Engl E633 Fireball 25

Ich bin verliebt. In einen ENGL. Dabei dachte ich immer, dass das doch eher etwas für die reine Metalfraktion sei, zu der ich mich nicht zähle. Diverse Videos im Netz haben mich im Vorfeld eines Besseren belehrt, weswegen ich dem Fireball 25 eine Chance geben wollte. Bin ich dankbar für das Internet....
Ich suchte etwas simples mit Vollröhre, keine tausend Regler und Kanäle. Der Amp wird für Recordings unterschiedlicher Richtungen verwendet von ganz cleaner Strat bis ModernMetal auf Drop A. Und mit eingebauter Loadbox war das natürlich doppelt interessant, da ich großer Fan von einer "richtiger Amp in IRs" - Lösung bin.
An dem Punkt kommt aus m.M.n. das einzige Manko des Amps, obwohl das nicht als Kritik verstanden werden soll, sondern bitte mehr als Hinweis: Die eingebaute Loadbox - Funktion klingt sehr nach einer resistive und nicht nach einer reactive Loadbox. Soll heißen: Das Signal aus dem LineOut beim 0 Watt Modus klingt recht dumpf und in den Höhen beschnitten verglichen mit einer hochwertigen reactive Box (z.B. die von Suhr) hinter dem SpeakerOut. Das ist im Signal schon ein riesiger Unterschied. Jedem, der im SilentRecording daheim das beste aus dem Amp herausholen möchte, würde ich daher eine separate reactive Loadbox empfehlen und dabei den Amp im 25 Watt Modus lassen. Für Live ist der LineOut mit nem IR-Loader dahinter aber bestimmt gut zu verwenden. Natürlich ist das eine Kostenfrage bei der Herstellung und eine hochwertig verbaute Loadfunktion würde den Amp vermutlich 300€ teurer machen, von daher will ich das weder ENGL noch dem Amp selbst negativ anrechnen.
Dass der Leadkanal wunderbar tight ist und alles liefert, was das Zerrerherz begehrt, hatte ich vermutet. Auch auf Drop A kann er alles von Djent bis wasweißich und das eingebaute Noisegate funktioniert sensationell. Was mir aber viel mehr imponiert hat ist der Clean - Kanal. Den Gainregler im Clean - Kanal voll aufgedreht und eine SingleCoil Strat ist einfach toll. Der Amp reagiert so herrlich dynamisch und zusammen mit dem VolumePoti der Gitarre sowie der Anschlagstärke kann man auf einmal alles machen. Ich kann mir auch gut vorstellen, den Amp auch als 1-Kanaler mit Booster-Pedal vor dem Cleanchannel zu verwenden. Die Vielseitigkeit der kleinen Kiste habe ich dem Metallgitter nicht zugetraut. Man soll das Buch nicht nach dem Cover bewerten....

Ich bin glücklich.

-Reduziert auf das Nötigste jedoch alles da was man braucht
-mit dem Engl-Gigbag einfach mitzunehmen
-reagiert gut auf den Volume-Knob der Gitarre und bleibt dynamisch
-schnell einstellbar
-gut abgestimmte Regler
...

Für Metal ist man damit natürlich bestens gerüstet, aber der Amp geht auch gut mit wenn man die Metal-Gefilde verlassen und etwa in Richtung Vintage-Sounds gehen will.

Lautstärke:
-Der 1W-Modus ist gerade noch in Ordnung für die kleine hellhörige Mietwohnung um 2 Uhr Nachts, den Volume-Regler kann man da nurnoch sehr vorsichtig bewegen, der Sound passt aber auch bei niedrigsten Lautstärken soweit (und anders als bei anderen Herstellern sind niedrigste Lautstärken tatsächlich einstellbar)
-Im 25W-Modus muss ich je nach Box auch neben einem lauten Drummer nicht mehr als ein Viertel bis höchstens ein Drittel aufdrehen, insofern laut genug für jede Probe und jede normale Bühne.

Habe im Proberaum zwar einen Engl Invader 100 mit 4 Channel und Midi-Footswitch aber da ich den aufwändigen Firlefanz eigentlich nicht brauche spiele ich lieber mit dem Fireball 25 um weniger Zeit mit Einstellungen zu verschwenden, und der Sound ist meiner Meinung nach mindestens ebenbürtig.

Kauft euch dieses Prachtstück von einem Amp!

Mein erster richtiger Röhrenamp und ich komme aus dem Lächeln gar nicht mehr raus. Vorher hatte ich Plugins und Modeller (QC).

Der Leadchannel hat Gain ohne Ende mit sehr schöner Klangtextur. Nicht so hell und schrill wie ein Marshall, eher ein dunkles Voicing. Ziemlich tight wie ich es gewünscht hatte, mit SD-1 und GE-7 wird es richtig ultratight.

Überrascht hat mich der Cleanchannel. Klingt hervorragend sauber bei zurückgesetztem Gain, bei vollem Clean-Gain bekommt man wunderbare AC/DC-Sounds. Der Amp ist zwar als Metalbrett bekannt und das ist auch seine Paradedisziplin, er kann aber eigentlich alle Stile ziemlich gut abdecken. Die Gainstufen von Clean- und Leadchannel passen nahezu nahtlos ineinander.

Am meisten begeistert mich aber natürlich die Dynamik eines Amps (deswegen hatte ich mir hauptsächlich eine Röhre zugelegt). Das Regeln der Verzerrung alleine mittels Gitarren-Volumeregler und Anschlagsdynamik ist einfach ein Träumchen.

Eine Gitarrenbox habe ich nicht, das passt räumlich und von der Klangkulisse nicht. Der Engl geht also in eine Loadbox von RedSeven, allerdings nicht mit den internen IRs, sondern über Line-Out ins Audiointerface und DAW - dort werden dann Engl oder Marshall IRs geladen. Jemand mag sich nun fragen: Warum nicht über den Line-Out, der sich auf der Rückseite befindet (Speaker Off)? Nun, dieser Line-Out sendet nur ein resistive load Signal, wohingegen die Loadbox auch eine reactive load zur Verfügung stellt. Dadurch wird die Interaktion zwischen Amp umd Lautsprecher viel realistischer dargestellt. Es fühlt sich lebendiger, dynamischer und reaktiver an, beim resistive load dagegen irgendwie steril und eindimensional. Resistive load kann man aber natürlich machen, ich bevorzuge jedoch die Loadbox.

Der Fireball 25 ist schlichtweg ein Traumamp für mich. Sehr gut verarbeitet und macht einen hochwertigen Eindruck. Und erst der Sound...

Der Fireball ist auf gar keinen Fall nur für Metal gedacht. Die Regler lassen alle möglichen Genres einstellen - von Funk und Jazz bis Black Metal. 1 Watt Schalter lässt den Verstärker sehr gut in einer Wohnung verwenden: auch bei niedrigeren Lautstärken bleibt er im Klang schön offen. Lead Channel mit high Gain kann trotzdem zu laut für die Nachbarn sein, aber dafür gibt es ein Line Out, welchen ich direkt in mein Motu m2 rein mache. Auf dem pc braucht man einen kostenlosen IR finden - und los geht es.

Die Verarbeitung sieht auch sehr brutal und hochwertig aus. Schade nur, dass die Fußschalter nicht dabei kommen.