Kurz zu den subjektiven Kriterien:
Ich war auf der Suche nach einer Allround-Gitarre, da Mangels Platzangebot und nur gelegentlicher Auftritte keine weitere Gitarre in die Wohnung passt. Bisher hatte ich auf einer Fender Player HSS Strat gespielt, welche mir jedoch nie so ganz gefallen konnte.
Zunächst war ich von der Fender Player II Modified Serie angetan, habe auch eine Tele dieser Reihe getestet, aber im Endeffekt zurückgeschickt. Das hatte aber hauptsächlich mit der Optik zu tun, denn Palisandergriffbrett und heller Korpus gibt es dort nicht mit Halshumbucker zu kaufen.
Zunächst die positiven Eigenschaften:
- Die Gitarre kam sorgfältig verpackt und perfekt eingestellt bei mir an. Es war keinerlei Schnarren zu hören, die Saitenlage war astrein, und sogar die Saiten klangen frisch.
- Der Hals spielt sich fantastisch! Im Vergleich zu meiner bisherigen Player Strat mit seidenmattem Halsfinish ist dieser nochmal eine Nuance "trockener", aber trotzdem geschmeidig glatt und keineswegs rau. Die Kanten sind klasse gerollt, die Bünde kratzen in keiner Weise. Das Spielen geht so merklich leichter von der Hand, und man fasst den Hals einfach gerne an.
- Der Stegtonabnehmer bringt richtig knackigen Twang, ist aber auch für Rockbretter super geeignet, sobald man etwas die Höhen abdreht. Das Kombinieren der Tonabnehmer in Position 2 ist auch ein Genuss, klassischer Telesound eben und das, was man im Bandkontext als Rhythmuspart am häufigsten brauchen kann. Und hier kommt auch die Stärke des (splitbaren) Hals-Humbuckers zum tragen: Man kann über den Push/Pull Knopf einfach zwischen warmen Akkorden und spritzigen Funkytones wechseln, da ist für jeden Song der passende Sound vorhanden.
Es gibt, vor allem im Vergleich mit den deutlich günstigeren Mexico-Schwestern der Player II Modified Serie jedoch auch Dinge, die mich gestört haben:
- Für weit über 1000€ ist das mitgelieferte Gigbag ein Witz. Einfach nur eine Kunststoffhülle ohne jegliche Schutzfunktion. Und gerade der Umstand, dass die Mexico-Tele die Deluxe-Bag mitbekommt, macht das ganze noch schmerzlicher.
- Ich hätte in dem Preissegment ein Electrosocket Klinkenstecker erwartet. Das ist bei der Herstellung wirklich nicht aufwendig und hebt den Wert der Gitarre noch einmal hervor.
- Der Halshumbucker klingt schön und warm, aber der Kompromiss ist eben das Fehlen des klassischen Tele-Neck Klangs, und den kann er auch im Splitmodus auch nicht ganz erreichen.
- Sicher eine Glückssache, aber meine Gitarre hat am Übergang zum Hals einen Lackfehler, der einfach nicht in diese Preisklasse gehört. Er ist sichtbar, stört aber auch nicht weiter, trotzdem hinterlässt es einen faden Beigeschmack, insbesondere da die sonstige Verarbeitung so klasse ist.
Fazit:
Ich werde die Gitarre behalten, da sie mir optisch einfach perfekt zusagt, ich sowieso noch einen Gitarrenkoffer habe und mich vor kleinen Elektronikarbeiten wie z.B. dem Wechsel der Klinkenbuchse auch nicht fürchte.
Wer jedoch unter den Mexico-Modellen eine optisch ansprechende Variante findet, dem würde ich diese auch empfehlen. Die minimal bessere Bespielbarkeit des Halses und der am Steg etwas bessere Klang (im Vergleich zum Noiseless-Stegpickup) rechtfertigen einfach nicht den großen Preisunterschied.
Auch wenn man dann stolz und ehrfürchtig das Wort "Japan" hauchen kann, sollte jemals ein Snob fragen, wo die Gitarre denn gebaut wurde...