Das Proco Rat 2 ist eines dieser Pedale, das man einmal kauft und dann nie wieder hergeben will. Wer es zum ersten Mal sieht, könnte denken: „Sieht ja nicht gerade aufregend aus.“ Das kompakte schwarze Gehäuse wirkt fast unscheinbar, der Look eher funktional als schick. Doch sobald man es in die Hand nimmt, ist klar: Das Ding ist ein Panzer. Das massive Metallgehäuse bringt ordentlich Gewicht mit, die griffigen Potis sind gut gedämpft, und der Schalter klickt satt und zuverlässig. Nichts wackelt, nichts fühlt sich billig an. Der Boden ist mit soliden Gummifüßen ausgestattet, und das Batteriefach – das sich ohne Werkzeug öffnen lässt – bietet eine praktische Alternative zum Netzteilbetrieb. Die Anschlüsse für Input, Output und Strom sitzen auf der Rückseite, was Verkabelung und Pedalboard-Integration erleichtert.
Aber das Wichtigste ist natürlich der Klang – und genau da liefert das Rat 2 ab. Ich habe es bewusst nach langer Recherche und vielen Tests gewählt, allerdings nicht für eine Gitarre, sondern für eine Roland TB-303. Und das Ergebnis? Absolut überzeugend. Während ein Boss DS-1 oft schrill und spitz klingt, bietet das Rat 2 einen volleren, runderen Sound mit ordentlich Druck. Das Filter ist hier der Geheimtipp: Es kann harte Obertöne zähmen und sorgt dafür, dass selbst extreme Resonanzfahrten der 303 nicht ins Unerträgliche kippen. Besonders beeindruckend ist, dass man über den gesamten Regelbereich hinweg immer wieder interessante Klangspots entdeckt – es gibt keinen „toten Bereich“, in dem nichts passiert.
Natürlich habe ich das Rat 2 auch mit Drum Machines getestet – und es funktioniert hervorragend. Ob TR-606, TR-808 oder TR-909, das Pedal verleiht ihnen eine ganz eigene, rohe Klangfarbe, die perfekt in elektronische Musik passt. Und wer es komplett durchdrehen lassen will, kann auch Vocals oder Synths durch den Kasten jagen – das Ergebnis reicht von subtiler Sättigung bis hin zu völliger Soundzerstörung. Besonders in Kombination mit einem Bitcrusher wie dem Electro Harmonix Mainframe oder einem Delay wie dem Strymon El Capistan V2 ergeben sich spannende Klangwelten.
Für mich ist das Rat 2 weit mehr als ein reines Gitarrenpedal. Es ist ein vielseitiges Sound-Werkzeug, das sich perfekt für experimentelle Klanggestaltung eignet, aber auch im klassischen Einsatz ein starkes Distortion-Pedal bleibt. Acid-Basslines klingen damit noch bissiger, Detroit-Style-Sounds bekommen mehr Charakter, und wer sich im Bereich Industrial oder Noise bewegt, wird hier ebenfalls fündig. Sollte mein Rat 2 jemals den Geist aufgeben – was bei der robusten Verarbeitung unwahrscheinlich ist – würde ich es ohne zu zögern wieder kaufen. Ein echtes Arbeitstier mit Kultstatus!
Ein kleiner Wermutstropfen ist das Grundrauschen, das hörbar wird, wenn das Pedal aktiviert ist und kein Signal durchgeht. Es bleibt dezent, kann aber in Pausen bei hohem Gain auffallen. In einem dichten Mix spielt es keine Rolle – für absolute Stille hilft ein Noisegate.
Vorteile
+ Extrem robustes, langlebiges Gehäuse
+ Vielseitig einsetzbar – nicht nur für Gitarre, sondern auch für Synths, Drum Machines und Vocals
+ Fetter, durchsetzungsfähiger Sound mit flexiblem Filter für weniger harsche Höhen
+ Keine „toten“ Bereiche im Regelbereich – immer wieder neue Sweet Spots
# Funktioniert großartig in elektronischer Musik und für experimentelle Sounds
+ Sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis
Nachteile
- Bislang keine