Es gibt drei Bassmodelle, die derart häufig auf Recordings und den Bühnen dieser Welt zu hören sind, dass man sie eigentlich als heimliche Bandmitglieder bezeichnen müsste: Die Rede ist vom Fender Precision Bass, dem Fender Jazz Bass und dem Music Man Stingray. 🎸
Noch ungewöhnlicher ist: Alle drei Bassmodelle haben einen gemeinsamen „Vater“: Leo Fender. Doch so ähnlich ihre DNA auch ist – in ihrem Charakter sind sie durchaus eigenständig. Wer in dieses „bassistische Bermudadreieck“ eintaucht, merkt schnell: Jazz Bass vs. Precision Bass vs. Stingray – hier geht es um Identität, um Sound – und um Feeling!
Der Precision Bass – wie alles begann
Stellen wir uns die frühen 1950er vor: Tanzbands, verrauchte Clubs, der Kontrabass gehörte noch zum Standard-Equipment jeder Band – mit allen Vor- und Nachteilen wie geringer Lautstärke, schwierigem Transport und einer problematischen Intonation auf dem bundlosen Griffbrett. Der gelernte Radiomechaniker Leo Fender hob im Jahr 1951 den Fender Precision Bass aus der Wiege.
Fender
AM Pro II P Bass RW OWT
Harley Benton
PB-20 BK Standard Series
Dieser war zwar nicht der erste E-Bass überhaupt – schon 1935 hatte Paul Tutmarc eine Audiovox Model 736 Electric Bass Fiddle vorgestellt –, aber das erste in nennenswerten Stückzahlen serienmäßig hergestellte E-Bassmodell.
Der Name „Precision“ gibt einen Hinweis auf Leos Anliegen: Gitarristen sollten in die Lage versetzt werden, auf dem bundierten Griffbrett sauber zu intonieren („intonation with precision“), um sich mehr Jobs erschließen zu können. Doch auch viele Bassisten freuten sich, konnten sie mit dem Precision Bass doch lautstärkemäßig endlich mit den stetig lauter werdenden Kollegen in ihren Ensembles mithalten. Und auch der Transport war im Vergleich zum Kontrabass ein Kinderspiel.
Squier
CV 60s P-Bass LRL OWT
Marcus Miller
P5 Alder-4 MLG
James Jamerson, der „heimliche Held“ von Motown Records, zauberte mit seinem P-Bass legendäre Linien wie „What’s Going On“ oder „Ain’t No Mountain High Enough“. Legenden wie Marcus Miller oder Victor Wooten berichten noch heute in Interviews, dass sie massiv von Jamersons Basslinien beeinflusst wurden, die in ihrer Jugend im Radio liefen.
Ob mit Plektrum oder Fingerstyle – der Sound eines Precis klebt an Songs wie das Fundament am Gebäude. Doch wer denkt, der Preci wäre nur etwas für Blues oder Soul, irrt gewaltig! Steve Harris (Iron Maiden) oder Duff McKagan (Guns N’ Roses) zeigen eindrucksvoll, wie druckvoll ein P-Bass im Rock klingen kann.
Der Jazz Bass wird geboren
Ein Jahrzehnt später kam der Fender Jazz Bass auf den Markt. Mit seinem schmaleren Hals und den zwei Pickups wirkte er fast wie die coole, wendige Schwester des P-Basses. Leo Fender wollte gezielt die „modernen“, technisch versierten Musiker ansprechen, die man damals vor allem mit dem Jazz in Verbindung brachte.
Squier
CV 60s Jazz Bass LRL DPB
Harley Benton
JB-20 CA Standard Series
Jazz galt als virtuos, urban, anspruchsvoll, und genau dieses Image sollte das neue Instrument transportieren. Während viele Jazzer jedoch nach wie vor am Kontrabass festhielten, entdeckten bald Funk-, Rock- und Popmusiker den klanglich äußerst vielseitigen Jazz Bass mit seinem leicht zu bespielenden Hals für sich – zum Beispiel Larry Graham, seines Zeichens Erfinder der Slaptechnik:
Fender
Am Pro II Jazz Bass RW 3TS
Marcus Miller
V7 Alder-4 AWH 2nd Gen
Der selige Jaco Pastorius machte den bundlosen Jazz Bass gar zu seinem persönlichen Markenzeichen:
Und auch der hochgezüchtete Slap-Ton von Marcus Miller ist heutzutage weltbekannt:
Brachial und kräftig: Music Man Stingray
Mitte der 70er-Jahre kam dann der nächste Paukenschlag: Leo Fender hatte Fender Inc. zwar zu dieser Zeit bereits verlassen, brachte aber dafür bei der Firma Music Man den Stingray Bass heraus. Der Stingray gilt als erster Serienbass mit aktivem Onboard-Preamp, der den Sound eines fetten Humbuckers in der Stegposition verstärkt. Das Ergebnis ist ein Sound, der sowohl brüllen als auch singen (vor allem in der Fretless-Version!) kann – ein echtes Chamäleon!
Sterling by Music Man
StingRay RAY34HH Spalted BOB
Music Man
Stingray 4 HH Black
Louis „Thunderthumbs“ Johnson, brachte dieses Bassmodell im Funk groß raus:
Und viele Jahre später verewigte sich ein gewisser Flea bei den Red Hot Chili Peppers mit einem Stingray auf zahlreichen Welthits:
Jazz Bass vs. Precision Bass vs. Stingray: Du hast die Qual der Wahl!
Alle drei Modelle aus dem bassistischen Bermudadreieck sind legendär und zeitlos! Nicht nur, weil sie von Leo Fender stammen, sondern weil sie Generationen von Bassleuten inspiriert und beflügelt haben. Ob nun Precision Bass, Jazz Bass oder Stingray – am Ende entscheidet dein persönlicher Geschmack, für welches Instrument aus diesem Bermudadreieck du dich entscheidest. Und eines ist klar: Am besten hat man von jedem Bassmodell mindestens ein Exemplar in seinem Arsenal!
Welches Bass-Modell bevorzugst du? Lass es uns in einem Kommentar wissen!
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