🎸 Jede große Geschichte braucht einen dramatischen Konflikt. Ihr wisst schon: Luke Skywalker gegen Darth Vader, Batman gegen Joker, Asterix und Obelix gegen die (zumeist recht verpeilten) Römer etc. Im Universum des E-Basses lautet dieser ewig schwelende Konflikt: Finger gegen Plektrum!

Kaum ein Thema spaltet die Bassisten-Community mehr als diese Frage: Soll ich die Saiten mit den Fingern anschlagen oder mit dem Plektrum? Ich selbst habe mich über viele Jahre dem Plektrumspiel aufgrund von blödsinnigen Vorurteilen verschlossen, um viele Jahre später – geläutert durch Bassisten wie Bobby Vega – eine echte Passion darin zu entdecken.

Harley Benton
Nylon Player Pick Set Mixed
Bei genauer Betrachtung bringt jede der beiden Techniken ganz eigene Stärken, Schwächen – und vor allem einen ganz eigenen klanglichen Charakter – mit sich. Lassen wir die beiden Kontrahenten doch mal gegeneinander in den Ring steigen!
Runde 1: Virtuosität – wer ist schneller?
Beginnen wir mit der schärfsten Waffe im Arsenal eines Bassisten: der Geschwindigkeit. Viele denken, dass das Plektrumspiel in dieser Hinsicht unschlagbar ist. Und ja, wenn man sich Plektrum-Basser wie Bobby Vega, Hellmut Hattler, Peter Sonntag, Wolfgang Schmid oder Colin Hodgkinson anhört, wird schnell klar: Gekonntes Plektrumspiel lässt Achtel- und Sechzehntel-Läufe ebenso herrlich rattern wie dereinst Großmutters gut geölte Nähmaschine!
Voraussetzung ist freilich, dass man ausreichend Zeit investiert, um die grundlegenden Prinzipien und Gesetzmäßigkeiten des Anschlags mit dem „Zupflümmel“ – ja, das Wort gibt es wirklich – zu erlernen und zu verinnerlichen!
Aber halt, wer sagt eigentlich, dass Fingerspiel langsam sein muss? Hört euch nur Billy Sheehan, Jaco Pastorius, Hadrien Féraud, Gary Willis, Steve Harris oder andere an! Mit der richtigen Übung können also auch zwei (oder mehr) flinke Anschlagsfinger eine wahre Bass-Gewitterfront entfachen.
Fazit: Unentschieden! Plektren können wahnsinnig schnell sein, aber flinke Finger können hier durchaus mithalten.
Runde 2: Sound & Attack – weich oder hart?
Der wohl größte Unterschied zwischen beiden Techniken liegt im Sound. Ein Plektrum bringt vor allem einen klaren und aggressiven Attack mit sich. Jeder Anschlag erzeugt einen deutlichen „Klick“, der sich ganz ausgezeichnet selbst durch dichte Mixe schneidet. Keine Frage: Wer gerne Rock oder Metal spielt, wird dieses durchsetzungsstarke Klangbild lieben!
Beim Fingerspiel kommen hingegen zumeist warme und runde Klanganteile ins Spiel. Die Finger- oder auch Pizzicatospiel genannte Technik verleiht dem Basston eine organische, oft etwas weichere Note. Jazz, Soul, Funk – überall dort, wo ein satt-warmer Groove gefragt ist, sind Finger nicht selten die erste Wahl.
Ein weiterer Vorteil: Beim Spiel mit den Fingern kann man schnell zwischen sanftem Saitenstreicheln und kräftigen Slaps und Pops variieren, weil man buchstäblich „die Hand frei hat“ – der selige T.M. Stevens hat dies immer auf wunderbare Weise vorgemacht!
Fazit: Geschmackssache! Wer es definiert und kantig mag, greift zum Plektrum. Wer einen natĂĽrlichen und warmen Ton bevorzugt, setzt wohl unterm Strich eher auf das Fingerspiel.
Runde 3: Stilistische Vielseitigkeit – welche Technik kann was besser?
Werden wir doch noch mal konkret: Welche Technik passt zu welchem Genre? Hier ein kleiner Ăśberblick:
– Metal & Punk: Hier regiert das Plektrumspiel oftmals! Wer jemals Bands wie Megadeth, Green Day oder die guten alten Ramones gehört hat, weiĂź, wie fett ein Plektrum-Bass im Mix sitzen kann und wie gleichmäßig die Achtel oder Sechzehntel pumpen können! Allerdings: Player wie Steve Harris von Iron Maiden zeigen auf eindrucksvolle Weise, dass man auch mit den Fingern donnernde Basslinien liefern kann.
– Rock: Kommt ganz darauf an – hört man sich die Klassiker dieses Genres (Deep Purple, Whitesnake, Uriah Heep, U.F.O.) an, so hört man tatsächlich beide Varianten. Und wer wĂĽrde jemals behaupten, dass die Bassisten dieser Bands ihren Job nicht gut erledigt hätten?
– Funk & Soul: Finger, Baby! Diese Styles brauchen viel Dynamik und ein wunderbar warmes Soundgewand – und das gibt’s eher mit den Fingern. Allerdings bestätigen auch hier Ausnahmen die Regel: Man denke nur daran, als Plektrum-Meister Bobby Vega die Wechselschlag-Basslegende Francis Rocco Prestia bei der Band Tower Of Power vertreten hat!
– Jazz: Hier geht der Punkt ebenfalls an das „Team Fingerspiel“: Walking-Bass-Lines und flinke Soli ĂĽber schnell wechselnde Harmonien klingen zumeist besser mit dem Sound des Fingeranschlags. Als Ausnahme fällt mir der US-Plektrumbasser Cody Wright ein, der eine coole Klangalternative selbst in jazzig-funkige Besetzungen einbringt.
– Pop: As you like it! Hier kann man je nach Song mal mit Plektrum fĂĽr einen knackigen Sound oder mit den Fingern fĂĽr eine samtige Wärme sorgen – Mitmusiker, Produzenten und nicht zuletzt die Fans werden es dir danken!
Fazit: Beide Techniken haben ihre Spielwiesen. Wer flexibel sein will, sollte am besten beides lernen!
Runde 4: Komfort & Durchhaltevermögen
Ein oft übersehener Punkt ist die physische Belastung. Beim Plektrumspiel kann es zu einer Verkrampfung der Hand kommen, zum Beispiel, wenn man zu lange Achtel oder Sechzehntel durchrattern lassen muss, ohne sich entspannen zu können. Schlimmstenfalls fliegen Plektren dann gerne mal durch den Proberaum oder über die Bühne – spontane Suchaktionen auf dem Boden sind die Folge.

Dunlop
Bass Pick Variety Pack
Beim Fingerspiel kann es hingegen schon mal vorkommen, dass vor allem Bass-Neulingen nach einer ausgedehnten Session die Fingerspitzen brennen oder sich gar Blasen bilden.
Fazit: Beide Techniken erfordern Übung, bis sie ganz selbstverständlich „aus der Hüfte geschossen“ werden können. Und ja, auch ein bisschen Leid gehört während dieser Durststrecke dazu – aber das macht das Bassspielen ja auch erst richtig lebendig!

Dunlop
Electric Pick Variety Pack
Fazit: Team Finger oder Team Plektrum?
Ihr merkt es schon: Letztendlich gibt es hier keinen eindeutigen Sieger, nur Gewinner! Beide Techniken besitzen ihre Daseinsberechtigung und können deinen Bass-Sound in völlig unterschiedliche Richtungen lenken. Warum also sollte man sich nur für eine Seite entscheiden? Die gut gebuchten Freelance-Bassisten und Session-Player bieten in der Regel schließlich auch beide Techniken an. Manchmal braucht ein Song eben einfach einen aggressiv-knackigen Plektrum-Ton, und ein anderes Mal verlangt die Musik nach einem schönen warmen Fingersound.

Übrigens sei hier explizit erwähnt, dass Plektrum nicht gleich Plektrum ist. Es lohnt sich, ausgiebig mit verschiedenen Materialien und Stärken herumzuexperimentieren, bis man für den eigenen Stil und die eigenen Präferenzen das richtige Pick gefunden hat.
Es lohnt sich also, sowohl mit dem Fingerspiel als auch mit dem Plektrum zu experimentieren und sich nicht nur auf eine Technik zu beschränken. Ich selbst setze beide Spieltechniken seit vielen Jahren relativ gleichwertig ein und liebe die klangliche und stilistische Bandbreite und Vielseitigkeit, die sie mir bescheren.

Ibanez
PCP14H-C1 Kaleido Picks
Als Anregung versucht doch einfach mal, ein bekanntes Riff mit beiden Techniken zu spielen. Wie klingt es mit Fingern? Wie verändert sich der Charakter mit einem Plektrum? Diese Experimente helfen euch nicht nur, eure Klangpalette zu erweitern, sondern machen auch jede Menge Spaß!
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V-Picks
Tree Of Life Guitar Pick
E-Bass: Fingerspiel vs. Plektrumspiel: Wie ist das bei dir?
Zu welcher Fraktion gehörst du? Finger, Plektrum oder beides? Lass es uns in einem Kommentar wissen!
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