TL/DR: hätte ein tolles Produkt sein können, wenn es von Focusrite oder Behringer wäre. Das Taschenformat hat mich auch sofort angefixt, aber die mangelhafte Umsetzung bringt einen wieder runter.
Lieber vor dem Kauf die Anleitung lesen anstatt Influenza Youtube Videos gucken!
Erst mal: grundsätzlich eine gute Idee, Taschen-Mixer mit SD Card
Recording, der auch als Audio Interface nutzbar ist. Aber Zoom schafft es erfahrungsgemäß immer, in seine Produkte versteckte Limitierungen einzubauen, die den Spass verderben können. Hier leider auch.
A) Kröte Eins:
Wenn man USB Audio Ausgänge nutzen will, muss man dafür Klinkeneingänge opfern! Nochmal zur Verdeutlichung: ja, tatsächlich kannst Du nicht die beiden letzten Stereo-Eingänge nutzen, wenn Du die vier Audio Ausgänge des USB Interface nutzen willst! Ich wollte es auch nicht glauben, wird aber so auch im Manual bestätigt!
Das ist eine derart dicke dicke Kröte, dass es schwer wird, das ganze Produkt noch ernst zu nehmen. Zumal man ja im Betrieb als USB Audio Interface eigentlich immer auch hören möchte, was denn da aus dem Rechner / Ipad kommt und man damit *immer* schon mal zwei Klinkeneingänge weniger hat. Fällt man auf die etwas unscharfe Marketing Beschreibung herein und plant schon sein Setup mit vier Audio Outputs ("Oh, toll, endlich vier Outs in Hardware verteilen!"), wird man böse geärgert wenn man feststellt, dass hier bitter gespart wurde an physischen Outputs.
B) Kröte Zwei:
Output für Monitoring ist bei diesem Mixer fest an Main Out gekoppelt.
Das muss man auch erst mal selbst erleben, um es zu glauben.
Das ist ein weiterer derart fetter Krötenbrocken, das wäre schon alleine ein Grund, dem Hersteller das Produkt um die Ohren zu hauen, aber nach der ersten Kröte geht das gar nicht mehr rein! Was für ein Witz!
C) Weitere kleine Kröten:
Die Effekte sind nicht zu gebrauchen, wirklich sehr schlecht, die Knöpchen zum Abspielen von Samples hätte man sich lieber sparen und stattdessen physische Outputs für USB einbauen sollen, die ganze Haptik ist leider eher plastic fantastic und keinesfalls dem Preis angemessen.
Ein ganz alter Mangel, mitgeschleppt seit Jahren von den anderen Zoom Mixern / Recordern: es gibt zwar Midi, aber man kann die Audio Aufnahmen oder das Abspielen nicht per Midi Clock synchronisieren, was wirklich naheliegend wäre, aber leider kommt da bei Zoom seit Jahren keiner drauf. Stattdessen Handbetrieb beim Drücken des Record Knopfes, und das obwohl die Midi Buchse schon da ist! Es ist kaum zu beschreiben, wie doof sich das in der Praxis gestaltet. Einfach grausam. Dann doch lieber ordentlich getimtes Recording / Playback via USB / Ipad und in Software nach Wahl, womit die ganze SD Card Recording Funktion zeimlich obsolet wird.
Man sollte sich in Ruhe überlegen, ob man wirklich unbedingt so einen kleinen Mixer braucht. Ist es wirklich *DAS* Feature, das der Mixer unbedingt mitbringen muss, dass er möglichst klein ist? Du schleppst wirklich vier oder fünf externe Soundquellen mit und da macht dann der Mixer den Braten fett?
Ich würde im Moment eher zu einem Behringer XR18 raten, da schleppt man zwar etwas mehr, hat aber für nur wenig Geld mehr ordentliche Mixer Features und kann auch per USB Schnittstelle auf Iphone / Ipad / Rechner zuverlässig Multitrack aufnehmen.
Und hoffentlich baut mal irgendwann Ulis Truppe oder jemand anders mit mehr Praxisbezug eine gute Version von einem solchen Taschen-Mixer-Recorder.
Der Verein zur Verteidigung von Krötenrechten fügt an: Kröten sind sehr nützliche Tiere! Habt sie lieb!