4. Stilistische Perspektive

Die größte stilistische Flexibilität besitzt der Musiker, der gleichzeitig auf unterschiedliche Gitarrentypen (Westerngitarre, Elektro-Akustikgitarre, Konzertgitarre, E-Gitarre, Dobro etc.) zurückgreifen kann. Der vielseitig interessierte Einsteiger dagegen muss bei seinen ersten musikalischen Ausflügen in die verschiedenen Stilrichtungen wahrscheinlich mit nur einem Instrument auskommen. Bevor man sich endgültig für den Kauf eines Instruments entscheidet, sollte man auch die stilistischen Perspektiven, welche die unterschiedlichen Gitarrentypen bieten können, näher kennenlernen.

Die Grenzen der Konzertgitarre werden jedoch schnell erreicht, wenn man sich stilistisch überwiegend von der hohen Spielkunst eines E-Gitarristen leiten lässt. Mit dem Medium Konzertgitarre kann man sich "rockig" nur unbefriedigend artikulieren. Der (verzerrte) Rockton der E-Gitarre, der mit einem relativ großen technischen Aufwand entsteht, beeinflusst auch das Spielgefühl. Es gibt aber auch noch andere Gründe für das Unbehagen. Die charakteristischen Spieltechniken der E-Gitarre (z. B. Bend-Up, Slide, Rockvibrato oder Tapping), lassen sich auf den "trägen" Nylonsaiten der Konzertgitarre nur unzureichend nachvollziehen, zumindest nicht mit dem angemessenen Feeling. Der Solist mit dem gewissen Rock-Feeling wird außerdem durch den Korpus der Konzertgitarre, der schon am 12. Bund des Griffbretts ansetzt, regelrecht daran gehindert sich aufzuschwingen, um in den höchsten Tönen zu brillieren. Darüber hinaus verfügt die Konzertgitarre nur über 18 bis 19 Bünde. Der Solospieler wird aber irgendwann auch von den Tönen in noch höheren Lagen magisch angezogen.

Nun, verzerrte rockige Sounds wird man auch einer Westerngitarre nicht entlocken können. Die Westerngitarre bietet dem vielseitig orientierten Einsteiger aber am Anfang ein solides Forum für Experimente mit den Stilmitteln des Rock und Blues Genres. Die elementaren Spieltechniken, die den Rockton ausmachen (Slide, Hammer-On, Pull-Off, Bend-Up etc.), kann man mit einem dünnen Saitensatz relativ gut nachvollziehen. Dünne Stahlsaiten kann man bei einem Bend-Up oder Rockvibrato leichter dehnen als die trägen Nylonsaiten der Konzertgitarre. Die Westerngitarre kann auch mit einem Cutaway geliefert werden. Diese Ausbuchtung am Korpus gewährleistet, dass man auch die oberen Bünde auf dem Griffbrett bequem erreichen kann.

Taylor 210ce Plus mit Cutaway

Außerdem befindet sich der Ansatz des Korpus bei der Westerngitarre immer am 14. Bund des Griffbretts. Das Griffbrett dieses Gitarrentyps ist, ähnlich wie auch das einer E-Gitarre, mit 20 bis 22 Bünden ausgestattet. Mit dem Plektrum gespielte Melodielinien, einfache Riffs und Licks kann man auf einer Westerngitarre relativ leicht erlernen.

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