Ban­d­in­ter­view: Funky­phon

30.04.2016
Musikvideo und Interview mit Funkyphon

Interview

FUNKYPHON ist dein musikalisches Projekt, mit dem du seit 2005 regelmäßig an das Licht der Öffentlichkeit trittst. Wie kam es zu diesem Namen?

FUNKYPHON: Mein Künstlername setzt sich aus zwei Komponenten zusammen: einerseits aus der Musikrichtung Funk oder - genauer gesagt - Electro Funk, der mich hauptsächlich inspiriert. Mein Verstärker brachte mich auf den zweiten Teil meines Namens. Als ich auf den Phonoeingang des Verstärkers sah, hatte ich die zündende Idee. Nun fügte ich zu "Funky" noch das "phon" hinzu und somit hatte ich für mich den perfekten Künstlernamen. Da es einer meiner größten Wünsche ist, einmal auf Vinyl zu erscheinen, war es die perfekte Ergänzung. Unter Funkyphon kennt man mich als Solokünstler. Ich habe aber schon vorher mit anderen Künstlern zusammen gearbeitet.


Was hat sich zwischen deiner ersten (DATA GROOVE, 2005) und deiner aktuellen Release (IRREVERSIBLE, 2016) geändert?

FUNKYPHON: Meine Musik folgt nicht dem Mainstream. Ich mache Musik deshalb, weil ich sie notwendig finde und sie in mir drinsteckt. Der Drang, sich künstlerisch auszudrücken, treibt mich an. Musik ist für mich nicht etwas Konventionelles, sondern Kunst. Daher orientiere ich mich nicht an Charts, sondern an meinen musikalischen Eingebungen, die mich Tag für Tag durchfließen. Weiters beeinflussen mich auch Stilrichtungen anderer Künstler, die mich emotional berühren. Um auf deine Frage zurück zu kommen, was sich über die Jahre verändert hat... eigentlich gar nichts! Meine Musik war schon immer sehr ambivalent und wird auch so bleiben.


Auf den unterschiedlichen Profilen im Internet - YouTube, Soundcloud, c-tube, usw. - lesen wir immer das Wort Funk und du hast uns eben erläutert, wie es auch zu diesem Wort in deinem Projektnamen kam. Deine aktuelle Clip-Produktion SPEEDVISION besticht allerdings durch ein Dub-Groove, der von einem entfesselten und in den Jazz wandernden Saxophon geschwängert wird. Wie geht das zusammen?

FUNKYPHON: Um das zu verstehen, muss man wissen, dass ich ursprünglich aus dem Klassikbereich komme. Ich kam dann über den Jazz zu Funk und Pop. Daher sind mir auch Einflüsse von anderen Musikrichtungen vertraut, und ich lasse sie laufend einfließen. Wie du bemerkt hast, gibt es bei mir immer wieder Kombinationen unterschiedlicher Musikrichtungen. In der heutigen Zeit sehe ich es als Selbstverständlichkeit an, sich von verschiedenen Genres inspirieren zu lassen. Mein Künstlername soll kein Garant dafür sein, dass alle meine Tracks mit Funk zu tun haben (werden).


Hast du für SPEEDVISION das Bildarchiv eines Techno-Künstlers der frühen 90er geplündert, oder sind die animierten Farben und Objekte im Video das Produkt einer modernen Software mit Vintage-Option?

FUNKYPHON: Da mir meine Musik sehr viel bedeutet, würde ich sie nie mit etwas wie Diebstahl beschmutzen. Die Person, die in "Speedvision" zu sehen ist, bin ich. Das Video ist von Anfang bis Ende meine Kreation und wurde von mir gefilmt und nachträglich am PC editiert.


Wie hast du diesen Clip kreiert? Wie lange hast du dafür gebraucht? Welche Tools hast du eingesetzt?

FUNKYPHON: Bis der Clip fertig war, dauerte es ca. einen Monat. Da ich alles selbst machte, ging es auch nicht schneller. Bei der Umsetzung meines Projektes war natürlich eine Greenbox ungemein hilfreich. Mein Videoarchiv lieferte die weiteren Bausteine für mein Video. Alles am PC zusammengemischt - mit verschiedenen Farblooks und Verzerrungsfiltern versehen - wurde das ganze Video zu einer runden Sache. Mein Wissen über Videoschnitt, Bild- und Grafiksoftware half mir auch sehr dabei.


Mit welchen Geräten musizierst du für gewöhnlich? Mach mit uns bitte einen Rundgang durch dein Studio?

FUNKYPHON: Ich arbeite hauptsächlich am Computer. Am Anfang meines musikalischen Schaffens arbeitete ich mit Synthesizern von Yamaha und Korg. Ich bin dann aber immer mehr auf den Computer übergewechselt, weil die VST-Plugins immer besser wurden und daher kein Bedarf mehr an Hardware bestand. Am liebsten arbeite ich mit den Software-Emulationen von Mini Moog, Moog Modular und Jupiter8. Zum Komponieren benutze ich ein Stagepiano. Das Editieren mache ich dann mit der Software. Neben Cubase benutze ich noch Samplitude. Ein Rundgang durch mein Studio ist eher langweilig, da bis auf ein PC, Stagepiano und Abhöre nicht viel vorhanden ist. Wenn Vocals von mir eingesungen werden, baue ich ein Mikrofon und Schallwände auf. Für kreatives Schaffen benötige ich nicht mehr.


Bilder und Animationen sind insgesamt sehr spacig - das Thema Weltraum scheint dir viel zu bedeuten, oder?!

FUNKYPHON: Ja, das stimmt. Als großer Sci-Fi Fan haben mich Filme wie "2001: Odyssee im Weltraum", "Star Trek" und nicht zu vergessen Serien wie "Captain Future" und "UFO" geprägt. Dieses Genre beeindruckte mich nicht nur bildlich, sondern vor allem musikalisch. Sphärische Klänge, wie sie gerne da eingesetzt werden, beeinflussen meine Musik.


Wie vermarktest du deine Musik überhaupt? Wir können dich nicht auf den üblichen Streaming-Diensten entdecken und sehen kein Produkt von dir, das man käuflich erwerben kann. Dabei klingt deine Musik professionell und manchmal habe ich das 'Bonmot' DAFT PUNK LIGHT auf der Zunge liegen, besonders wenn ich den Track "Summer of 1982" anhöre. Also: von was lebst du und wie finanzierst du dir den Luxus, in diesen turbulenten Zeiten von Weltwirtschaftskrise, Umweltzerstörung, Kriegen und Flüchtlingsströmen höchstwahrscheinlich einen Großteil deiner Zeit vor dem Computer zu verbringen?

FUNKYPHON: Es ist kein Wunder, dass du keine Musik von mir zu kaufen findest. Es gibt einfach keine. Dieses Thema ist für Künstler immer ein sehr schweres, da man sich eigentlich nicht wirklich damit beschäftigen will. Als Musiker möchte man, dass seine Musik gehört und gespielt wird. An das Geld denkt man erst dann, wenn man es nicht mehr hat. Wie du dir nun denken kannst, muss ich für meinen Lebensunterhalt arbeiten wie jeder andere auch. Trotzdem ist es ein Traum von mir, irgendwann mal von meiner Musik leben zu können. Meine Ansprüche an meine Musik sind sehr hoch, und deshalb versuche ich so professionell wie möglich zu arbeiten. "Summer of 1982" soll ein beschwingter Sommersong sein. Deine Assoziation mit Daft Punk kann ich schon verstehen, da sie mit dem Hit "Get Lucky" wieder Elemente aus dem Funk früherer Tage aufgriffen. Ich spiele schon länger mit diesen Elementen und orientiere mich eher an Gruppen wie Kool and the Gang, Earth Wind & Fire, Imagination und Platten von Quincy Jones. Schwierige Zeiten gab und gibt es immer wieder. Ich versuche diese Emotionen auch in meinen Songs einfließen zu lassen. Einer dieser kritischen Songs ist "Stinkreich", in dem ich den Hyperkapitalismus an den Pranger stelle. Auch Themen wie Umweltzerstörung und Ausbeutung der Erde behandle ich in "Unique Earth".


Viele deiner Tracks würden sich aufgrund deiner in englisch und deutsch gesungenen Vocals auch für den Airplay im Hörfunk oder Web-Stream eignen. Hast du diesbezüglich mal Feedback bekommen oder dich sogar selbst mal gehört? Welche Radio-Stationen erreichen die Leute noch?

FUNKYPHON: Ich habe viele Talente, aber das Vermarkten meiner Musik gehört eindeutig nicht dazu. Als Solokünstler ist es schwer an Labels oder auch an Radiostationen heranzukommen. Leider habe ich auch kein Management, das sich um diese Arbeit kümmern würde. Aber danke, dass du findest, dass meine Musik sich für den Markt eignet. Also wenn jemand Lust hat - einfach bei mir melden ;-) Da ich weder als Live-Musiker noch als DJ in der Öffentlichkeit stehe, ist es für mich schwer Feedback zu bekommen. Beruflich bedingter Zeitmangel und mein Bedürfnis daneben noch so etwas wie ein Privatleben zu haben, macht es unmöglich. Die Internetforen sind da in der Regel keine große Hilfe - bis auf euch; ihr seid die große Ausnahme.


Du kommst aus Österreich und lebst in Wien. Tolles Land, großartige Stadt, wie ich persönlich finde. Wie sehr beeinflusst dieser Ort deine Kreativität?

FUNKYPHON: Es lebt sich sehr gut in Österreich. Wien ist weltweit bekannt als Stadt der Musik, aber eher im Bereich der Klassik. Als zeitgenössischer Musiker hat man es hingegen schwer wahrgenommen zu werden. Hierzulande ist der Musikmarkt sehr klein und stark umkämpft. Dazu kommt noch, dass Österreicher nicht gerade für Funk schwärmen, sondern viel eher für andere Musikrichtungen. Vielleicht auch einer der Gründe, warum ich noch nicht im Radio gespielt wurde. Nichtsdestotrotz ist Wien sehr lebenswert und hat mich sicher das eine oder andere Mal künstlerisch inspiriert.


Wie ist die aktuelle Stimmung in Österreich, wenn man die öffentliche Debatte um Europa und Migranten in Betracht zieht?

FUNKYPHON: Die Stimmung ist schlecht und leider aufgeheizt. Die politischen Lager überschlagen sich mit Pseudovorschlägen, die im Grunde genommen am nächsten Tag wieder verworfen werden. Weiters kommt noch dazu, dass dieses Thema zum Stimmenfang für alle politischen Lager benutzt wird und somit keine sachliche Diskussion zustande kommt. Eine europäische Lösung wäre wünschenswert. Die Frage ist nur, ob sie noch rechtzeitig kommt. Historisch gesehen ist so eine Situation, wie wir sie jetzt erleben, nichts Neues. Erschreckend daran ist nur, dass wir trotz Geschichte nichts dazu gelernt haben.


Wie sieht einer deiner Träume aus?

FUNKYPHON: Ich wünsche mir, dass ich weiter Musik machen kann und vielleicht mehr Anerkennung als Künstler bekomme. Für die Welt wünsche ich mir, dass sie wieder mehr zur Ruhe kommt und die Menschheit wieder etwas besonnener wird.


5 Tracks, die du mit in den Weltraum nehmen würdest:

FUNKYPHON: Ich bin ein Bewunderer der Menschen, die hinter der Musik stehen. Somit würde ich mir nicht nur fünf Tracks mit ins All nehmen, sondern ganze Musikbibliotheken ihres Schaffens. Künstler, die ich sehr verehre sind Johann Sebastian Bach, Antonio Carlos Jobim, Quincy Jones, Michael Jackson, um nur einige zu nennen.
Der Track "Major Tom" würde fürs Reisegepäck auch gut passen ;-)


LINK: c-tube Profil von FUNKYPHON

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