Bedrich Smetana: Hommage zum 200. Geburtstag

Bedřich Smetana gilt als einer der bedeutendsten Komponisten Tschechiens. Gemeinsam mit Antonín Dvořák wird er als „slawischer Meister“ bezeichnet. Anfangs ein unbequemer Zeitgeist, sind die tschechischen Städte inzwischen übersät mit Denkmälern seiner Person. Geboren am 02. März 1824 wäre der Genius heute 200 Jahre als geworden. Seine Musik lebt weiter: Wir sagen herzlichen Glückwunsch! 🎹

200 Jahre Bedřich Smetana:

personifizierte Visitenkarte des tschechischen Nationalstils

Smetana war Dichter, Denker und Schöpfer der tschechischen Nationalmusik. Völlig zu Recht nahm er für sich in Anspruch, prägender Vorreiter im dramatischen und sinfonischen Bereich dieses mit regionalen Attributen adaptierten Genres zu sein. Dabei erlebte er auch unbequeme Phasen. In den Augen seiner Landsleute war er lange Zeit sogar ein Volksfeind, nämlich ein Gefolgsmann der aufgrund ihrer politischen Thesen umstrittenen Komponisten Richard Wagner und Franz Liszt. Das Gezeter war vergessen, als die Prager Oper dank Smetanas weitsichtiger Reformen auf demselben Niveau wie die etablierten Häuser in Wien oder Berlin war.

Hinweis. Wie es von Friedrich zu Bedřich kam, verraten wir unten.

200 Jahre Bedřich Smetana:

Schicksalsschläge und die Zuflucht in der Musik

Gleich mehrere Schicksalsschläge sollten den Komponisten frühzeitig prägen. So starb 1855 seine damals viereinhalbjährige Tochter Friederike an Scharlach. Im Jahr davor war bereits ihre jüngere Schwester Gabriela verstorben. In seiner Verzweiflung suchte Smetana Zuflucht in der Musik. Unmittelbar nach dem Tod von Friederike komponierte er zu ihrem Andenken das Klaviertrio g-Moll. Es wurde sein erstes Meisterwerk in größerer Form. Seine Musik wurde zur akustischen Bildsprache und zu seiner kraftvoll komponierenden Ausdrucksweise. Tatsächlich aber war die Uraufführung des Trios ein Fiasko. Mit den ungewöhnlichen Melodien und der freien Struktur konnte das Publikum nichts anfangen. Das sollte sich alsbald ändern.

Smetana – Piano Trio in G minor, Op. 15 (Harriet Krijgh & Friends)

Theatralischer Pomp böhmisch-tschechisches Markenzeichen

Als wesentlicher Bestandteil von Smetanas Musik gelten die Bühnenwerke. So wurde beispielsweise die Inszenierung von „Die verkaufte Braut“ durch die außergewöhnliche Mischung von Genrebildern, dezentem Realismus, theatralischem Pomp und tanzliedhaften Klängen zum Inbegriff der böhmisch-tschechischen Pittoreske. Vermutlich aber wäre sein Ruhm geringer, falls er einfach nur Musik geschrieben hätte. Jede seiner Noten war Ausdruck eines Menschen, der meinungsstark dachte, lebte und komponierte. Berühmt geworden sind seine verbindenden Gedanken: „Wo befreundete Wege zusammenlaufen, da sieht eine Stunde lang die Welt wie Heimat aus.“

Smetana – Die verkaufte Braut (Mariss Jansons – Berliner Philharmoniker)

Bedřich Smetana: seine wichtigsten Werke

Zwischen 1874 und 1879 komponierte Smetana mit dem sinfonischen Zyklus „Mein Vaterland“ und dem darin enthaltenen populären Teil „Die Moldau“ das sicherlich bekannteste seiner Werke und zugleich einen Grundstein der tschechischen Musikkultur. Nachgezeichnet wird in der Komposition der Lauf des gleichnamigen Flusses. Keinesfalls übertrieben ist die Aussage, dass der Fluss Moldau auch in entfernten Regionen durch Smetana bekannt wurde. Niemals zuvor waren thematisch derart eng verknüpfte Tondichtungen in zyklischer Form veröffentlicht worden.

Smetana – Die Moldau (Karajan – Berliner Philharmoniker)

Smetana – Mein Vaterland (Semyon Bychkov – WDR Sinfonieorchester)

200 Jahre Bedřich Smetana: auf Umwegen engagiert die Ziele verfolgt

Geboren als Friedrich Smetana als achtes Kind eines Bierbrauers, entwickelte er als Erwachsener sein tschechisches Nationalgefühl und änderte seinen Vornamen in „Bedřich“. Bereits im Alter von vier Jahren hatte er Geigen- und Klavierunterricht bekommen. Später dann studierte Smetana Klavier und Komposition. Zunächst versuchte er eine Karriere als Konzertpianist, unterrichtete aber stattdessen bald an einer von ihm geründeten Musikschule. 1856 folgte er einer Einladung nach Schweden, wo er in Göteborg als Dirigent, Pianist und Dozent tätig war. Nach seiner Rückkehr 1866 nach Prag wurde er Dirigent des tschechischen Nationaltheaters in Prag, das ihm ein ideales Forum bot, seine eigenen Opern aufzuführen.

Es war nichts Geringeres als eine neue Kunstform

Mit der Gattung der symphonischen Dichtung entwickelte er die Kunstform, Orchestrales mit volksmusikalischen Elementen zu verknüpfen. Damit trug er maßgeblich dazu bei, dass Böhmen im 18. Jahrhundert das „Konservatorium Europas“ genannt wurde. Die hohe musikalische Bildung des Prager Publikums überraschte alle Repräsentanten der Weltmusik, die in die Stadt an der Moldau kamen. Smetana war daran im positiven Sinne keinesfalls unschuldig.

Smetana – Streichquartett Nr. 1 in E-Dur – (Dover String Quartet)

200 Jahre Bedřich Smetana:

Zwischen vorgestern und übermorgen

Logisch, dass seine Werke auch in Musikgenres der härteren Gangart verarbeitet wurden. Insbesondere die deutsche Metal-Band Accept – u. a. mit dem Gitarristen Wolf Hoffmann – hat immer wieder Kompositionen von Smetana in Szene gesetzt:

Accept – Die Moldau von B. Smetana (Accept & Lux Aeterna Orchestra, Novosibirsk)

Wolf Hoffmann – The Moldau

Milano Classic Rock Orchestra – The Moldau

Jede Menge Denkmäler und auch ein Museum

Ein unmissverständliches Bild seines Einflusses zeichnet die Tatsache, dass in etlichen tschechischen Städten überlebensgroße Denkmäler seiner Person stehen. Auch hat die Stadtverwaltung von Prag ihm zu Ehren an einem der schönsten Plätze der Stadt – symbolträchtig unmittelbar neben der Moldau mit Aussicht auf die Prager Burg – 1926 ein Museum errichtet. Ausgestellt werden eine Vielzahl persönlicher Gegenstände, zeitgenössischer Dokumente und auch das Klavier, an dem er so viele unvergessliche Melodien komponiert und gespielt hat.

Mit diesem Link geht es zur Seite des Museums.

Hier geht es zu den Klavieren und Flügeln bei Thomann.

Musikalischer Ruf mit galaktischen Dimensionen

Allerdings beschränkt sich sein Ruf keinesfalls auf seine irdischen Erfolge. Vielmehr wurde im Jahr 1979 sogar ein Asteroid nach ihm benannt. Damit nicht genug: Seit 1984 trägt ein Krater des Planeten Merkur seinen Namen. Schon beeindruckend, wenn ein weltlicher Komponist seine Spuren im Weltall hinterlässt. Aber bleiben wir zunächst auf der Erde: Mit dem diesjährigen Festival Prager Frühling von 12.05. bis 03.06.2024 werden das Jahr der tschechischen Musik und der 200. Geburtstag von Bedřich Smetana gefeiert. Aufgeführt wird unter anderem – wie könnte es anders sein – sein epochales Werk „Mein Vaterland“ von den Berliner Philharmonikern unter Leitung von Chefdirigent Kirill Petrenko. Dass das mehrwöchige Kultur- und Musikfestival alljährlich mit diesem Zyklus eröffnet wird, ist längst zur unumstößlichen Tradition geworden.

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Viel Schatten unter der musikalischen Sonne erlebt

Zu Lebzeiten hatte Smetana immer wieder gesundheitliche Probleme mit den Ohren. Vermutlich als Folge einer Syphilis-Erkrankung litt er unter starkem Tinnitus. 1874 ertaubte er mit Anfang 50 vollständig, ohne dass der Tinnitus sich besserte. Daraufhin zog er sich komplett aus der Öffentlichkeit zurück. Es folgten psychische Erkrankungen, von denen er zunehmend gezeichnet wurde, bis er am 12. Mai 1884 in einer psychiatrischen Klinik in Prag an Spätfolgen der nicht austherapierten Syphilis-Erkrankung verstarb.

Wir verneigen uns zum 200-jährigen Geburtstag vor Bedřich Smetana!

Feedback: Bedřich Smetana

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Meon ist Gitarrist und Blogger. Er arbeitet seit 7 Jahren bei Thomann und ist permanent von Musik, Musikern und Instrumenten umgeben.

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