In den 1960er- und 1970er-Jahren war es fester Bestandteil der großen Rockkonzerte und sorgte beim Publikum stets für kontroverse Reaktionen: das Schlagzeugsolo. Wir stellen euch hier die besten Drumsoli aller Zeiten vor. Viel Spaß dabei!
So ein Solo konnte schon mal 20 Minuten lang sein und war für die einen ein Grund, begeistert die Mähne zu schütteln, während andere die Gelegenheit nutzten, sich erstmal ein Bier im Foyer zu gönnen. Ebenso unterschiedlich wie die Länge fiel auch die stilistische und dynamische Bandbreite der klassischen Drumsoli aus: Mal war es eine Technikschau auf allerhöchstem Niveau, nach der man als Amateurdrummer geneigt war, die Sticks sofort an den Nagel zu hängen, mal ein inspirierendes, gefühlvolles Solo, in dem das Schlagzeug wie ein Melodieinstrument gespielt wurde.

Power und Dramaturgie
John Bonham: Moby Dick
Der Song „Moby Dick“ stammt vom „Led Zeppelin II“-Album von 1969. Nach einem etwa einminütigen Band-Intro startet Bonham sein Solo, das auf dem Album gute drei Minuten dauert, live aber häufig deutlich länger war. Die Version vom 1973 aufgenommenen Live-Album „The Song Remains The Same“ beispielsweise erstreckt sich über rund zehn Minuten. Bonham schafft hier eine tolle Dramaturgie und nutzt für das Solo auch seine beiden Kesselpauken. Eine frühere Version des Solos ist in diesem Video zu hören:
Ludwig
Vistalite ProBeat Set Amber
Paiste
2002 Classic 24" Ride
Neil Peart: YYZ live
Ein weiteres legendäres Rock-Drumsolo stammt von Neil Peart. Es ist auf dem Live-Album „Exit… Stage Left“ des kanadischen Trios Rush zu hören und hat bis heute Generationen von Drummern beeinflusst. Die Gründe dafür sind der abwechslungsreiche Aufbau sowie die Kombination aus makelloser Technik, Musikalität und Ideenreichtum.
Das etwa dreiminütige Solo ist in den Song „YYZ“ eingebettet und zeichnet sich durch Neils typische geschmackvolle und dynamische Tom-Fills aus, bei denen er die gesamte Bandbreite vom kleinen 6-Zoll-Concert Tom bis hin zum mächtigen 22-Zoll-Gongtom nutzt und auch seine Cowbells effektiv einsetzt.
Tama
Superstar Classic Kit 22 PGGP
Zildjian
14" A-Series New Beat Hi-Hat
Koordination und Groove
Terry Bozzio: Slow Latin / Klangfarben Melodie
Einen radikalen Ansatz verfolgt der ehemalige Frank-Zappa-Drummer Terry Bozzio bei seinen Drumsoli. Mit seinem aus unzähligen Toms und Effektbecken aufgebauten Kit spielt er Melodien und Akkorde in derselben Art, wie dies Pianisten oder Gitarristen tun. Dafür hat er seine Trommeln auf spezifische Tonhöhen gestimmt. Typischerweise unterlegt er die Melodien mit einem permanent durchlaufenden Fuß-Ostinato, was ein extrem hohes Maß an Koordinationsfähigkeit zwischen den verschiedenen Gliedmaßen erfordert.
DW
Satin Oil Rock Set Cherry SSC+
Sabian
Crotales Set (13) Low Octave
Steve Gadd: Drum Solo 1989
Im Gegensatz zu vielen der bekannten Drummer verfolgt Studiolegende Steve Gadd bei seinen Soli stets einen minimalistischen Ansatz. Häufig basieren sie auf einem durchgehenden Groove, der leise und sparsam beginnt und nach und nach mit oftmals sehr überraschenden und technisch höchst anspruchsvollen Fills ausgeschmückt wird. Steve hat am Anfang seiner Drummerkarriere ausgiebige Erfahrungen in Marching-Bands gesammelt und in dieser Zeit seine Technik perfektioniert. Das hört man definitiv auch in seinen Soli, bei denen dennoch immer Feeling, Groove und vor allem Dynamik an erster Stelle stehen.
Yamaha
Recording Custom Studio SOB
Zildjian
K-Series Profi Promo Pack
Technik und Dynamik
Thomas Lang: 30 Minute Drum Solo
Ein Musterbeispiel für krasse technische Skills und atemberaubende Grooves und Fills liefert seit Jahrzehnten der österreichische Drummer Thomas Lang bei seinen häufig außergewöhnlich langen Soli. Sein Drumset hat dabei zwar nicht annähernd die Ausmaße von Terry Bozzios Kit, aber was er damit anstellt, dürfte bei so manchem für Schnappatmung sorgen. Thomas Lang ist übrigens auch Autor verschiedener Schlagzeuglehrbücher und hat zahlreiche DVDs zum Thema Drumming veröffentlicht. Zudem ist er mit Drum-Workshops rund um den Globus unterwegs.
DW
Design Series Acryl Shell Set
Meinl
21" Byzance Thomas Lang Ride
Buddy Rich: Drum Solo 1974
Einer der ganz großen Jazzdrummer – für viele der größte überhaupt – war Buddy Rich. Der Mann war ein wahres Naturtalent und behauptete, dass er in seinem ganzen Leben keine einzige Unterrichtsstunde am Schlagzeug hatte. Die Soli, die er in den Konzerten mit seiner Bigband spielte, strotzten nur so vor brillanter Technik, Tempo und Dynamik und boten aufgrund diverser Showeinlagen auch immer einen großen Unterhaltungswert.
Ebenso bekannt wie für sein Drumming war er für seine eisenharte Disziplin, die er auch von seinen Bandmitgliedern erwartete. Wer nicht spurte oder sich Spielfehler erlaubte, flog gnadenlos raus.
Zildjian
A Zildjian Studio Pack
Musikalität und Minimalismus
Max Roach: The Drum Also Waltzes
Auch Max Roach gehörte ohne Zweifel zu den Giganten unter den Jazzdrummern. Ähnlich wie Steve Gadd nutzte auch er den gesamten Dynamikbereich, vor allem nach unten hin. Seine Schlagzeugkomposition „The Drum Also Waltzes“ von 1966 gilt als Klassiker und zeigt, wie der Titel schon sagt, dass Walzer und Drumming eine durchaus spannende Kombination sein können.
Das minimalistische Stück folgt einem kompositorischen Muster, bei dem der Walzer-Rhythmus zwischen Bassdrum und Hi-Hat das immer wiederkehrende Thema bildet, während Roach mit den Händen Licks und Patterns darüber improvisiert.
Zildjian
K Series Paper Thin Crash Set
„Papa“ Jo Jones: Caravan live
„Papa“ Jo Jones lernte sein Handwerk im Orchester von Count Basie und gilt als maßgeblicher Begründer des modernen Jazzdrumming. So war er beispielsweise einer der ersten Schlagzeuger, die Jazzbesen verwendeten. Er war eigentlich kein Freund von ausufernden Drumsoli, aber wenn er mal eins spielte, konnte man sich der Magie, die er mit sparsamen Mitteln erzielte, kaum entziehen.
Ähnlich wie Max Roach war auch er ein Meister der leisen Töne. Seine Soli waren gespickt mit Finesse, Überraschungsmomenten und viel Humor. Ein Highlight war das Solo, das er im Jazzklassiker „Caravan“ zum Besten gab, hier zu hören in einer Version von 1964 mit dem Coleman Hawkins Quintet.
Ludwig
Classic Maple Downbeat S. Blue
Zildjian
K-Series 15" Light Hi-Hat
Legendäre Drumsoli: dein Feedback
Großartige Drumsoli gibt es viele. Welches ist dein Favorit? Lass es uns in einem Kommentar wissen!
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