Publikum lesen als DJ: So erkennst du, was die Crowd wirklich will

Wie ich als DJ mein Publikum lese – hier sind Tipps von unserem Gastautor Dirk Duske.

DJ Tipps

Was zeichnet eigentlich einen guten DJ aus? Sicherlich sein Musikwissen, seine Mixing- und – wenn nötig – auch Moderationsskills und die Fähigkeit, das Set dramaturgisch aufzubauen. Aber letztlich steht und fällt ein erfolgreicher Abend, wenn der DJ auf sein Publikum eingeht und es führt. „Read the Crowd!“ lautet die Tugend!

Mit zunehmender Popularität als DJ, gar als wahrgenommener Künstler kann ich dem Publikum schon eher ohne „Wenn und Aber“ meinen Stil und damit mein Set aufdrücken, aber dennoch nicht blind diktieren. Denn selbst auf großen Festivals besteht die Gefahr, nicht abgeholt zu werden, wenn das vorproduzierte DJ-Set eben nicht den Nerv des Publikums trifft. Die flaue Stimmung in der Crowd äußert sich weniger in der Fluktuation auf dem Gelände, sondern eher in gelangweilten Gesichtern und starren Blicken auf die Handys.

DJing Club

Viel schwieriger ist es für einen DJ, in einer ungewohnten und von der Besucherzahl übersichtlichen Umgebung ein musikalisch offenes Format zu bespielen. Hier sind Berufserfahrungen und Intuition gefragt, um die Tanzfläche zu füllen und das Publikum wie folgt zu lesen:

 

Publikum lesen als DJ: Tipps

1. Beobachtet das Kommen und Gehen auf der Tanzfläche in Abhängigkeit eurer gespielten Musik. So könnt ihr Rückschlüsse für den weiteren Aufbau eures Sets ziehen, welche Musikstile ihr bevorzugen beziehungsweise meiden solltet.

2. Schätzt die Stimmung ein. Tanzen die Leute emotionslos vor sich hin, schauen sie mitunter permanent auf ihr Handy, so bleiben sie vielleicht aus Bequemlichkeit auf der Tanzfläche. Hingegen ein Lachen im Gesicht, energisches Tanzen, Klatschen, in die Höhe gerissene Hände und lautstarkes Mitsingen bescheinigen, den Nagel musikalisch auf den Kopf getroffen zu haben. Hier ist natürlich euer Entertainment gefragt, um mit dem Publikum zu interagieren und die Stimmung auf ihren Höhepunkt zu bringen.

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3. Achtet auf Gestik und Mimik der Gäste. Der Blick in die Crowd kann durchaus verletzen, wenn euch mit einem nach unten gerichteten Daumen, Kopfschütteln, zugehaltenen Ohren oder einer Kopf-kürzer-machen-wollen-Geste suggeriert wird, es läuft der falsche Song. Vereinzelte Reaktionen kann man ignorieren, aber einhergehend mit einer abfallenden Stimmung oder Fluktuation auf dem Dancefloor, sollet ihr reagieren.

4. Kommen permanent Gäste mit ihren Musikwünschen zu eurem DJ-Booth, könnte dies auch für eine Dysbalance zwischen eurem Geschmack und dem des Publikums sprechen. Daher überdenkt eure Set-Strategie und passt sie an.

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Publikum lesen als DJ: Seid immer einen Schritt voraus!

5. Seid immer einen Schritt voraus und führt das Publikum an. Spielt nicht immer das, was jeder erwartet. Sondern wagt auch etwas, um anschließend objektiv zu reflektieren, ob es ankam oder in die Hose ging. Entsprechend könnt ihr etwas riskieren und einen Abend für die Ewigkeit schaffen oder eine sichere Kugel der Belanglosigkeit schieben.

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Die Fähigkeit, das Publikum zu lesen, stärkt euer Selbstbewusstsein und befähigt euch, erfolgreich durch den Abend zu führen. Aber zu Beginn einer Party gibt es nicht viel zu „lesen“, zumal man auch unabhängig der genannten Kriterien einen Plan für das Set und die Interaktion mit dem Publikum haben sollte. Entsprechend checkt die Situation unter diesen Kriterien:

Publikum lesen als DJ: Wie viele Leute sind zu Event-Beginn da?

6: Um eine Tanzfläche zu füllen, bedarf es einer gewissen Anzahl von Gästen in der Location. Zu zeitig mit dem Set begonnen, womöglich die falschen Tracks gespielt, füllt ihr mehr die Bar als die Tanzfläche. Vor dem offiziellen Musik-Startschuss sollte die Location schon zu mindestens einem Drittel bis zur Hälfte gefüllt sein. Sofern sich die Leute bereits um die Tanzfläche oder sogar auf der Tanzfläche scharen, an der Bar mitgewippt wird, ist deine Crowd bereit zum Dancen.

7. Steht der Abend unter einem musikalischen Motto, gar einem speziellen Musikstil, wisst ihr schon im Vorfeld, wohin die Reise gehen soll. Allerdings beispielsweise bei 90er oder 2000er Partys ist das musikalische Spektrum trotzdem sehr vielfältig, sodass man auch mit einem gespielten Musikstil aus dieser Zeit danebenliegen kann. Gleiches gilt auch bei schwammigen musikstilbezogenen Events wie etwa „Techno-Party“, das viel Spielraum für Interpretationen lässt. Entsprechend gilt, verschiedene Genres auszuprobieren und zu beobachten, wie die Leute darauf reagieren.

DJing Mixing mit STEMS - Tipps

Publikum lesen als DJ: Achtet auf das Alter der Gäste

8. Jüngere Leute bevorzugen modernere Musik, ältere dagegen aus ihrer Jugend, wobei diese Vorurteile nicht gänzlich zu verallgemeinern sind. Denn auch die Generation Z steht auf 80s und 90s. Legt ihr vor einem verstärkt älteren Publikum auf, passt den Musikstil entsprechend an. Verkürzt Songs nicht unangemessen, das könnte man euch übelnehmen. Es gibt Klassiker mit einzigartigen Solos beziehungsweise Bridges, auf die die Gäste förmlich warten. Beendet ihr diese Songs vorzeitig durch euren Mix, fallt ihr in Ungnade beim Publikum.

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9. Ist der Veranstaltungsort besonders groß, dazu noch überfüllt, sodass es für den Weg von der Bar zur Tanzfläche mehr Zeit bedarf, ballert die Hits nicht im Sekundentakt raus, sondern gebt den Leuten auch die Möglichkeit, den Dancefloor zu erreichen. Kämpfen sich die Gäste von der Bar auf die Tanzfläche und erreichen diese erst bei der Blende zum nächsten Track, frustriert dies und killt langfristig die Stimmung.

 

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Publikum lesen als DJ: Die kritische Masse

10. Dass eine Tanzfläche mal mehr oder weniger gefüllt ist, gehört zum Risiko eines DJs. Aber es darf nicht die kritische Masse unterschritten werden, auf die eine Massenflucht folgt. Es setzt eine Art Herdentrieb ein, der vor allem durch die Angst geschürt wird, sich plötzlich auf der Tanzfläche allein und beobachtet zu fühlen. Wenn 80 Prozent der Gäste von der Tanzfläche verschwinden, müsst ihr nicht zwingend etwas falsch gemacht haben, vielmehr ist mit einem anderen Song schnell zu reagieren, um das Ruder wieder herumzureißen und nicht noch die restlichen 20 Prozent zu verlieren.

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Publikum lesen als DJ: Warum musikalische Abwechslung wichtig ist

Habt ihr euch musikalisch eingegroovt und gerade mit einer vollen Tanzfläche den Volltreffer gelandet, achtet auf die Zeit, wie lang ihr schon auf dieser Welle reitet. Ist das Tempo auf Dauer zu schnell, wird das Publikum vor Erschöpfung die Tanzfläche verlassen, wie auch bei einem recht langsamen und damit einschläfernden Musik-Stil. Auch solltet ihr vorausschauend auflegen, nicht erst den Wechsel einleiten, wenn sich die Tanzfläche bereits leert, sondern wenn es von eurer Intuition her an der Zeit ist.

Publikum lesen als DJ: gesunde Fluktuation

Zwischen Bar und Tanzfläche solltet ihr für einen regelmäßigen, aber unauffälligen Austausch sorgen. Denn jeder Tanzende geht auch mal gern an die Bar und umgekehrt. Mit einem krassen Stilwechsel riskiert ihr eine temporär leere Tanzfläche, die nicht nur peinlich, sondern auch schwieriger zu füllen ist. Daher sollte der Wechsel zwischen den Stilen dezent erfolgen und so die Bar mit einbeziehen. Dadurch kommt keine Langeweile auf und das Event bleibt länger gut besucht.

Djing Tipps

Publikum lesen als DJ: So erkennst du, was die Crowd wirklich will

Habt ihr schon Erfahrungen darin gemacht, ein Publikum zu lesen? Habt ihr noch weitere Tipps? Dann lasst es uns in einem Kommentar wissen!


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Kommentare 1

  1. DJ Nameless sagt:
    Wie schon im Artikel erwähnt, ist es tatsächlich mit am schwierigsten, wenn es eine musikalisch offene Veranstaltung mit sehr übersichtlichem Publikum ist. Richtig schwierig wird es in so einem Fall, wenn zusätzlich noch der Geschmack der Gäste sehr weit auseinander geht (der eine will Guns N' Roses hören, der nächste Al Bano & Romina Power, der nächste David Guetta, der nächste Helene Fischer....) und die Leute dann ungeduldig werden, wenn der eigene Wunsch vielleicht erst in einer halben Stunde dran kommt. Manchmal können auch Veranstaltungen kompliziert sein, wo es von vornherein nicht ums Tanzen geht, sondern Hintergrundbeschallung gefragt ist. Mehr Informationen als das ungefähre Alter der Gäste hat man als DJ dann ja nicht - manchmal noch Kleidung oder Frisur. Einer mit AC/DC T-Shirt wird mit Hard-Rock - sicher auch von Nirvana, Metallica oder Deep Purple - eher abzuholen sein als mit DJ Bobo oder Scooter. Aber wenn diese Merkmale fehlen und von vornherein kein Tanz vorgesehen ist, bleibt m.E. nur, "irgendwas Mainstreamiges" zu spielen und abzuwarten, ob Wünsche in andere Richtungen, z. B. Schlager oder Salsa kommen.

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