Alhambra Luthier Aniversario

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Alhambra Luthier Aniversario
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Phantastische Meister-Gitarre
diedl 24.05.2023
Diese Gitarre wurde von Javier Mengual, dem Nachfolger von José Vilaplana, 2022 gebaut und sieht - abgesehen von der individuell unterschiedlichen Maserung des Ziricote-Holzes - genauso aus wie auf den Fotos. Ziricote hat eine ziemlich verrückte, wolkige Maserung, fast etwas Psychedelisches. Es ist im Ggs. zu Palisander kein Regenwaldholz und wächst auch in Plantagen in Mexico und der Karibik. Die Red Cedar Decke aus Nordamerika hat eine besonders schöne Maserung mit einer ganz dezenten Grünstreifigkeit, welche die nicht getönte, schwarz-rötliche Naturoptik der Gitarre ziemlich positiv befeuert. Rosette, Halsformat, Griffbrett, Saitenlage, Steg mit Einlagen und Mechaniken sind präzise und perfekt verarbeitet, hochwertig und hervorragend aufeinander abgestimmt.

Diese Gitarre ist auf der Bühne eine Augen- und Ohrenweide. Sie ist eine echte Spanierin, dunkel, geheimnisvoll, schön und temperamentvoll, geschaffen um sich zu verlieben. Ideal für emotionales Spiel.

Man kann mit dieser Gitarre neben dem kompletten Klassikprogramm auch die Moderne Musik mit percussiven Effekten spielen, weil sie mit Nitrolack lackiert und viel widerstandsfähiger ist gegen die Klopferei. Das macht sie bis zu einem gewissen Grad road-tauglich und auch für Folklore, Blues und Jazz prädestiniert. Das kommt mir sehr entgegen, weil ich gerne auch rasgueados und Blues spiele und die Klassik-Gitarre auch in der Rockmusik einsetze. Der Nitrolack ist wesentlich pflegeleichter und robuster als Schellack, welcher schon beim Staubwischen verkratzt und nicht gegen Körperschweiß schützt. Das spart sowohl Zeit und Geld fürs Aufpolieren, als auch das lästige Abdecken der Körperkontaktstellen mit Ledertüchern, die dann beim Aufstehen auf der Bühne peinlich herunterfallen. Wer allerdings extrem auf seiner Sehnsuchtsbratpfanne herum dreschen will, der nimmt besser eine Flamencogitarre mit golpeador.

Den Klang zu beschreiben ist schwierig - da Geschmackssache - aber ein paar analytische, durchaus messbare Dinge sollen beschrieben sein:

Zum Einen fällt das lange Sustain der einzelnen Töne in allen normalen Lagen auf. Das dürfte an dem hohen Gewicht der Gitarre liegen. Erst ab dem 18. Bund (!) bricht das Sustain auf der hohen e-Saite ein. Mir ist aber noch keine Meistergitarre begegnet, die das da oben, beim b', wirklich gut kann. Zum Anderen besticht die sehr gute Ausgewogenheit zwischen den Saiten in allen üblichen Lagen und zwischen leeren und gegriffenen Saiten. Es gibt keinen Ton, der zu leise oder zu laut ist.

Die Red Cedar Decke liefert den gewollt typischen, schnell ansprechenden, mittenbetonten und warmen Klang, jedoch ohne zu "näseln". Die hohe e-Saite hat einen außergewöhnlich schönen, warmen Klang. Die Bässe klingen kräftig und durchsetzungsstark im Kontrapunkt, gleichzeitig trocken genug, damit es nicht dröhnt oder basslastig wird.

Dur-Akkorde klingen auch auf billigen Gitarren gut, aber der E-Moll-Akkord-Test trennt die Schafe doch ziemlich deutlich von den Böcken. Das hängt mit der jeweiligen Architektur der natürlich schwingenden Obertonreihe zusammen:

Bei dieser Meister-Gitarre gibt es bei den Obertönen der leer gespielten, tiefen E1-Saite beim 4. Oberton #g (4th harmonic) eine Resonanz-Senke, die bewirkt, dass sich der Gesamtklang eher offen verhält. An dem einfachen, über alle Saiten durchgestrichenen E-Moll-Akkord in der 1. Lage - dem wohl Häufigsten an der Gitarre - möchte ich den Effekt beschreiben. Durch die 4th harmonic Senke entsteht nur eine vergleichsweise kleine, kaum hörbare und kaum störende Dissonanz durch die kleine Sekunde des ersten g-Obertons der leeren G-Saite zum skalenfremden, atonalen #g-Oberton der leeren E1 Saite. So erklingt wirklich ein schöner, weitestgehend skalenrein definierter E-Moll-Klang. Die weitere Obertonreihe setzt sich über h (5th), d' (6th), e' (7th) bis zum #f (8th) sehr weit und gut hörbar fort. Diese Töne verhalten sich in der Dissonanz deutlich angenehmer, weil hier große Sekunden und Terzen der Moll-Skala hörbar sind. Die Obertonstruktur erweitert also den E-Moll Klang ganz dezent in den Obertönen zu skalenreinen Em7- bzw. Em9-Akkorden. Billig-Gitarren haben aber zumeist ein 4th harmonic Maximum und ab der 5th harmonic nur noch Minima. Deswegen klingen sie mehr oder weniger schräg beim E-moll-Akkord und erweitern diesen mit einem skalenfremden Dur-Oberton mit der schärfsten Dissonanz, die es in der Musik gibt.

Das ist der Grund, warum ein ganz banaler E-Moll-Akkord auf dieser phantastischen Gitarre richtig gut klingt.

Bei der Ausstattung wurde nirgends ein billiger Kompromiss gemacht. Der stabile Koffer ist stilecht und hat ein eingebautes Hygrometer. Es gibt einen Instrumenten-Pass mit individuellem Code, mit dem man sein gutes Stück online zum Diebstahlschutz registrieren kann. Ferner gibt es eine Charakterisierung des Erbauers, eine Karte mit Einbauposition, Art und Herkunft aller verbauten Hölzer, einen zweiten Knochensteg (!) für geänderte Saitenlage und ein Reinigungsfleece.

Offenbar bin ich nicht der Einzige, beim dem die Liebe auf den ersten Blick einschlug. Der Verkaufsrang 23 (!) einer handgemachten, spanischen Meistergitarre - inmitten von Billiginstrumenten aus Fernost - spricht für sich. Sie muss den Vergleich mit wesentlich teureren Gitarren nicht fürchten.

Eine klare Kaufempfehlung für fortgeschrittene Musiker, die nicht stehenbleiben wollen. Der etwas höhere Finanzbedarf gegenüber einem Mittelklasse-Instrument macht sich auf jeden Fall bezahlt.
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Alhambra Luthier Aniversario