zunächst die guten Seiten: Unheimlich gute Effekte. Letztlich ist das ja auch die Philosophie des Geräts, wenig gleichzeitig, dafür gut. Die Effekte sind definitiv auf studio Qualität.
Verarbeitung ist top. Wirkt alles Edel und stabil, Wärmeentwicklung hält sich in Grenzen. Lediglich das Netzteil wirkt billig (wie irgendwie üblich bei solchen Pedalen), wird bei mir aber eh durch ein CIOKS Netzteil ersetzt, mir also egal.
Die Bedienung per PC ist sehr einfach, wenn man sich ein paar Minuten damit auseinander gesetzt hat.
Nun die wirklich ärgerlichen Sachen. Kleinigkeit vorweg: warum center-positiv Netzanschluss?! Warum müssen Hersteller eigentlich in solchen Sachen von der Norm abweichen und so absichtlich das Risiko herbeizaubern, dass man ein so teurer Gerät kaputt macht weil man die Polarität übersieht? (für CIOKS Nutzer: das Grüne Kabel nehmen!).
Dann: die Bedienung ist umständlicher als es sein muss. Wenn man von Grund auf neue Presets erstellen will, muss man zunächst die User Liste wechseln. Da muss man auch erst drauf kommen.
Latenz. Das Gerät soll bei zwei FX 5ms Latenz haben. Für Digitale Effekte absolut im Rahmen (gerade bei dermaßen aufwendigen FX wie hier!), das Problem entsteht aber dann, wenn sich mehrere Digitale Latenzen im Setup aufsummieren - bspw. modeler oder ampsim, Funkstrecke etc.. Bei einem dermaßen teuren Gerät wie hier erwarte ich, dass das Dry Signal Latenzfrei weitergegeben wird (Latenz auf Reverb ist i.d.R. gar nicht schlimm, wenn das Dry signal keine Latenz aufweist). Doch nicht beim Eventide. Um Latenzen zu vermeiden habe ich mit Splittern einen eigenen Dry Thru gebastelt, aber das ist wie gesagt beim Preis des Eventide ein absolutes Unding.
Kein Globaler EQ. Klar, das Ding hier ist ja, dass das Gerät immer nur zwei FX gleichzeitig fährt. Aber wäre es denn wirklich so aufwendig, einen einfachen Global EQ oder zumindest einen Low/ Highcut mitzuliefern? Manche Reverbs die unfassbar toll klingen werden leider bei 200hz boomy, was dann den FoH ärgert. Es wäre toll bei diesem Preis, wenn ich diese Frequenzen intern im Pedal entschärfen kann. So sind leider manche Effekte live nur schwer nutzbar, wenn man nicht noch einen EQ (am besten einen teuren, midi gesteuerten damit vollautomatisch) hinterhängen möchte.
Fazit: Ich behalte es dank der tollen FX, aber eigentlich ist das Gerät zu teuer für die unnötigen Limitierungen und Fehler.
Nachtrag: der H90 ist nun in professionellen Bühnenalltag mehrmals eingefroren. Zwar selten genug als dass es kein Grund wäre das Gerät deshalb wieder los zu werden, aber dennoch nervig. Daher einen weiteren Stern Abzug.