10 Albumcover und ihre Bedeutung – das kreative Zusammenspiel von Grafikdesign und Musik

10 Albumcover und ihre Bedeutung – das kreative Zusammenspiel von Grafikdesign und Musik

Nicht zu unterschätzen ist der visuelle Eindruck der Cover, mit denen sich die Songs unserer Heros zusätzlich an unser Gedächtnis heften. Für solche besonderen Eyecatcher setzen Grafik-Designer, Cover-Art-Werbeagenturen und auch die Musiker selbst ihre gesamte Kreativität ein. Leicht nachvollziehbar, immerhin geht es um verkaufsfördernde Kunst in Form eines musikalischen Quadrats. Hier kommen 10 Beispiele mittlerweile legendärer Albumcover!

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1. The Beatles – St. Pepper’s Lonely Heart Club Band (1967)

Die Beatles waren nicht nur musikalisch, sondern auch in der Covergestaltung wegweisend. Anfangs noch brav die potenziellen Käufer vom Plattencover anschauend, war ihnen das bald nicht mehr genug. Für St. Peppers entstand ein Bild mit insgesamt 70 Persönlichkeiten. Zum Einsatz kamen dafür deren Doppelgänger aus dem Wachsfigurenkabinett von Madame Tussaud.  Auf der fotorealistischen Design-Collage sollten sie eine Gemeinschaft „neuer freier Menschen“ symbolisieren. Davor in einem Blumenfeld und umgeben von unterschiedlichsten Utensilien platziert: der aus Hyazinthen zusammengesetzte Schriftzug der Beatles. Eine Botschaft von Vielfalt, irdischer Gegensätze und Gemeinsamkeit.


2. The Velvet Underground – The Velvet Underground & Nico (1967)

Ebenfalls Design-Geschichte geschrieben hat der für seine exzentrischen Präsentationen bekannte Andy Warhol mit The Velvet Underground & Nico. Das Album aus der frühen Zeit von Lou Reed und seinen Bandkollegen bei Velvet Underground wurde nahezu komplett von Warhol produziert, gestaltet und vermarktet. Es sollte zu einem der wegbereitenden Meilensteine der Underground- und späteren Independent- und Punk-Musik schlechthin werden. Wegen des markanten Motivs wird das Album auch gerne als Bananen-Album bezeichnet, was keinesfalls abfällig gemeint ist. Auf den ersten Exemplaren ließ die Pop-Art-Banane sich sogar schälen. Bei der Designfrucht handelte es sich um ein Abziehbild, unter dem sich das Bild einer rosafarbenen Banane befand. Es ging um die Schattenseiten der modernen Konsumgesellschaft.

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3. Deep Purple – Deep Purple in Rock (1970)

Keinesfalls fehlen darf in dieser Auflistung das Cover von Deep Purple in Rock. Bekannt ist das vierte Studioalbum der britischen Rockpioniere auch als In Rock. Das Albumcover zeigt die Portraits der Bandmitglieder als gigantische Steinskulpturen. Angelehnt ist die Darstellung an das Mount National Memorial, ein 1941 fertiggestelltes Denkmal aus monumentalen Porträtköpfen der vier zur damaligen Zeit symbolträchtigsten amerikanischen Präsidenten. Für das Album Deep Purple in Rock haben die Rocklegenden einfach die Köpfe ausgetauscht. 1970 ließ Deep Purple in Rock die Sixties zunehmend verstummen und definierte den Hard Rock. In diesem Jahr blickt das Album auf eine bereits 50-jährige Geschichte zurück.


4. Simon & Garfunkel – Bridge over Troubled Water (1970)

Auch ein lustiges Bonmot darf in der Aufzählung der bekannten Alben-Cover nicht fehlen. Bridge over Troubled Water des Softrock- und Folk-Duos Simon & Garfunkel steht in Millionen Haushalten. Der Song ist mehrfach Grammy-ausgezeichnet und in die Rock and Roll Hall of Fame aufgenommen. Das Cover selbst zeigt Paul Simon und Art Garfunkel, die recht brav beieinander stehen. Aus Designersicht eigentlich eher das Gegenteil von „außergewöhnlich“. Eingearbeitet ist allerdings eine optische Täuschung, und kein Mensch weiß, ob das versehentlich oder absichtlich geschehen ist: Verdeckt man das Gesicht von Paul Simon, wird sein Haar plötzlich zum wallenden Kinnbart von Art Garfunkel. Schon mal versucht, das auf diese Weise zu betrachten?


5. Rolling Stones – Sticky Fingers (1971)

Wenige Jahre später sorgte wiederum eine Designidee von Andy Warhol für Popularität. Von der Pop-Art-Legende stammt die Idee mit dem Reißverschluss auf dem Cover von Sticky Fingers. Das Hauptmotiv zeigt von vorne und hinten den Unterkörper des Schauspielers Joe Dallesandro in knallenger Jeans, wobei sich dessen Geschlechtsteil abzeichnet. Bei der Erstausgabe war ein funktionsfähiger Reißverschluss eingearbeitet, hinter dem sich das Bild einer weißen Unterhose befand. Und exakt darin war dann die Musik. Erstmals taucht auf diesem Album auch das Stones-Logo mit Lippen und Zunge aus der Feder des Grafikdesigners John Pasche auf. Widerspiegeln sollte das Logo die antiautoritäre Haltung der Stones mit durchaus gewollter sexueller Provokation.


6. Pink Floyd – The Dark Side of the Moon (1973)

Zu Beginn der 70er-Jahre waren die Bandmitglieder von Pink Floyd davon genervt, mit ihrer Musik nahezu ausschließlich atmosphärische Background-Stimmung für Zugedröhnte zu liefern. Sie befanden sich in einer festgefahrenen Image-Sackgasse. Gründungsmitglied Syd Barrett musste die Band bereits 1968 wegen des geistigen Verfalls aufgrund seines exzessiven Drogenkonsums verlassen. Roger Waters & Co. wollten sich mit anderen weltwichtigen Themen positionieren. Und die spiegelten sich auch auf dem Cover: Grafikdesigner Storm Thorgerson platzierte ein dreieckiges Prisma vor schwarzem Hintergrund. Darauf trifft ein zunächst weißer Lichtstrahl, woraufhin das Licht sich in den Spektralfarben des Regenbogens zerstreut. Die zum Regenbogen aufgefächerten Spektralfarben setzen sich im aufgeklappten Teil des Covers fort und illustrieren dadurch den Herzschlag, der sowohl am Anfang als auch Ende des Albums zu hören ist.


7. The Police – Can’t Stand Losing You (1978)

Ebenso brisant wie provokant legten The Police um Bandleader Sting den Finger in eine tabuisierte Wunde. Can’t Stand Losing You handelt von Selbstmord. Und das Cover des aus dem Debütalbum ausgekoppelten Songs zeigte plakativ den aufgehängten Drummer Stewart Copeland, der gerade noch mit den Fußspitzen einen schmelzenden Eisblock berührt, dem zur Seite ein Heizlüfter gestellt ist. Wegen dieses Covers wurde die Single von der BBC nicht gespielt; später allerdings auch mit alternativem Cover veröffentlicht. Auf der BBC-Blacklist zu erscheinen, sorgte für verkaufsträchtige Publicity. Zugleich geschafft hatte die Band, dass ein oftmals unter den Teppich gekehrtes Tabu-Thema deutlicher in die öffentliche Diskussion gerückt wurde.


8. Supertramp – Breakfast in America (1978)

Zu den berühmtesten Covers der Musikgeschichte überhaupt zählt das Album Breakfast in America von Supertramp. 1979 befindet die britische Band sich auf dem Zenit ihres Erfolgs und lebt bereits seit einigen Jahren in den USA. Obschon der Bezug auf den teils kuriosen American Way of Life von den Bandmitgliedern immer wieder dementiert wurde, kommt man nicht ganz am Verdacht gewollter Ironie vorbei: Das Cover zeigt den Blick durch ein Flugzeugfenster auf Manhattan. Im Vordergrund eine hysterisch fröhliche, dralle Kellnerin mit einem Glas Orangensaft in der rechten Hand und einer Speisekarte – die Freiheitsstatue einmal anders in Szene gesetzt. Eine kritische Anspielung auf den amerikanischen Lifestyle? Bis heute lässt sich das nur vermuten, wenngleich mit einem leichten Lächeln.


9. Nirvana – Nevermind (1991)

Ein vier Monate alter Säugling taucht auf eine Dollar-Note zu und ist dabei vollkommen nackt. Bereits der Entwurf des Nirvana-Covers von Nevermind sorgte für heftige Diskussionen. Immerhin war der Penis des Babys deutlich zu sehen. Die Plattenfirma befürchtete einen verkaufsschädigenden Shitstorm und wollte Unmut in der Öffentlichkeit vermeiden. Curt Cobain war zu einem wertebewussten Kompromiss bereit. Sein Vorschlag: Auf dem Cover hätte ein verdeckender Aufkleber angebracht werden sollen, der diejenigen als pädophil benennen sollte, die an der natürlichen nackten Wahrheit eines Babys Anstoß nehmen. Letztlich wurde das Cover ohne Aufkleber veröffentlicht.


10. David Bowie The Next Day (2013)

Seiner Zeit stets voraus war David Bowie, ein Mann mit vielen Gesichtern, der die Musikszene mit Kreativität in Musik, Design und Fotografie revolutioniert hat. Er selbst hat sich immer wieder als wandelbare Kunstfigur dargestellt, was sich auch auf unzähligen Albumcovern wiederfindet.

Die Besonderheit dieses Albums laut Cover-Designer Jonathan Barnbrook: Verwendet und verfremdet werden sollte ein bereits bekanntes Cover, das durch die Zeitreise wirklich erschüttert. Vorlage für das Cover von The Next Day, war das Mega-Album Hereos von Bowie, das vermutlich am meisten verehrte Cover des chamäleonartigen Künstlers. Die Verfremdung zeichnet den Wandel zwischen dem Berlin des Mauerzeit und dem heutigen Berlin.


Bestimmt habt auch ihr eure Lieblings-Cover, die entweder Musik- und Mediengeschichte geschrieben oder für euch eine spezielle Bedeutung haben. Ganz am Rande erwähnt, die meisten publikumswirksamen Cover waren ziemlich provokant. Wir freuen uns auf eure Kommentare. ✍

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Franziska startete ihre Musiklaufbahn an der Violine und ist heute musikalisch zwischen Smetana und In Flames zu Hause. In ihrer Freizeit engagiert sie sich in allerlei Kulturbereichen und lebt ihre Leidenschaft - die Kunst - in all ihren Facetten.

Ein Kommentar

    Was?

    Wo sind Kraftwerk Covers oder Joy Divisions „Unknown Pleasures“ Cover?

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