Pick your pick!

Pick your pick!

Herzlich willkommen zu unserem Blog rund um ein eher winziges Utensil, das vor allem unter Gitarristen ganz schnell zum großen Thema werden kann. Genauer gesagt soll es um ein kleines, genauso unscheinbares wie unentbehrliches Hilfsmittel zur Klangerzeugung an der Gitarre gehen, ein meist tropfenförmiges Plättchen, das wir als Flatpick, Pick, Plektrum (Mehrzahl Plektra oder Plektren, nicht Plektrums oder Plektrumse ?), Plektron, Plek oder einfach nur als Gitarren- oder Spielplättchen kennen. Auch der Begriff „Gitarrenchip“ ist mir schon untergekommen.

Aber alle diese Bezeichnungen meinen dasselbe kleine Werkzeug, das für das Spielen von Gitarren und anderen Saiteninstrumenten unverzichtbar ist und das es deshalb in den unterschiedlichsten Formen und Farben, Stärken, Größen und Materialien gibt. In diesem riesigen Angebot den Überblick zu behalten, fällt sogar Kennern der Materie nicht immer leicht, weshalb dieser Beitrag etwas Licht ins Dunkel bringen soll. Das Pick (ich werde im weiteren Verlauf diese internationale Bezeichnung benutzen) steht am Beginn unserer Signalkette, und der Spruch, dass der Ton mit den Fingern „gemacht“ wird, stimmt nur bedingt. Immerhin ist ein Pick für die Erzeugung des Signals zuständig und bestimmt damit in großem Maße den Charakter, der dem Ton mit auf den Weg gegeben wird. Natürlich tragen anschließend vor allem die Finger der Greifhand mit Vibrato und diversen anderen Techniken ihren Teil zur Formung des Klanges bei.

Aber die Erfahrung, dass beispielsweise unterschiedliche Anschlagswinkel des Picks für teilweise drastische Klangunterschiede verantwortlich sind, hat wohl jeder schon einmal gemacht. Aber wie sieht es mit dem Pick selbst aus? Wie viel Einfluss auf das Signal, das letztlich aus den Speakern oder beim akustischen Spiel unmittelbar an unser Ohr kommt, hat die Form oder das Material eines Picks, klingt ein weiches anders als ein hartes, oder bewegen wir uns hier schon am Rande der Esoterik? Mit Sicherheit nicht, wie ihr der Vergleichsaufnahme mit verschiedenen Picks entnehmen könnt – die Unterschiede sind deutlich hörbar. Mehr dazu später.


Material

Viele Halbwahrheiten und Mythen ranken sich um das Material, aus dem Picks hergestellt werden. Eine nicht ganz ernstgemeinte handelt von angeblichen Wunderkräften, die ein Pick seinem Besitzer verleiht, weil es aus dem Eckzahn des Teufels geschnitzt wurde. Weitere Forschungsergebnisse zu diesem speziellen Exemplar findet ihr in dem äußerst unterhaltsamen Film Pick Of Destiny mit Jack Black und Kyle Gass.

Tenacious D The Pick of Destiny

Aber wir wollen uns hier natürlich mit den knallharten Fakten beschäftigen, und die besagen, dass heute in erster Linie ganz profane Kunststoffe zur Pick-Herstellung herangezogen werden. Schon in der Antike schlug oder zupfte man Saiteninstrumente mit Holz-, Elfenbein-, Horn- oder Metallstücken, die im Griechischen als Plektron bezeichnet wurden. Der Federkiel war eines der Hilfsmittel zum Spielen im 19. Jahrhundert, was zwar imposant aussah, aber als zweckmäßiger und als die bessere Wahl erwiesen sich im Laufe der Zeit kleine Spielgeräte in Knopfgröße. Diese bestanden aus Knochen, Holz, Horn oder ähnlichen Materialien, wobei solche aus Schildpatt (Schildkrötenpanzer) besonders beliebt waren. Sie hatten gute Klangeigenschaften und waren auch etwas elastischer als die aus anderen Materialien. Die Herstellung wurde allerdings 1973 gesetzlich verboten, wodurch man gezwungen war, endgültig auf andere Grundstoffe, bevorzugt Kunststoff, umzusteigen. Lange schon wurde daran geforscht, denn Luigi D´Andrea hatte bereits 1922 Gitarrenpicks aus Zelluloid hergestellt, bis heute einer der am häufigsten verwendeten Kunststoffe.

Dunlop hat großen Erfolg mit seinen Nylon-Picks, und auf der Suche nach Ersatz-Grundstoffen zur Imitation der Klangeigenschaften des Schildkrötenpanzers entdeckte man Delrin für die Herstellung der Tortex Picks. Dabei handelt es sich um eine weitere Serie im Programm, die von vielen Gitarristen gespielt wird. Während Marken wie Dunlop, Fender, D’Andrea, Planet Waves und andere Standard-Picks aus Kunststoff produzieren, sind natürlich auch solche aus anderen Materialien erhältlich. Der britische Hersteller Timber Tones beispielsweise widmet sich hauptsächlich dieser Nische und bietet u. a. Picks aus Holz, Stein, Perlmutt, Horn, Knochen oder sogar Leder an. Von einigen Herstellern sind auch Metallpicks im Angebot.


Formen

Ein Pick ist meist dreieckig oder kommt in Tropfenform und wird in der Regel zwischen Daumen und Zeigefinger gehalten. Will man von einer Standard-Form und -Größe sprechen, dann ist das die Tropfenform, die seinerzeit von D’Andrea und Fender entwickelt und als Nr. 351 bezeichnet wurde. Dunlop bietet die Tropfenform auch in einer kleineren Variante an (Jazz Picks), dreieckige Ausführungen (Triangle) werden gerne von Akustikgitarristen benutzt. Unterschiede gibt es im Detail bei den Spitzen, die einmal mehr oder weniger abgerundet sind. Dunlop hat beispielsweise die Sharp-Picks im Angebot, die komplett spitz zulaufen und für schnelle Anschläge sehr gut geeignet sind. Kult sind die Herdim-Picks in Dreieckform, die an jeder Ecke eine andere Stärke und an einer Seite eine wellenförmige Kante aufweisen. Das Gleiche gilt für Sharkfin-Picks mit einer dünneren und einer bereiteren Spitze und ebenfalls mit einer wellenförmigen Kante.

Die Stärke des Picks wird in Millimeter angegeben, hier haben sich folgende Bezeichnungen durchgesetzt:

Extra Light:0,38 bis 0,50 mm
Thin/Light:0,50 bis 0,70 mm
Medium: 0,70 bis 0,90 mm
Heavy:0,90 bis 1,2 mm
Extra Heavy:dicker als 1,2 mm

 


Welches Plek ist richtig für mich?

Schwierige Frage – denn das müsst ihr selbst ausprobieren. Zuerst solltet ihr überlegen und testen, mit welcher Form ihr am besten spielen könnt. Die Tropfenform ist sehr variabel im  Einsatz. Bei Akkordanschlägen steht das Pick weiter heraus, bei Single-Note-Spiel und Lead-Passagen kann es etwas enger gegriffen werden. Eine abgerundete Spitze erzeugt einen etwas weicheren Ton, ein spitz zulaufendes Pick ist gut geeignet für präzises Solospiel. Es ist übrigens auch nicht in Stein gemeißelt, dass man immer die Spitze nutzen muss. Stevie Ray Vaughan hat angeblich oft mit der runden Seite des Picks angeschlagen. Wer das Pick überwiegend in einer Position hält, für den sind Modelle mit rauer Oberfläche (Max Grip Picks) gut geeignet, wer das Pick oft in der Hand dreht, sollte eher welche mit glatter Oberfläche benutzen. Dann solltet ihr herausfinden, mit welcher Stärke und welchem Gewicht ihr am besten klarkommt. Da sind tatsächlich kleine Unterschiede sehr entscheidend. Wer leicht anschlägt, wird wahrscheinlich ein dünnes Pick bevorzugen, bei dicken Saiten und hartem Anschlag wird ein stärkeres Pick vonnöten sein. Es kommt immer darauf an, wie viel Widerstand es haben darf. Nimmt man ein zu hartes Pick, dann kann es sein, dass man mehr oder weniger in den Saiten „hängenbleibt“.

Ibanez BPA16HS-BK Pick

Ist das Pick viel zu weich, geht unter Umständen die Dynamik flöten: Man schlägt die Saite hart an, aber durch den geringen Widerstand des Picks ist der Ton nicht laut genug. Harte Picks erzeugen einen knackigen und definierten Attack, während weiche etwas undefinierter klingen. Ich benutze aus diesem Grund bei der Akustikgitarre für Strummingpassagen gerne ein Dunlop Nylon (0.60 mm), das vor allem bei Aufnahmen sehr angenehm im Hintergrund klingt. Bei der E-Gitarre sind bei mir überwiegend Dunlop Nylon Picks der Stärke 0.76 mit Custom-Light-Saiten (009 – 046) im Einsatz. In früheren Zeiten habe ich auch schon .011-, 052er Saiten mit einem 1,5 mm Pick gespielt, aber für mein Empfinden bildet sich mit dünneren Saiten und entsprechend dünneren Picks ein schönerer Ton heraus. Außerdem lässt es sich mit dünneren Saiten entspannter spielen. Aber wer zehn Gitarristen fragt, wird mindestens elf Antworten erhalten. Deshalb gilt: Lasst euch nicht zu sehr beeinflussen, experimentiert und findet EUREN Sound.


Wer spielt was?

Eine gute Orientierung ist es immer wieder, über den Tellerrand zu schauen und zu schauen, mit welchem Werkzeug die Gitarristen spielen, deren Sound und Gitarrenton man persönlich sehr schätzt. Ich habe auf verschiedenen Seiten im Internet recherchiert und hier ist eine Auswahl von Gitarristen und ihren bevorzugten Picks, selbstverständlich ohne Garantie, denn auch die Helden wechseln häufig ihr Werkzeug. Überraschung oder nicht: Prinzipiell ist bis auf ein paar Ausnahmen überall Standardware zwischen den Fingern.

Brian MayEine alte britische Sixpence-Münze
Eric ClaptonErnie Ball Picks Heavy (0.94 mm)
John MayerDunlop Tortex 0.88 mm, Dunlop Tortex 1.14 mm
James HetfieldDunlop Tortex 0.88, Dunlop James Hetfield Black Fang 1.14
Angus YoungFender Extra Heavy
David GilmourD’Andrea TG 351 0.96 mm
Jimmy PageHerco Flex 75 (0.75 mm)
Mark TremontiDunlop Jazz III, Dunlop Nylon 1.0 mm
The EdgeD’Andrea Medium Nylon
Zakk WyldeDunlop Tortex Pitchblack Jazz (1.14 mm)
Billie Joe ArmstrongDunlop Tortex 0.73 mm, Dunlop Tortex 0.88 mm
Dave GrohlDunlop 0.73 mm Gator Grip
Billy GibbonsDunlop Gels Extra Heavy
Dave MustaineDunlop Tortex 0.73
Carlos SantanaV-Picks (3 mm)
Dimebag DarellDunlop Tortex 0.88 mm

Zu den Plektren auf www.thomann.de geht’s mit diesem Link!

Author’s gravatar
Meon ist Gitarrist und Blogger. Er arbeitet seit 7 Jahren bei Thomann und ist permanent von Musik, Musikern und Instrumenten umgeben.

2 Kommentare

    Es ist nicht richtig, dass Plektren unverzichtbar für das Spielen von Gitarren und anderen Saiteninstrumenten sind. Ganz im Gegenteil; nicht nur bei Konzertgitarren gibt es über viele Genres hinweg Situationen, in denen gut ausgeführte klassisch-spanische Techniken vielfältige, klanglich interessante Möglichkeiten bieten. So verwende ich sogar auf der E-Gitarre nur selten ein Plektrum.

    Das Santana 3mm V picks verwendet ist mir neu. Er benutzt schon ewig Triangel zellu.
    Auch wenn er bei V – picks Erwähnung findet 😉

    Ansonsten muss ich meinen Vorredner zustimmen. Im Internet kann man eine ganze Menge recherchieren, was dann so doch nicht stimmt.

    ZB. hat auch Gilmor Herco Flex 75 (0.75 mm) bevorzugt, nicht nur Page…usw……

Schreibe einen Kommentar

ANZEIGE