Wer erst mit Ende 50 musikalisch beginnt und dabei auf das wunderbare Tenorsaxophon stößt, versucht irgendwie die fehlenden Jahrzehnte an Erfahrung ein wenig aufzuholen. Sei es durch kleine Tricks oder gutes Material. Neben fleißigem Üben gehören auch etliche Experimente mit den Mundstücken dazu. Mit einer Portion gesundem Selbstbetrug hoffe ich mangelndes Talent zu kaschieren. Im nächsten Schritt nun mit einem Yamaha Custum S-Bogen.
Ich habe unendlich viel recherchiert über die Yamaha Custom Tenor S-Bögen C – E – V.
Am Ende war ich verwirrter als zu Beginn, denn wissenschaftliche Exkurse bringen einen Hobbyspieler nicht weiter, zu viel Respekt vor Custom Teilen ebenso nicht. Gaaanz zufällig führte dann die Urlaubsrute mit meinem Originalinstrument über Treppendorf. Als Nordlicht also endlich im Thomann Musikerparadies. Welch Impressionen !
Der experimentelle Antrieb ist es, meinem Yamaha TS 62 einen volleren, dunkleren und wärmeren Klang zu geben, wie beim Smooth Jazz anzutreffen. Vom Instrument in Anlehnung an das YTS 82 . Soll funktionieren, laut den zahlreihen Lektüren. Die implizierte Motivation lautet, sich dem Sound des Mark 6 anzunähern, den der Lehrer auf Konzerten verströmt.
In der Planung schied der enge C1 im Vorfeld aus, da der serienmäßige 62-er (G1) bereits offener ist. Also E1 oder V1 war die Frage. Der Test vor Ort begann – und endete – mit dem V1.
Der V1 wirkt klanglich wuchtig, sehr offen, rund, und extrem voluminös; kurzum genauso, wie ich es ausgemalt hatte. Lediglich der Griffhebel für die obere Oktavklappe musste kurz angepasst werden. Ergänzend sprechen unterste und oberste Lage deutlich leichter und präziser an, selbst bei geringer Lautstärke.
Den positiven Unterschied zum G1 bestätigt mein stets kritischer und geschätzter Saxophonlehrer. Der Klang passt auch gut ins Symphonische Blasorchester, meinen die Kollegen des Saxregisters. Bei Bedarf auch genügend Power um schrille Trompeten einzufangen. Der Originalbogen findet weiterhin Verwendung bei klassischen Stücken.
Den vermeintlichen Luftmehrbedarf konnte ich in Verbindung mit dem Otto Link Vintage Metall 7 (+ Vandoren Java Filed Red 2.5) nicht feststellen. Ich denke, der V1 Bogen benötigt eine gewisse Kammergröße im Mundstück um zu funktionieren. Der deutlich geringere Blaswiderstand verringert die Ansprechzeit. Muss man halt mögen, sonst geht es nicht. Mit ein wenig Erfahrung spielt sich der V1 wirklich einfach und problemloser als der G1.
Im Durchmesser ist die V1 Anschlusshülse geringer, so dass der Instrumentenbauer des Vertrauens das Herz beim nächsten Besuch etwas enger machen wird. Hält jedoch auch so.
Knapp 500€ investiert und dabei wahrscheinlich den 2000€ Abstand zum YTS 82 (serienmäßig mit dem V1 ausgestattet) deutlich zu verringern, ist monetär gewiss kein schlechtes Geschäft. Klanglich und emotional für mich noch viel wichtiger. Probiert es einfach aus, ist keine Quantenphysik.
Ich sehe auf lange Zeit absolut keinen Grund das YTS 62 zu ersetzen. Ach so, ein gleichaltriges Mark 6 benötige ich auch nicht mehr, der Traum hat sich erledigt Dank dem V1 S-Bogen.