Die Gitarre ist relativ hochpreisig, aber zumindest mein Exemplar hat eine wunderbare Bespielbarkeit und die Tonabnehmer sind auch an verschiedenen Verstärkern stets ausgewogen und bringen, was ich von Ihnen erwarte.
Ich wollte diese Gitarre hassen - oder zumindest nicht (mehr) gut finden. Ich habe die Gitarre bestellt, als es mir finanziell gut ging und Monate später erreichte sie mich, als sich das massiv geändert hatte.
Ich habe in der Vergangenheit bereits die ESP LTD CS-II QM Vintage Natural getestet und das Exemplar, das ich in den Händen hatte, ist definitiv überpreist.
Insofern hatte ich absolut gemischte Gefühle als ich mir die Gitarre umgehängt habe und es hat einfach alles gepasst! Ich habe diese 2000 EUR für die Gitarre im Moment einfach nicht übrig, aber diese Euphorie, wenn sich die Gitarre wie von selbst spielt... Von Schnarren oder "dead-spots" reden wir nicht, hätte es die gegeben, wäre die Gitarre mit Erleichterung sofort zurück gegangen.
Also - positiv:
- erstklassige Bespielbarkeit, bei meinem Exemplar wirklich im unteren Bereich der Top-Liga; da ist nur noch der Gitarrist der limitierende Faktor
- die Tonabnehmer; sehr ausgewogen und transparent. Clean perlt es, im Overdrive klingt es rund und im Distortion-Betrieb matscht nichts.
Neutral:
- eine goldene Gitarre mit schwarzer Hardware sieht man nicht oft. Ich musste mich ein wenig an den Anblick gewöhnen, aber passt.
Neutral/negativ:
- die Gitarrenkörper werden immer dünner. Das mag der eine oder andere als ergonomisch empfinden. Es ist auf jeden Fall besser und ehrlicher den Gitarrenkorpus dünn zu machen, statt ihn im Inneren auszufräsen, um auf ein erträgliches Gewicht zu kommen (und die Marketing-Abteilung irgendeinen Müll schreiben zu lassen, warum das jetzt toll ist).
Mein persönlicher Gitarren-Favorit ist die Ibanez Artist 300/500 von 1980 - 1984 mit einem "full size" Korpus aus südamerikanischem Mahagoni. Ja, kein Leichtgewicht, aber auch in meinem Alter noch problemlos handhabbar (bei dem einen oder anderen Röhrenverstärker wird es dagegen langsam eng).
Wenn man an die Ibanez Artist von 198x gewöhnt ist, dann fühlen sich diese schmalen Gitarren immer so an, als würde etwas fehlen...
Ich habe eine hochpreisige, japanische Yamaha Revstar gespielt, deren Bespielbarkeit war schlechter. Gibson Les Pauls in dieser Preisklasse fühlen sich von der Korpusgröße für mich zwar "richtiger" an, aber die Bespielbarkeit war jedes Mal schlechter.
Und der Klang..., man kann der Gitarre vielleicht vorwerfen, dass sie "steril" oder "wenig charakteristisch" klingt. Ich würde eher sagen: "modern". Es fehlen ihr die (geliebten) Macken der Vintage-Instrumente. Sie tut einfach mit Leichtigkeit, was sie soll. Wer ihr das zum Vorwurf macht, der sollte dann auch konsequenterweise im Auto auf Bremskraft- und Lenkkraft-Verstärker und elektrischen Anlasser verzichten, denn früher war sowieso alles besser.
Meine Taschen und der Kühlschrank sind leer, ich habe die Gitarre behalten.
Ich habe nur diese eine Gitarre gespielt, kann also nichts über die Streuung in der Serie sagen. Aber mein Exemplar ist einfach ein Traum!
Die Bespielbarkeit ist auf sehr, sehr hohem Niveau. Die Tonabnehmer sind an allen getesteten Verstärkern und in jedem Bereich (Clean/Overdrive/Distortion) ausgewogen und transparent.
Es ist eine jener Gitarren, bei der man nicht kämpfen muss, sondern die einen trägt.
Ist der Preis also gerechtfertigt? Mit dem tollen ESP-Koffer und einem "Ich-bin-ein-Sammlerstück"-Aufschlag, bei der tollen Bespielbarkeit und dem Klang ... (leider) ja.