Ich habe dieses Mundstück mittlerweile vier Monate lang getestet und möchte nun ein wenig dazu schreiben. Vorneweg vielleicht mein bisheriges Setup und meine Motivation für den Umstieg.
Ich spiele ein Selmer Reference 54 Tenor und bin mit diesem Sax sehr zufrieden. Ich habe zuerst eine kurze Zeit auf dem mitgelieferten S80 C* Ebonit-Mundstück gespielt, was fehlerfrei intonierte und einen recht klaren, wenig modulierbaren Sound produzierte. Ich war mehr auf der Suche nach einem obertonreichen, etwas raueren Sound, traute mich aber wegen der meist größeren Bahnöffnungen noch nicht an ein Metallmundstück heran. Also bin ich umgestiegen auf das Selmer Soloist erst mit der gleichen Öffnung (C*, Öffnung 1,80 mm), dann D (2,01 mm). Der Umstieg klappte problemlos und auch der Sound wurde etwas obertonreicher, dabei weiterhin sehr kontrolliert und wenig formbar. Kein Quietschen, aber auch keine Überraschungen. Übrigens passten alle diese Selmer Mundstücke perfekt auf die Selmer-Bohrung.
Es blieb die Neugier auf die sagenumwobenen Otto Link-Metallmundstücke. Ich testete also ein Super Tonemaster Metall in Größe 5 (Öffnung 2,03 mm). Es war von der Bohrung leicht exzentrisch und zu groß, es wackelte am Selmer S-Bogen herum, das Werkeln mit Klebeband oder Papier nervte mich. Ich hatte damit einfach keinen Spaß, auch die sonstige Verarbeitung war schlecht. Der Sound ging aber schon deutlich in die gewünschte Richtung. Was tun, vielleicht den Kork austauschen? Mein Blick fiel auf die französischen Vandoren-Metallmundstücke, die schon optisch wie ein Link-Klon aussehen. Meine Wahl fiel auf das Vandoren V16 T5-L, wegen der ähnlichen Bahnöffnung und der großen Kammer.
Kurz gesagt ist das T5-L Mundstück für mich kein Link-Klon, sondern mit diesem Setup schlichtweg das bessere STM. Die Verarbeitung des T5-L ist absolut perfekt, es glänzt nahtlos, die Schriftzüge sind aufwändig graviert, es gibt keine lustlos überlackierten Schweißnähte wie beim Link und mein T5-L passt exakt auf die Selmer-Bohrung. Nach etwas Probieren fand ich dann auch ein Blatt von Vandoren dafür am besten geeignet, ich nehme für dieses Mundstück nur noch ein etwas leichteres Red Java in Stärke 2. Der französische Schnitt (filed cut) erleichtert das Anblasen in den Tiefen, was dem Mundstück (das insgesamt etwas mehr Luft fordert) entgegenkommt. Wer es lieber unfiled mag: Ich habe auch V16 Blätter gut zum Laufen gebracht, nur die ZZ klangen mir persönlich etwas zu dünn. Ich empfehle für das Vandoren T5-L auch die zugehörige Vandoren-Blattschraube. Falls jemand noch eine Link-Schraube übrig hat: In meinem Fall passt sie auch auf das Vandoren (die Aussparung oben bleibt dann halt frei), aber viele Spieler ärgern sich ja gerade wegen der billigen Blattschrauben über Otto Link. Der Sound des T5-L macht mir mit dem ausgetüftelten Setup (also Red Java 2, Vandoren Blattschraube) wirklich großen Spaß, er klingt kräftig, voll und farbig, da habe ich endlich meine Obertöne. Und ich habe etwas mehr Freiheit beim Modulieren der Töne, z.B. beim Bending und Growling. Allerdings musste sich mein Ansatz erst ein bisschen dran gewöhnen und ich habe nun mehr Eigenverantwortung bei der Tonproduktion. Ob das nun der beworbene Sound der 40er ist, darf jeder gerne selbst herausfinden!
Fazit: Eine prima Wahl für den Einstieg in die Welt der großvolumigen Metallmundstücke, gut beherrschbare Bahnöffnung. Obertonreicher, modulierbarer, aber noch kontrollierbarer Klang. Verträgt sich sehr gut mit anderen Franzosen (Selmer-Bohrung, Vandoren Blattschraube, filed cut). Es ist seinen Preis (zzgl. Blattschraube) wert.