher und einem Gabelschlüssel umgehen können und keine zwei linken Hände haben. Mehr braucht es im Grunde nicht, d.h. Tiefergehende Kenntnisse wie oben kurz angesprochen sind nicht nötig. Auch braucht man keine Kenntnisse im Löten, da die Elektrik vorverdrahtet und mit Steckern versehen geliefert wird. Wenn man also keine Sonderwünsche hat, kann man auch die Elektrik einfach der Anleitung folgend im Body unterbringen und zusammenstecken. Möchte man das Instrument am Ende perfekt einstellen, sind natürlich diesbezügliche Kenntnisse (Einstellen der Saitenlage, Oktavreinheit, etc.) von Vorteil.
============================
Verarbeitung
============================
Die Teile kommen in einem Zustand, der einen einfachen Zusammenbau ohne weiter Hand anzulegen, ermöglicht. Passungen sind soweit sauber, der Hals sitzt satt in der Halstasche des Bodys und auch die Stegkonstruktion sitzt bestens.
============================
Modifikationsmöglichkeiten
============================
Der Bausatz eignet sich allerdings auch hervorragend als Basis, um eigene Modifikationen und/oder Designs einzubringen - beispielsweise die Verwendung einer ausgefallenen Farbe oder Farbkombination, wie es auch in anderen Rezensionen zu lesen ist.
Ich habe mich für ein natürliches Finish entschieden. Hierzu musste der Body abgeschliffen werden, da er mit einer (klaren, also quasi unsichtbaren) Grundierung geliefert wird, was gut ist, falls man sein Instrument lackieren möchte. Also Grundierung runter, mit 800er Papier am Ende glatt geschliffen und mit einem Hartwachsöl mehrfach behandelt - gibt ein schönes Finish, was optisch aber dem rohen Bausatz ähnelt. Die Vier Bohrungen im Hals, die die Befestigungsschrauben zum Korpus aufnehmen, habe ich aufgebohrt und mit Rampa-Muffen versehen, also metrische Maschinengewinde, die man in Holz eindrehen kann. Dies habe ich schon bei einigen Instrumenten gemacht und es gibt eine noch festere und sattere Verbindung zwischen Hals und Body wie ich finde. Allerdings muss man da schon ziemlich präzise arbeiten, sonst geht der Schuss nach hinten los. Die Pickups habe ich durch ein Set von Seymour Duncan ersetzt und die Volume-Potis gegen Push-Pull-Potis getauscht, mit denen ich die Pickups splitten kann. Auch die Kondensatoren an den Tonereglern habe ich getauscht. Die Elektrik habe ich also nicht vom Bausatz genommen, sondern komplett selbst verdrahtet. Das Elektrikfach sowie die Korpustaschen für die Pickups habe ich mit Graphitlack abgeschirmt - dieser Schritt lohnt sich selbst, wenn man das Instrument einfach nur zusammenbauen möchte. Die originalen Tuner habe ich durch Locking-Tuner von Harley Benton ersetzt, die ich bei fast all meinen Gitarren einsetze und zuguterletzt noch einen String-Butler auf die Kopfplatte montiert, bei Gitarren mit 3R/3L-Mechaniken an der Kopfplatte ein sehr sinnvolles Tuning.
============================
Fazit
============================
Durch die zahlreichen Modifikationen ist meine Harley Benton Single Cut kein wirkliches Low-Budget Projekt mehr. Allerdings ist am Ende des Tages so nun auch ein Instrument entstanden, das super klingt und sich hervorragend spielen lässt. Das Tonholz ist bei dem Preis sicher keine Premium-Qualität, aber dennoch sehr, sehr ordentlich. Klanglich finde ich die Klampfe jedenfalls hervorragend. Also egal, ob man sich einfach mal schnell eine Gitarre "zusammenschrauben" möchte, oder ob man eine Basis für größere Umbauten sucht - die Harley Benton Single Cut bietet die perfekte Grundlage.