Das Boss DD-8 Digital Delay ist ein vielseitiges und kompaktes Delay-Pedal, das sich in vielen Setups sinnvoll einsetzen lässt. Es bietet eine solide Auswahl an Delay-Modi, darunter Digital, Analog, Modulated und Reverse, sowie einige experimentellere Optionen wie Warp und +RV. Ein kleiner Looper mit bis zu 40 Sekunden Aufnahmezeit ist ebenfalls an Bord. Besonders praktisch ist die Stereo-Fähigkeit mit zwei Ein- und Ausgängen, was flexible Routing-Optionen ermöglicht – das Pedal funktioniert aber auch problemlos im Mono-Betrieb. Zudem gibt es einen Eingang für einen externen Fußschalter oder ein Expression-Pedal, um bestimmte Parameter in Echtzeit zu steuern. Die Bedienung erfolgt über klassische Drehregler für Effektlevel, Feedback und Delay-Zeit sowie einen Wahlschalter für den Modus. Das Tempo lässt sich entweder manuell über den Regler einstellen, durch langes Drücken des Fußtasters eintappen oder über einen externen Schalter komfortabler steuern. Ich habe dafür einen einfachen M-Audio-Taster genutzt, den ich mit der Hand bediene – das funktioniert deutlich angenehmer als das Tap-Tempo direkt am Gerät.
Die Verarbeitungsqualität des DD-8 ist auf dem gewohnt hohen Boss-Niveau. Das robuste Metallgehäuse wirkt langlebig, die Ein- und Ausgangsbuchsen sind sicher verschraubt, und die Lackierung ist sauber verarbeitet. Auch die Beschriftung ist gut lesbar, und die Drehregler bieten einen angenehmen Widerstand – auch wenn sie bauartbedingt relativ eng beieinander sitzen. Der Batteriewechsel erfolgt werkzeuglos über die bekannte Rändelschraube am Pedal, was praktisch ist, auch wenn die meisten Nutzer vermutlich ohnehin ein Netzteil verwenden. Insgesamt hinterlässt das Pedal einen sehr soliden Eindruck und dürfte auch härteren Bühneneinsätzen problemlos standhalten.
Klanglich ist das DD-8 ein solides Standard-Delay, das viele Situationen abdeckt, ohne in einer bestimmten Disziplin herauszuragen. Die Effekte funktionieren zuverlässig, klingen aber eher steril und wenig inspirierend. Besonders im Studioeinsatz fällt auf, dass die Stereo-Effekte keine wirkliche Tiefe vermitteln und beispielsweise das Mod-Delay nicht so breit klingt, wie man es sich wünschen würde. Auch der Tape-Delay-Modus konnte mich nicht wirklich überzeugen – hier fehlt die warme, organische Färbung, die gute Tape-Emulationen auszeichnet. Der Analog-Modus ist in Ordnung, aber klanglich nur wenig besser als ein günstiges Behringer VD-400, das ich ebenfalls besitze. Besonders schade ist das Fehlen eines Ping-Pong-Delays, was die kreativen Möglichkeiten einschränkt. Zudem ist das DD-8 empfindlich gegenüber hohen Eingangssignalen – es kann schnell anfangen, unangenehm zu zerren, wenn man nicht aufpasst. Der Looper ist leider kaum mehr als eine nette Dreingabe und klanglich wenig überzeugend. Für einen Bühneneinsatz an der Gitarre als einfaches, zuverlässiges Delay ist das DD-8 absolut solide. Wer jedoch im Studio arbeitet oder ein Delay mit ausgeprägtem Charakter und kreativen Möglichkeiten sucht, wird hier schnell an die Grenzen stoßen.
Letztlich habe ich mich daher entschieden, das 30-Tage-Rückgaberecht zu nutzen und bin Thomann dankbar dafür, dass es diese großzügige Lösung gibt. Das Boss DD-8 ist kein schlechtes Pedal – ganz im Gegenteil, es bietet eine grundsolide Qualität zu einem sehr fairen Preis. Aber für meinen Einsatzzweck, insbesondere für die Studioarbeit und kreative Klanggestaltung, ist es mir zu limitiert und klanglich zu unspektakulär. Nach längerem Überlegen, ob ich es vielleicht wenigstens als "Hilfs-" oder "Ersatzpedal" nutzen könnte, um beispielsweise einem Mono-Synth noch etwas zu beleben, habe ich mich doch dagegen entschieden, weil es einfach an Breite und Musikalität fehlte. Was für einen kleinen Gig oder den Proberaum prima funktioniert, ist nicht zwangsläufig in jeder Situation die beste Wahl.
Für meine Primär-Genres brauche ich eine gewisse Breite und Transparenz im Klang, und auch wenn mir im Vorfeld klar war, dass hier keine zwei Delay-Engines wie bei einem Strymon DIG zum Einsatz kommen und ein solcher Klang in dieser Preisklasse nicht zu erwarten ist, hätte ich mir dennoch eine Modulation gewünscht, die deutlich weiter als bis zu 2 Uhr-Position aus der Mitte kommt – vielleicht auch als Sekundärfunktion, wenn man das Mod-Poti mit gedrücktem Fußschalter dreht. Das liegt aber nicht am DD-8, sondern an meinem Anspruch und meinem Einsatzzweck. Deshalb bekommt das Boss DD-8 von mir dennoch 4 Sterne – der eine Stern Abzug ist der fehlenden Stereo-Breite geschuldet: Eine etwas breitere Stereo-Abbildung wäre auch in dieser Preisklasse gut umsetzbar gewesen.
Vorteile
+ Robuste Verarbeitung und langlebige Bauweise
+ Stereo-Ein- und Ausgänge für flexible Setups
+ Verschiedene Delay-Modi, darunter auch experimentelle Effekte
+ Tap-Tempo-Funktion und externe Steuerungsmöglichkeiten
+ Sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis für den Bühneneinsatz
Nachteile
- Grundsound mit wenig Charakter
- Keine echte räumliche Tiefe bei den Stereo-Effekten
- Tape- und Analog-Delay klanglich nur durchschnittlich
- Looper-Qualität nicht überzeugend
- Empfindlich gegenüber hohen Eingangssignalen