
Nicht erst gestern entstanden, aber durch die Corona-Pandemie im positiven Sinne befeuert, ist die Lo-Fi-Music. „Low Fidelity“ boomt aktuell auf etlichen YouTube-Kanälen und haucht sich selbst mit zumeist simplem technischem Equipment und teils auf analog getrimmter Tonerzeugung einen Hauch von Retro ein. Mit der Einordnung unter Chillout-Musik würden wir diese musikalische Stilrichtung auf eine falsche Fährte locken. Chillout ist clean und sauber, bis in die allerletzte Frequenz. Lo-Fi nicht, ganz im Gegenteil: Low Fidelity darf und soll auch gerne mal antiquiert, rauschend und unperfekt klingen …
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Ein Lebensgefühl der Entschleunigung
Low Fidelity prägt ein neues Lebensgefühl – und zwar ein sehr entspanntes. Einfach zurücklehnen, relaxen und den Alltag entschleunigen. In der Reduktion und Anderssein liegt die Kunst. Klangästhetik der besonderen Art und ein gewollter, bewusster Kontrast zum überperfektionierten Mainstream. Es scheint, als habe Lo-Fi sich als Kontrapunkt des oftmals hektischen und fehlerfreien Alltags in einer Nische entwickelt – von vielen nahezu unbemerkt – und sei im Zuge der zwangsläufigen Ruhe ins Rampenlicht getreten.
Riesige Community auf YouTube-Channels mit Manga-Faktor
So ist es beileibe nicht. Immerhin hat sich um die Lo-Fi Study Beats bereits eine riesige Community gebildet. Der YouTube-Channel „Chillhop Music“ verzeichnet gegenwärtig bereits über drei Millionen und ChilledCow über sieben Millionen Abonnenten. Von denen sind etliche in den Chatfenstern während der Live-Videos und Mixes hochaktiv. Selbstverständlich ist die Bandbreite von musikalischer Bandbreite und visueller Darstellung groß, häufig aber werden die Videos mit Motiven oder Gifs im Anime-Style in Szene gesetzt; meisten Mädchen, die beim Lernen am Schreibtisch sitzend vor sich hinstarren.
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Exakt das passt ins Bild. Denn weil die Klänge so wunderbar beruhigend, einfühlsam und berührend sind, wird Lo-Fi-Musik oftmals mit konzentriertem Pauken daheim assoziiert. Auch wenn die nicht eliminierten Fehler in den Aufnahmen, auch beispielsweise das Rauschen, Knistern und das zeitweilige Haken, lernende Schüler oder Studenten durchaus aus ihrer Konzentration werfen könnten.
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Die Sehnsucht nach dem Unperfekten
Gerade dieser Wille zur Nichtperfektion ist aber für den besonderen Reiz dieser Musik maßgeblich mitverantwortlich. Es ist eben keine durchgestylte Kaufhausmusik. Vielmehr erinnert das Rauschen an die Schallplatte, zuweilen sogar an die Schelllackplatte, nachdem sie zum fünfhundertsten Mal Bekanntschaft mit der Plattennadel gemacht hat.
Nicht selten werden die Tracks mit außergewöhnlichen Geräuschen bis hin zu Vogelstimmen garniert. Wie eine moderne Form der Meditationsmusik. Häufig sind es kurze Sequenzen, die gefühlt auch endlos dahinplätschern könnten. In Sachen Tempo und Intensität ist das komplette Gegenteil von Rave & Co. Diese Musik ist zumeist getragen, wenn du noch fit bist, lässt sie dich innehalten und beruhigt dich. Bist du bereits müde, schläfst du beim Hören vermutlich sofort ein: Wie beim Zuhören der Spieluhr, die über deinem Bett hing, als du noch ein Baby warst.
Verkopfte Erklärung gefällig?
Übrigens kann man Lo-Fi auch durchaus verkopft beschreiben. Bereits seit 2007 existierte ein Manifest von der Züricher Kulturstiftung Sound Development. Haltet euch fest, ich kann nichts dafür: Es geht um die „Rückeroberung von Risiko und Zufall in der Produktion von Musik“. Mit gewollt selbstbeschränkenden Richtlinien. So darf etwa, sobald die Aufnahme im Kasten ist, im Nachhinein nichts geschnitten, hinzugefügt oder korrigiert werden; auch muss ein Song an einem Tag aufgenommen werden.
Guided by Voices – die Pioniere des Lo-Fi
Guided by Voices gelten als die Pioniere dieses Genres. Eine Indie-Band aus Ohio, die ihre Soundtracks auch mit Gesang befrachten. Und auch der ist weder perfekt noch vollkommen von rauschenden Hintergrundgeräuschen befreit. Für die junge Generation ein neues Lebensgefühl, die Betagteren fühlen sich in ihre Kindheit zurückversetzt. Retro eben. Guided by Voices wurden übrigens bereits in den 80er-Jahren gegründet. Damals klang das alles noch nicht so Anime-behaftet, eher ein wenig zurückhaltend punkig.
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Pavement – bereits vor mehr als 20 Jahren aufgelöst
Ebenfalls zu den Vorreitern gehörte „Pavement“, Immerhin fünf LPs veröffentliche die USW-amerikanische Band. Und bereits 1999 existierte sie nicht mehr. Verdeutlicht wird dadurch noch mal, dass Lo-Fi keine Erfindung aus jüngster Zeit ist, nur eben mittlerweile anders interpretiert wird. Auch hier vielmehr erinnernd an die Singer-/Songwriter-Szene. Low Fidelity hat Jahrzehnte der Entwicklung hinter sich.
https://www.youtube.com/watch?v=Vu1eZpZsrvg
Elliot Smith – der Melancholische
Elliot Smith, war Solosänger, mit einer leicht berückenden – oder sollte man sagen „bedrückten – Aura. Emotionale Texte mit tiefgründiger Musik unterlegt. Hauptsächlich bekannt war er mit seinem Song „Miss Misery“. Und mit genau diesem Song trat er auch bei den Oscars auf.
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Daniel Johnston – stolpernde Aufnahmen mit ungewöhnlichen Instrumenten
Daniel Johnston setzt beispielsweise Flöten, Geigen und mehr ein. Auch diesen Aufnahmen merkt man an, dass sie in einem Take aufgenommen wurden. Dann stolpert die Aufnahme und du hoffst, der Künstler selbst sei nicht gestolpert. Perfektion ist hier schlichtweg nicht gefragt. Einfach so, als hätte man im Proberaum mal eben mitgeschnitten.
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lofi hip hop radio mit schmeichelndem Manga-Faktor
Dann vergingen Jahrzehnte und Lo-Fi wandelte sich. Es gibt etliche weitere Beispiele, die beispielsweise über den Kanal von lofi hip hop radio gespielt werden, sowohl auf YouTube als auch auf Spotify. Wunderschöne Soundsequenzen, die deinen Schlaf umschmeicheln können. Und die treffen die Sehnsucht nach Ruhe und Ausgeglichenheit ganz besonders. Visuell eingerahmt selbstverständlich in eine Anime-Motiv.
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Seid ihr ein Fan von Lo-Fi? Wie gefällt euch diese Musikstilrichtung? Wir freuen uns auf eure Kommentare! ✍
5 Kommentare
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Mario Bronco sagt:
Hallo, ich bin mit Lo-fi groß geworden. Pavement und die sonstige DIY Musikszene ( in Deutschland z.B. die frühen Notwist, Sharon Stoned, 18 dye…) waren eine faszinierende Inspirationsquelle.
Heute habe ich eine kleine monatliche Radio Show zum Thema. Hier zu finden:
http://www.sçhlockmeister.de
Jim sagt:
was ist denn an Beats Lo-fi?
Mario Bronco sagt:
@admin:
Sollte http://www.schlockmeister.de
heißen.
Ramiro sagt:
Der König des Lo-Fi ist Jack White ehemals White Stripes. Die haben alles auf Band aufgenommen. Neil Young hat mithilfe Whites auch ein komplettes Album mit einer Aufnahmekabine aus den 30ern aufgenommen.
Knisternuntermaluhut sagt:
Tonetta ist der King des LoFi‘s !