Bandinterview: Randfigur

18.12.2016
Interview und Musikvideo mit Randfigur

Haastattelu

[B]Randfigur weil...
a) die Randfigur eh die entscheidende Rolle spielt
b) im Mittelpunkt stehen nicht mehr cool ist
c) kurz und einprägsam, mehr war damit nicht gemeint.[/B]

RANDFIGUR: ...d) weil die Randfigur über sich hinauswachsen kann.


Ihr scheint ganz frisch zu sein. Seit wann macht ihr zusammen Musik und wie habt ihr euch kennengelernt?

RANDFIGUR: Wir machen seit ca. Mai 2015 Musik zusammen und unsere Anfangszeit war ein großes Hin-und-Her zwischen Euphorie und Zweifel. Wir haben uns, wie man in der Internet-Generation unserer Zeit sagen würde, "klassisch" übers Netz kennengelernt. Mathias und Julia hatten bereits Kontakt und haben sich die ersten Ideen hin und her geschickt. Dabei ist schon der erste halbe Song (Sternenhimmel) entstanden. Ungefähr zum gleichen Zeitpunkt hatten Mathias und Chris Kontakt, und die haben gemerkt, dass sie mehr oder weniger um die Ecke wohnten. Nach dem ersten Treffen und Jammen zwischen den beiden Jungs machte Mathias den Vorschlag sich mal zu dritt zu treffen. Das war dann auch das erste Mal, dass wir drei zusammen gespielt haben. Für uns war es sofort klar, dass es perfekt harmoniert, nur die Distanz zwischen Köln und Düsseldorf weckte in Julia noch Zweifel. Auf einem Joris-Konzert in Köln haben wir uns wieder getroffen und dann entschieden, dass wir eine Band werden.


Endlich mal wieder eine Band, die aus Deutschland kommt und sich traut auf deutsch zu singen: Wie würdet ihr die Entwicklung der deutschsprachigen Musik beschreiben, grade was Newcomer angeht?

RANDFIGUR: Die deutsche Musik hat sich einfach extrem schnell in den letzten Jahren entwickelt, und immer mehr Künstler singen und texten auf Deutsch. Vor allem wenn der Zuhörer jedes einzelne Wort auch wirklich versteht, bietet es Newcomern die Chance sich mitzuteilen und gehört zu werden. Gerade die Texte in Verbindung mit der Musik lösen in uns als Zuhörer etwas aus, und es ist schön zu sehen, dass vor allem die Newcomer wie wir sich dieser Sache wieder annehmen und Wert auf die Texte legen. Dennoch gibt es einen großen Unterschied zwischen individuellen, authentischen Künstlern und denen, die auf den Trendzug der deutschen Sprache aufspringen.


Eure Texte sind tiefsinnig, modern und durchdacht - aber was genau meint ihr mit modern?

RANDFIGUR: Vor allem der Song "Haus aus Phantasie" ist für uns die Behandlung unserer digitalen Jugend. Tinder, WhatsApp und Co. sind allgegenwärtig. Wir wollen eben auch auf die Probleme unserer modernisierten Jugend aufmerksam machen. Daher "modern".


Vom Equipment her seid ihr vielseitig unterwegs: Neben Gitarre und Cajon verleiht ihr eurer Musik einen speziellen Sound durch Ukulele, Mandoline, Bass Lines und Banjo, Glockenspiel und Melodica. Was erwartet uns im Detail?

RANDFIGUR: Da wir nur zu dritt sind, möchten wir nicht nur dem Zuhörer, sondern vielmehr auch uns selbst Abwechslung bieten. Wir probieren uns gerne aus und möchten uns nicht einschränken. Euch erwartet ein abwechslungsreicher Sound, der von Song zu Song andere Schwerpunkte im Bereich der Instrumente legt. Somit gibt es immer wieder neue Klänge und mehr Variation durch den Austausch oder das Weglassen von Instrumenten. Wir haben alle unterschiedliche musikalische Einflüsse und so könnte man sagen, dass jeder seine Farbtupfer in das Gesamtbild "RANDFIGUR" einbringt.


Wer schreibt bei euch die Songs und woher kommt die Inspiration für die Lieder?

RANDFIGUR: Mathias schreibt überwiegend die Texte. Natürlich arbeiten wir oft zusammen Texte und Songs aus, aber jeder von uns schreibt anders, hat eine andere Inspiration und andere Gedanken. Inspirationen sind oftmals die Erfahrungen die unser Leben prägen oder geprägt haben. Aber es sind auch oftmals die kleinen Dinge im Leben, die wir wahrnehmen und in Songs verarbeiten. Es kommt natürlich auch nicht selten vor, dass Songs aus einer Stimmung beim gemeinsamen Musizieren entstehen.


Im Video HAUS AUS PHANTASIE geht's ums schreiben: Ob in der Bahn oder unterwegs, immer mit den Augen am Start. Es geht um die kleine Illusion, die wir leben und wie wir uns nach außen präsentieren. Ist das ein Weckruf an die Tinder-Welt, wo immer die Honigseite eines Menschen scheint? Was sind eure Erfahrungen und was könnte das ganze Rumprofilieren demaskieren?

RANDFIGUR: Absolut! Wie bereits erwähnt ist das ein Thema, das die heutige "Generation Internet" irgendwo ausmacht, jedoch sprechen wir hier nicht nur Tinder, sondern auch alle anderen virtuellen Netzwerke an. Man versteckt sich hinter seinen Smartphones und Laptops, anstatt wirklich auf Menschen zuzugehen, die einen interessieren oder die man vielleicht cool findet. Wir wollten einfach darauf aufmerksam machen, dass die Zeit zu wertvoll ist, um sie online zu vergeuden. Wie das Rumprofilieren enden könnte? Auch wir sind viel mit dem Smartphone zu Gange. Aber es ist heutzutage erschreckend, wie die Online-Präsenz der Realität weicht. Wäre es nicht schöner, wenn wir statt Likes zu verteilen, den Menschen ein Lächeln schenken oder ein einfaches Kompliment machen?


Fiktion: Wenn es nochmal eine zweite Hippie-Zeit gäbe, wie würde diese aussehen?

RANDFIGUR: Wir würden vermutlich alle unsere Handys verbrennen und überall wäre Musik zu hören. Niemand achtet mehr darauf, ob die Snapback noch perfekt sitzt oder ob es jetzt peinlich ist sich auf den Boden zu setzen. Vielleicht wären dann auch Batik Shirts wieder in!


Welchen Stellenwert spielt die Musik in eurem Leben? Wollt ihr mal von der Musik leben können, oder soll es vorerst nur ein Hobby bleiben? Was macht ihr neben der Band?

RANDFIGUR: Musik spielt so ziemlich die größte Rolle in unserem Leben. Wir stecken viel Zeit, Leidenschaft und Herzblut in die Musik. Klar, wäre es cool von der Musik leben zu können und es eines Tages mal zu schaffen (sicherlich auch ein Ziel, dass wir verfolgen), aber wir würden lieber auf den Erfolg verzichten, wenn wir dafür unsere Individualität aufgeben müssten. Es geht uns mehr um die Musik, die wir erschaffen, und darum, dass wir Leute mit unseren Songs berühren. Der Erfolg wäre einfach nur die Krönung des Ganzen.
Mathias und Chris arbeiten beide. Julia studiert derzeit in Düsseldorf.


Eure Musiktipps des Jahres...

RANDFIGUR: Annen May Kantereit, Mikroboy, Twenty One Pilots, Bear's Den, K. Flay, Sara Hartman.


Welches Konzert, das ihr gegeben habt, hat euch dieses Jahr am besten gefallen und warum?

RANDFIGUR: Besonders gut haben uns im Sommer die Open Air-Konzerte gefallen wie zum Beispiel in Lindlar und Grevenbroich. Wir haben in der Abenddämmerung begonnen und mit einer Menge Publikum unter dem Sternenhimmel unsere Musik gefeiert. Das war einfach genial.


Geheimtipps: Lieblingsorte? Wohin geht's, wenn es in Deutschland kalt wird?

RANDFIGUR: Chris ist eher weniger der Typ, der vor der Kälte flieht. Er hat letztes und dieses Jahr Irland und Schottland bereist und teilt mit Julia und Mathias die Faszination von unberührter Natur. Julia hängt an kalten Tagen noch mehr als sonst an der Kaffeetasse und Mathias ist der kälteempfindlichste Mensch der Welt. Ein besonders empfehlenswerter Ort ist Chris' Bett, welches er sich nach langen Nächten oft genug mit einem der beiden anderen teilen muss.


Worauf können sich Fans demnächst freuen, kleine Überraschungen, die es nur hier und nirgendwo anders zu lesen gibt?

RANDFIGUR: Wir veröffentlichen am 04.12.2016 unsere erste EP mit insgesamt acht Songs und einem neunten Titel. Dieser Titel ist ein im Probenraum entstandenes Instrumental, das wir, vermutlich so, niemals hätten im Studio einspielen können. Dieser Moment war einfach magisch als es passiert ist. Wir haben uns dann dazu entschlossen dieses Instrumental als 'Outro' auf unsere EP zu packen. Zudem wird es im nächsten Jahr wieder Videos geben. Wir planen schon seit Längerem unseren Song "Sternenhimmel" zu visualisieren. Wir wissen noch nicht wo die Reise hingeht, aber das wird sicherlich ein Highlight in 2017.

LINK: c-tube Profil von RANDFIGUR