Straßenarbeiter mit Spaß bei der Arbeit? Ingenieure, die ihre Arbeit auf der Straße machen? Musiker, die mit Asphalt experimentieren? Stadtplaner, die sich um Autofahrer kümmern? Nun, ja, alles davon. Wir reden über musikalische Straßen, ein Phänomen, das derzeit in verschiedenen Ländern rund um den Globus auftaucht. Und es bringt Musik in die profane Aufgabe des Fahrens … ??
Worüber um alles in der Welt redet ihr?
Also: In den letzten 25 Jahren haben Menschen musikalische Straßen gebaut. „Eine musikalische Straße (englisch: musical road) – bisweilen auch als singende Straße bezeichnet – ist eine Straße, die beim Befahren eine Vibration erzeugt, die wiederum über die Räder als hörbare Tonfolge ins Fahrzeuginnere übertragen wird. Auf diese Weise kann eine musikalische Straße Lieder ‚spielen‘.“ (Wikipedia). Klingt ganz einfach … und im wahrsten englischen Sinne des Wortes sehr groovy. Die unterschiedlichen Noten werden erzeugt, indem man kleine Rillen (englisch: groove) in den Asphalt fräst. Die Tonhöhen entstehen durch den Abstand dieser Rillen, irgendwas zwischen fünf und zehn cm. Wenn ein Auto mit gleichbleibender Geschwindigkeit darüber fährt, erhöhen engere Rillenabstände höhere Noten und breitere Abstände sorgen für tiefere Klänge. Hier haben wir eine Nahaufnahme eines kleinen Ausschnitts einer musikalischen Straße:
Wo und wann hat das angefangen?
Die musikalische Straße wurde 1995 in Dänemark von zwei Künstlern erfunden, Steen Krarup Jensen und Jakob Freud-Magnus. Sie nannten dieses „Straßeninstrument“ ein Asphaltophon und erschufen es, indem sie eine Serie erhöhter Fahrbahnmarkierungen verlegten. Diese kleinen Punkte, ähnlich der in den USA auf Straßen verwendeten Bott’s dots, waren so in bestimmten Abständen angebracht, dass sie beim Darüberfahren ein Arpeggio in F-Dur erzeugten. Schau hier für eine visuelle Demonstration:
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Inzwischen weiß man von der Existenz solcher Straßen in nahezu einem Dutzend Ländern, inklusive China, Ungarn, Indonesien, Iran, Japan, Süd-Korea, den Niederlanden, den USA, San Marino, Taiwan und der Ukraine.
Lancaster, California:
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Holland:
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Wie erzeugen sie verschiedene Noten?
Marshal Chasin, ein professioneller Audiologe (ja, gibt’s genauso wie eben musikalischen Straßen ?), entwickelte eine Formel zur Berechnung des passenden Abstands zwischen den Straßenrillen, um jede Note vom mittleren C (262 Hz) bis zu einer Oktave höher (524 Hz) zu erzeugen – inklusive aller Halbtöne:
f = v/Schwingungslänge
Dabei ist f die Frequenz (262 Hz oder 262/Sekunde) und v ist das Tempo, mit dem ein Auto über jede Rille fährt (100 km/h). Hier ist eine Tabelle mit den Ergebnissen dieser Formel und des Rillenabstands in Inches (zum Vergrößern bitte anklicken):
Lenkt das die Fahrer nicht ab?
Sogar ganz im Gegenteil! Die musikalischen Straßen werden strategisch in geraden Straßenabschnitten sowie Abschnitten platziert, von denen man weiß, dass Fahrer dort eindösen, unaufmerksam werden oder zu schnell fahren. Die Musik, die ziemlich laut zu hören ist, warnt die Fahrer und erinnert sie daran, auf den Verkehr zu achten. Manche von ihnen funktionieren sogar nur bei einer bestimmt gleichmäßigen und langsamen Geschwindigkeit (45 Meilen pro Stunde, ca. 72,4 km/h), damit man die bestmöglichen Noten der Melodie hört. Das hat eine Doppelfunktion, denn es hält Autofahrer vom Rasen in diesem Straßenbereich ab.
Ein tolles Beispiel dafür findet sich in New Mexico, wo das Department of Transportation und der Fernsehsender National Geographic Channel im Jahr 2014 einen „musikalischen Highway“ installierten. Er wurde gebaut, um Fahrer daran zu erinnern langsamer zu fahren und auf das Tempolimit zu achten. Dieser Streckenabschnitt wurde nämlich bis dahin gerne von Oldtimer-Sammlern dafür genutzt zu testen, wie schnell ihre alten Autos sind. Schau dir dieses Video für weitere Details an:
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Wo kann das hinführen?
Nun, musikalische Straßen sind inzwischen kommerzialisiert und das könnte in naher Zukunft zu einer lukrativen Marketing-Technik für einige Top-Marken führen. Honda hat 2009 den ersten Werbespot mit einer musikalischen Straße gedreht, in dem die Straße einen Ausschnitt der Wilhelm Tell Ouvertüre spielte. Eine musikalische Straße ist nie ganz korrekt in Sachen Tonhöhe und manche sagen, dass das Honda-Team einen furchtbaren Job gemacht hat und dass die Melodie komplett schief und sogar nicht zu erkennen war. Entscheide selbst, hier ist das Ergebnis:
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Fazit
Das nächste Mal, wenn du in einem dieser Länder unterwegs bist und auf ein Auto zugreifen kannst, mach dort eine musikalische Probefahrt. Hoffentlich wird es eines Tages in jedem Land dieser musikalische Sicherheitsmechanismus auf den Straßen eingeführt und die Zahl der Unfälle durch Ermüdung geht zurück. Denk immer daran nüchtern und ausgeruht zu fahren.
Bon Voyage! ??
2 Kommentare
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Tom sagt:
…und treibt die Anwohner zum Wahnsinn!
Christoph sagt:
Haben sie sowas nicht mal in Holland wieder abgeschafft, nachdem sie eine singende Strasse im Wohngebiet hatten, die jedes Mal die Nationalhymne gespielt hat?
Für mich klingt das eher nach Road to Hell als nach einer sinnvollen Innovation.