
Immer wieder gibt es Missverständnisse, wenn es um die Begriffe Echo, Hall, Delay und Reverb bei Effektpedalen geht. All diese Effekte sorgen dafür, dass euer Signal größer, atmosphärischer und „länger“ klingt.
Doch was ist eigentlich der Unterschied zwischen Hall und Echo und wie kann ich diese Effekte musikalisch einsetzen? 🎸💥
Wir zeigen euch die typischen Merkmale der beiden Effektgattungen, erklären euch wie ihr sie in euer Setup integrieren könnt und empfehlen euch ein paar Klassiker und günstige Einsteigermodelle.
Nachhall vs. Widerhall
Echo und Hall gehören (zusammen mit einigen Modulationseffekten) zu den sogenannten „zeitbasierten“ Effekten und beruhen auf zwei bekannten Naturphänomenen: dem Nachhall und dem Widerhall. Der Nachhall entsteht in der Natur, wenn eine Schallquelle (z. B. die eigene Stimme) an einer weit genug entfernt liegenden harten Oberfläche (z. B. Berg oder Talwand) reflektiert und zum Ohr zurückgeworfen wird. Brauchen die Schallwellen dafür lange genug (etwa 20 ms oder mehr) nehmen wir die Reflexion als Echo, sprich Verzögerung (engl.: Delay) wahr. Ein Bandecho im modernen Gewand, das Boss RE-202:
In Räumen oder Hallen fallen diese Reflexionszeiten in der Regel deutlich kürzer aus, sodass die zurückgeworfenen Schallwellen eher als Nachhall (engl.: Reverberation) statt als Verzögerung wahrgenommen werden. Hinzu kommt, dass Schallwellen in geschlossenen Räumen mehrfach reflektiert werden, sich gegenseitig überlagern und gemeinsam eine Hallfahne bilden.
Als vereinfachte Grundformel kann man also festhalten, dass wir ein Echo als verzögerte Wiederholung und den Hall als verlängerten Ausklang eines Signals wahrnehmen.
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Der Delay-Effekt (Echo)
Da der Delay-Effekt auf der Verzögerung von Signalen beruht, muss man sich Delay-Pedale wie automatisierte Aufnahme- und Wiedergabegeräte vorstellen. Das erste richtige Delay-„Pedal“ war daher auch das Bandecho (Tape Delay), das mithilfe von Magnetbändern Signale aufzeichnen und wiedergeben konnten. Delay mit Tap-Funktion: Boss DD8:
Später wurde diese Technik durch analoge Eimerkettenspeicher (engl.: bucket brigade device, BBD) in Bodenpedalen ersetzt und natürlich lassen sich Delay-Effekte heute auch mit digitaler Technik erzeugen. Was die Klangeigenschaften von analoger und digitaler Technik angeht, das entscheidet am Ende der eigene Geschmack. Tatsache ist, dass analoge Delay-Pedale in Sachen Signaltreue, Verzögerungszeit und Wiederholungsanzahl technisch begrenzt sind, währen dem digitalen Delay bei der Verzögerungszeit und Anzahl an Wiederholungen kaum Grenzen gesetzt sind.
Ein Delay kann euren Sound subtil eingesetzt „größer“ und „wärmer“ klingen lassen. In extremeren Einstellungen (und insbesondere beim Digital Delay) könnt ihr die Wiederholungen aber auch als rhythmisches Stilmittel einsetzen um den Anschein mehrerer übereinander liegenden Gitarren zu erwecken. Und viele Delays können heute auch ganz einfach mit einer Tap-Funktion zum Tempo angepasst werden. Einfach mit dem Fuß den Beat mittappen, schon stimmt es.
Im Intro zu „Welcome To The Jungle“ von Guns N‘ Roses benutzt Slash ein Delay für genau diesen Effekt. Als Großmeister des rhythmischen Einsatzes von Delay-Effekten gilt auch The Edge von U2, wie sich im Intro zu „Where The Streets Have No Name“ nach der ersten Minute unschwer hören lässt. Er setzt übrigens auch häufig triolische Delays ein.
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Guns N‘ Roses – Welcome To The Jungle
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U2 – Where The Streets Have No Name
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Der Reverb-Effekt (Hall)
Technisch gesehen ist der Halleffekt deutlich komplexer zu erzeugen als das Echo. Während in der frühen Studiotechnik der 60er- und 70er-Jahre großer Aufwand betrieben wurde um natürliche Hallfahnen zu erzeugen (etwa mit Echokammern oder Hallplatten) hat sich als analoges Hallgerät bis heute eigentlich nur die Hallfeder (Spring Reverb) gehalten. Reverb-Pedale bedienen sich bis auf wenige Ausnahmen der modernen Digitaltechnik und sind in der Lage verschiedene Räume (Room, Hall, Church) oder analoge Hallgeräte (Plate, Spring) nachzubilden. Viele Reverb-Pedale können auch „unrealistisch“ lange und mit Effekten belegte Hallfahnen erzeugen (Ambient, Shimmer) und eignen sich besonders gut für experimentelle Anwendungen. Das beliebte TC Electronic Hall Of Fame 2 bietet eine Vielzahl an Hall-Simulationen wie Room, Plate, Spring oder Church:
Der Reverb-Effekt kann euch helfen eure Gitarre „größer“, „weicher“ und insgesamt eindrucksvoller klingen zu lassen und eignet sich besonders gut für das Solo-Spiel. Auch für das Üben in den eigenen vier (engen) Wänden kann ein Reverb für die nötige Stimmung sorgen. Ein professionelles Ambient-Reverb im kompakten Format: das Strymon Cloudburst:
Im Song „Shine On You Crazy Diamond“ von Pink Floyd hören wir David Gilmours Solo-Gitarre ab Minute 5:00 mit einer ordentlichen Portion Reverb. Den Sound eines Spring-Reverbs kann man in den ersten Takten von John Mayers „Slow Dancing In a Burning Room“ belauschen.
Und nicht vergessen dürfen wir die Surf Music, die das Thema Reverb ins Unendliche gesteigert hat. Bestes Beispiel dafür ist Dick Dale mit „Surfin‘ Guitar“.
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Pink Floyd – Shine On You Crazy Diamond
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John Mayer – Slow Dancing In a Burning Room
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Dick Dale – Surfin‘ Guitar
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Die fließenden Übergänge zwischen Delay und Reverb
Wie ihr schon bei der Betrachtung der Naturphänomene Widerhall und Nachhall bemerkt habt, liegen die Unterschiede zwischen Delay und Reverb vor allem in der zeitlichen Dimension. So lassen sich beide Effekttypen mit ein paar Tricks auch in die jeweils andere Effektgattung verwandeln. Beim Reverb benötigt man dazu den Parameter „Pre-Delay“, wie er z. B. beim oben erwähnten Strymon Cloudburst Reverb zu finden ist. Das Pre-Delay bezeichnet die allererste Raumreflexion bevor sich die Schallwellen zu einer Hallfahne vermischen. Mit einer extra langen Pre-Delay-Zeit lässt sich also auch ein Verzögerungseffekt erstellen.

Strymon Cloudburst Reverb
Anders herum können extrem kurze Delay-Zeiten (unter 20 ms) bei einem Echo dazu führen, dass wir die Wiederholungen nicht mehr als separate Töne wahrnehmen. So entsteht der Eindruck einer kurzen Raumreflexion, die auch als Slapback-Echo bezeichnet wird.
Wie dicht Delay und Reverb beieinanderliegen können zeigt Neil Young mit seinem „Dead Man“.
Neil Young – Dead Man Theme
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Wohin auf dem Pedalboard? Delay und Reverb in der Effektkette
Zeitbasierte Effekte werden in der Regel hinter der Vorstufe bzw. hinter der Verzerrung eingesetzt. Das liegt daran, dass verzerrte Signale dazu neigen, Lautstärkeunterschiede auszugleichen (ähnlich wie ein Kompressor). So empfinden die meisten Musiker den Ausklang von Delays und Reverb als unnatürlich, wenn dieser nachträglich verzerrt wird. Hinter der Verzerrung arbeiten zeitbasierte Effekte hingegen wie bei einem cleanen Signal, da der Ausklang keiner nachträglichen Komprimierung unterliegt. Selbstverständlich ist es aber nicht „verboten“, Delays oder Reverbs vor einen verzerrten Amp zu schalten; und so manche Gitarren-Legende (Stichwort: Eddie Van Halen) hat genau so seinen ganz eigenen Signature-Sound kreiert.
Hier liest du mehr über die Effektkette auf dem Pedalboard! 👇
Euer Feedback: Echo und Hall, Delay und Reverb
Wie setzt ihr Delay- und Reverb-Effekte ein und welche Tipps und Tricks kennt ihr noch? Lasst es uns in den Kommentaren wissen.
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