Mutable Instruments Stages war eines dieser Module, das nicht durch Klang, sondern durch Konzept begeisterte. Sechs identische Segmente, die sich durch Patchlogik zu ganz unterschiedlichen Modulatoren gruppieren lassen: ADSR, LFO, Sample & Hold, Step-Sequencer, Trigger-Delays, kombinierbare CV-Verläufe – und all das ohne Menü, ohne Display, ohne Overhead. Dass Behringer dieses Konzept nun mit dem Modul Steps nahezu vollständig übernimmt – und das zum Kaufzeitpunkt für knapp 120 Euro – ist ein echter Gewinn, besonders für alle, die sich das Original nie leisten konnten oder keines mehr bekommen haben. Stages ist seit dem Rückzug von Mutable Instruments nur noch gebraucht erhältlich – zum Zeitpunkt, an dem ich diese Bewertung schreibe, für rund 350 Euro bei Reverb.
Steps übernimmt das zentrale Funktionsprinzip des Originals: die dynamische Segmentlogik. Jedes Segment lässt sich per Taster in verschiedene Modi schalten (Ramp, Hold, Step), und über die Verkabelung erkennt das Modul automatisch, ob Segmente zusammengehören oder unabhängig agieren sollen. Das klingt erst mal abstrakt, ist aber nach kurzer Einarbeitung unglaublich mächtig. Ich nutze das Modul regelmäßig als mehrsegmentige Hüllkurve mit komplexem Verlauf, als Sequencer mit Glide, als duale LFO-Einheit mit Offset – und das alles ohne umzubauen oder umzudenken. Das macht modularen Workflow nicht nur flexibler, sondern auch überraschend intuitiv.
Was Behringer hier besonders gut gelungen ist: Der rückseitige LINK-Port zur Verkettung mehrerer Module wurde wie beim Original übernommen. Damit lassen sich zwei oder mehr Steps-Module zu einer durchgehenden Kette zusammenschalten – eine Funktion, die bei Mutable oft ungenutzt blieb, weil der Preis einfach zu hoch war. Jetzt wird diese Option endlich greifbar. Gerade für komplexere, generative Patches ist das ein echtes Plus.
Natürlich gibt es auch Wermutstropfen – vor allem mechanisch. Die Buchsen sind nicht verschraubt, und die Fader fühlen sich weich und wenig definiert an. Auch die mitgelieferten Schrauben sind qualitativ enttäuschend – rau, schlecht entgratet, teilweise mit Graten. Diese Schwächen sind für Behringer-Nutzer nichts Neues, aber man sollte sie kennen und direkt durch höherwertige Schrauben ersetzen. Entscheidend ist aber: Die Funktionalität leidet darunter nicht. Das Modul arbeitet zuverlässig und entspricht in seinem Verhalten meiner Wahrnehmung nach vollständig dem Vorbild.
Was mir beim Testen allerdings negativ aufgefallen ist – und was bei Thomann oder Behringer leider nirgends erwähnt wird – ist die Einbautiefe. Die Angabe fehlt komplett, weder auf der Produktseite noch in den Bildern lässt sich die Tiefe abschätzen. Ich habe deshalb selbst mit dem Messschieber nachgemessen: 39 mm ab Unterkante des Frontpanels, gemessen ohne eingestecktes Stromkabel. Das klingt harmlos, kann aber bei flachen Skiffs zum Problem werden – zumal sowohl der Stromanschluss als auch der LINK-Port im unteren Drittel des Moduls sitzen. Im Behringer Eurorack 104 beispielsweise, das an der flachsten Stelle nur 38 mm misst und durchgängige Querstreben aufweist, könnte es je nach Position und Anschlusskabel recht eng oder sogar unpassend werden. Wer ein flaches Case nutzt, sollte das vor dem Kauf prüfen – denn auf den ersten Blick lässt sich dieses potenzielle Problem leider nicht erkennen.
Dafür hat Behringer an anderer Stelle positiv überrascht: Die Verpackung wurde grundlegend überarbeitet. Statt der bekannten weiß-orangen Schachteln mit viel Kunststoff kommt Steps in einer stabilen, naturbraunen Kartonage mit dunkelbraunem Aufdruck. Im Deckel: ein (gedruckter) Gruß von Uli Behringer mit Signatur. Innen fast kein Plastik mehr, keine Antistatik-Hüllen, sondern eine schlichte Folie zum Schutz. Das wirkt nicht nur hochwertiger, sondern ist auch ökologisch ein Schritt nach vorn. Das verbleibende Stück Kunststoff ließe sich mit etwas gutem Willen noch durch Papier ersetzen – dann wäre das Ganze auch konsequent nachhaltig. Aber schon jetzt steht das Produkt optisch und haptisch einem Boutique-Modul kaum noch nach. Solche Details machen viel aus, und Behringer tut gut daran, hier weiterzudenken.
Vorteile
+ Vollwertiger Klon von Mutable Instruments Stages
+ Sehr vielseitig: LFO, Hüllkurven, Sequencer, Sample&Hold etc.
+ Gruppierbare Segmente mit dynamischer Funktionslogik
+ LINK-Modus zur Verkettung mehrerer Module
+ Identisches Layout und Format (14 TE) wie das Original
+ Preis-Leistungs-Verhältnis überragend
+ Deutlich verbesserte, hochwertige und ökologische Verpackung
+ Ideal für generative Patches und kreative CV-Strukturen
Nachteile
- Buchsen nicht verschraubt, potenziell anfällig bei häufiger Nutzung
- Fader mechanisch schwach, Haptik unterdurchschnittlich
- Mitgelieferte Schrauben auf Baumarkt-Niveau
Wissenswert
* Einbautiefe 39 mm zzgl. Stromkabel
* Strom- und Linkanschluss sitzen im unteren Drittel