Gleich zu Anfang möchte ich auf ein Geräteverhalten hinweisen, das nach dem Update der Firmware auftrat. Beim Spielen der Presets (Rhythm) wurden bei allen Stepps sämtliche Instrumente angezogen. Bei den Variationen traten ähnliche Probleme auf. Neustarten des RD-78 hilft nicht. Über Synthtribe (General, komplett nach unten scrollen!) habe ich das Gerät auf Werkeinstellung zurückgesetzt. Die Fehler waren verschwunden. Sicherheitshalber sollten die Pattern vorher über die Software auf einen Rechner gesichert werden. Ob das das Update die Ursache war, kann ich nicht mit Sicherheit sagen. Der Ausfall der Presets sowie der Variationen sind für mich Gründe für eine Abwertung. Bei Problemen bitte das Gerät zurücksetzen. Eine Rücksendung an Thomann lässt sich so vermeiden.Wie weiter unten ersichtlich ist, bin ich sonst mit der RD-78 mehr als zufrieden.
Der Sound ist eine Mischung aus Popcorn, Kaugummi und Plastik. Er entfernt sich sehr von klassischen Drum Sets und der übrigen RD-Familie. Der Klang wirkt stets entrückt und künstlich. Eine wahre Bereicherung für den Soundpool. Ich bin begeistert. Der RD-78 ist eine klassische Popmaschine. Düstere Bristol Sounds wie mit der RD-8/9 sind nicht möglich, da eine Regulierung der Tonhöhe nicht möglich ist.
Hier ein Lob an Behringer, sich in wesentlichen Punkten vom Original zu entfernen. Der CD 78 war ein würfelförmiges Objekt. Die Elektronik fand sich in einen klobigen Holzkasten eingebettet. In Anlehnung an den RD-6 kommt der RD-78 in einem leichten und kompakten Plastikgehäuse daher. Den RD-6 habe ich 2020 mit einem TD-3 erworben. Bis heute sind keine Materialprobleme aufgetreten. Aber bitte nicht fallenlassen!
Der Roland CR 78 war bekannt für seine berüchtigte Programmiereinheit WS-1. Die war nicht in das Gerät integriert. Das Programmieren der vier Speicherplätze wurde zum Höllentrip. Dies führte dazu, dass in der Regel nur die vorprogrammierten Pattern verwendet wurden. Beim RD-78 wurde auf das bewährte RD-6 Konzept der Pattern Programmierung gesetzt. Einzelausgänge, MIDI, zusätzliche Instrumente wurden ebenfalls zeitgerecht ergänzt. Was nicht nachvollziehbar ist, das ist das Fehlen von speziellen Trigger Ausgänge, um externe Synthesizer anzusteuern. Ein vollkommener Rückschritt, da die komplette RD-Familie über solche Anschlüsse verfügt. Ich werde den RD-78 mit einem RD-6 synchronisieren. Der RD-6 triggert die Synthesizer und liefert die beim RD-78 fehlenden Toms.
Hinsichtlich Bugs konnte ich mehrfach eine Doppelauslösung bei den Variationen feststellen. Das Problem trat bei der manuellen Auslösung (rote Taste links unten) auf. Die Haltedauer der Taste scheint eine Rolle zu spielen. Bei einer sehr kleinen Haltedauer geschah häufig überhaupt nichts, die Variation wird nicht eingeleitet. Direkt reproduzierbar ist dies Verhalten jedoch nicht. Es könnte sich aber auch um einen Fehler bei der Firmware handeln. Der Wechsel auf die neueste Firmware hat nicht geholfen.
Etwas überrascht bin ich über die Bedienungsanleitung (Download!). Bei vielen Behringer Geräten habe ich mich über die mindere Qualität der Anleitungen ausgelassen. Behringer scheint sich etwas gebessert zu haben.
Es geht doch! Behringer hat seine Verpackung umweltfreundlicher gestaltet. Brauner Karton sowie der Verzicht auf die Plastikseitenteile sind positiv zu bewerten. Die Verpackungsdimensionen wurden etwas reduziert. Eine vollständige Bedienungsanleitung wurde nicht beigelegt. Im Karton befindet sich lediglich ein Faltblatt mit Sicherheitshinweisen.
Eine weitere Überraschung war das Netzteil. In der Vergangenheit hatte ich bereits einen Ausfall bei einem Behringer Netzteil bedingt durch Kabelbruch. Das neue Netzteil verfügt über ein extrem dickes Kabel. Ein Kabelbruch erscheint mir hier beinahe unmöglich.
Ich bin klanglich äußerst zufrieden mit dem RD-78. Für mich ist er klanglich gesehen das beste Gerät der RD-Serie. Ein CR 78 kommt für mich nicht in Frage. Sieht man sich die Preise für gebrauchte Geräte an, dann gerät man schnell in eine Krise. CR 78 kostet heute gebraucht um die 3000 Euro. Die Programmiereinheit WS-1 kostet weitere 1000 Euro. Eine tschechische Firma hat eine alternative Programmiereinheit auf den Markt gebracht. Deren Preis liegt ungefähr bei dem der RD-78. Wirtschaftlich und technisch gesehen ist der Erwerb eines Originals für mich persönlich wenig sinnvoll. Der RD-78 ist was er ist.
Eine klare Kaufempfehlung für diesen vielseitig einsetzbaren Drum Computer kann ich leider noch nicht aussprechen. Weitere Test sind erforderlich. Bisher hatte ich das Gerät nur drei Stunden in Gebrauch. Ich bin etwas gefrustet durch den Ausfall der Presets und der Variationen. Man könnte fast an der Serienreife zweifeln. Sollte es bei anderen Geräten ebenfalls zu dieser Fehlfunktion kommen, hoffe ich mit meiner Rezension eine Hilfestellung gegeben zu haben, das Problem zumindest zeitweilig zu bereinigen. Ich kann nur hoffen, dass dieser Fehler nicht mehr bei meinem Gerät auftritt. Es hat nicht viel gefehlt und das Gerät wäre zurückgegangen.
+ kein Abtauchen in Menüs
+ einfaches Erstellen von Pattern
+ Erweiterte Instrumentenzahl gegenüber dem Original (Clap)
+ platzsparendes und leichtes Gehäuse
+ getrennte Ausgänge für die Instrumente
- keine Trigger Ausgänge
- keine Tom (wie beim Original)
- keine BPM-Anzeige