Wir schreiben das Jahr 1962. Andy Warhol prägt die Kunstszene, James Bond erlebt sein erstes Kino-Abenteuer. Und während sowohl die Beatles als auch Bob Dylan ihre Songs erstmalig auf Vinyl pressen, kommt im idyllischen Treppendorf Hans als drittes von fünf Kindern der Familie Thomann zur Welt.
60 Jahre später ist er erfolgreicher Geschäftsführer eines florierenden Familien-Unternehmens, das als kleiner Musikladen auf dem elterlichen Bauernhof seinen Anfang nahm. 2022 agiert das Musikhaus Thomann als einer der größten Musikalien-Versandhändler der Welt, immer noch beheimatet im selben kleinen 200-Seelen-Dorf in Oberfranken.

Doch wer ist Hans Thomann eigentlich? Zunächst einmal ein Mann, den wir zwar alle unter dem Namen “Hans” kennen, der aber tatsächlich “Johann” heißt – wie schon sein Vater und Großvater auch. Dass Hans/Johann (Junior) dieselbe Person sind, sorgte in der Vergangenheit nicht zuletzt im Beisein seines Vaters Hans/Johann (Senior) auf der einen oder anderen Geschäftsreise immer wieder für Verwirrung und Erheiterung.
Nicht für jeden internationalen Geschäftspartner war dieses typisch deutsche Namens-Dilemma – nämlich, dass “Hans” sowohl ein eigenständiger Vorname als auch um eine Kurz- und Koseform von “Johann” sein können – direkt durchschaubar.

Auf Spurensuche …
Ein kleines, gemütliches Büro in Treppendorf. Der Einrichtungsstil schreit 70er Jahre. Unzählige schwarz-weiße Fotos aus vergangenen Tagen bedecken die Wände. Kisten mit jahrzehntealten Quittungen und Kaufverträgen stapeln sich. Alles Erinnerungen. Zeugnisse und Spuren vergangener Ereignisse, ohne die das Heute nicht wäre. Der Vater und Gründer des Musikhauses, Hans Thomann Senior, hat in seinem alten Büro alles aufgehoben.

Die Bilder und Dokumente beweisen vor allem eines: Erfolg kommt mit einem Traum, einer Vision. Und der Erfolg bleibt für Jahre und Jahrzehnte, durch ständiges Engagement, Geschäftssinn und Geduld. Vertrauen, Mut und Herz sind einige weitere Zutaten in diesem besonderen Mix, der das alles möglich macht. Der Blick zurück geht der musikalischen Erfolgsgeschichte auf den Grund.
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Der erste Kaufvertrag …
Diese Frage mag dem einen oder anderen vielleicht schon in den Sinn gekommen sein: Was war wohl das erste Instrument, das Hans Thomann im Laden verkaufte? Hans selbst kann sich gar nicht erinnern; seitdem ist ja auch einige Zeit vergangen.

Doch die Thomannsche Buchhaltung hat einige Antworten parat. Schwarz auf weiß können wir jedenfalls folgende Dokumente vorlegen: Die erste Quittung hat Hans im elterlichen Ladengeschäft mit acht oder neun Jahren unterschrieben. Den ersten Kaufvertrag stellte er mit gerade einmal 13 Jahren aus.
Das Ladengeschäft: Beständiger Mittelpunkt …
Der Laden hat schon immer eine besondere Rolle im Leben der Familie gespielt, insbesondere für Hans. Fuhr ein fremder Wagen vor, hätte es ja Kundschaft sein können. Als gerade Sechsjähriger machte er sich also stets sofort auf den Weg in das gerade neu erbaute Hauptgebäude des Musikgeschäftes, das auf dem Familienanwesen damals rund 150 Quadratmeter Ausstellungsfläche bot.

Musiker beraten, Instrumente vorführen, Notenständer aufstellen – der Laden ist Hans’ Lebensinhalt schon in frühen Jahren. Auf dem Bauernhof ackern, Kunden beraten und dann bis spät abends Buchhaltung im väterlichen Büro – die Familie war rund um die Uhr beschäftigt und der Junior immer mittendrin. Sonntags wurden gar Instrumente an Blaskapellen ausgeliefert. Familienausflüge der ganz besonderen Art.

Harte Arbeit, Fleiß und Tüchtigkeit prägten den Arbeitsalltag. Der Vater, Hans Thomann Senior, war sehr darauf bedacht, dass die Kinder trotz des wachsenden Erfolgs bescheiden und bodenständig bleiben. Er hatte großen Einfluss auf seine Sprösslinge, gab ihnen Werte und Prinzipien mit auf den Weg. Vom Vater hat Hans den Geschäftssinn, die Gutmütigkeit und den Weitblick. Und das Gefühl für Vertrauen.
Er erinnert sich an eine besondere Begebenheit im Jahr 1977. Der junge Mann kaufte damals neue, exklusive Verstärker einer italienischen Marke ein. Er war von den Produkten überzeugt. Der Einkauf bei der Vertreterin aus Italien gestaltete sich zwar etwas kostspieliger als üblich, aber Hans Thomann Senior ließ seinen Sohn gewähren. Durch geschicktes Verhandeln hatte dieser bei seinem wagemutigen Einkauf einen guten Deal gemacht.

“Mein Vater meinte noch: Hans! Können wir das wirklich alles verkaufen? Bist du dir sicher?”, erzählt Hans Thomann. “Ich versicherte ihm, dass das kein Problem sei!”, und der Junior sollte Recht behalten. Er verkaufte die Verstärker komplett, mühelos. Ein Erfolgserlebnis, das sich auch deshalb einstellen konnte, weil Hans ein Talent dafür hat, zu fühlen, was Musiker wollen und begeistert.
Kundenbindung, von Anfang an…
Diese enge Bindung zur Kundschaft pflegt Hans noch heute, ebenso wie einen wertschätzenden Umgang. Die Wünsche und Bedürfnisse des einzelnen Kunden stehen an erster Stelle. Ist ein Kunde unzufrieden oder beschwert sich, greift Hans nicht selten selbst zum Hörer, um Dissonanzen diplomatisch zu klären und Lösungen zu finden.

Großen Wert legt er auch darauf, wie die Kundschaft im Laden willkommen geheißen wird, denn der erste Eindruck zählt. Wann immer es sein Terminkalender zulässt, nimmt er sich auch heute noch Zeit für die Gäste in Treppendorf, um ihnen zum Beispiel persönlich den Thomann-Campus zu zeigen oder mit ihnen in der firmeneigenen Cafeteria “t.kitchen” zu Mittag zu essen.

Auch für seine Mitarbeiter hat er stets ein offenes Ohr, worum es auch immer gehen mag. Ob nun ein kurzer Plausch auf den Gängen des Verwaltungsgebäudes, auf Stippvisite im Lager oder am monatlichen Round Table im Restaurant. Hans ist immer nahbar, kommt mit seinen Leuten ins Gespräch, tauscht sich aus.

Musik und Handwerk …
Was die Wenigsten wissen: Hans erlernte mit 15 Jahren zunächst zwei handwerkliche Berufe; keinen kaufmännischen. Er absolviert eine Lehre zum Blechblasinstrumentenbauer und Feingeräteelektroniker. In der väterlichen Werkstatt reparierte er teils bis tief in die Nacht Elektronikteile von Verstärkern, Orgeln und Synthesizern. “Auch Sonderanfertigungen und Umbauten, z. B. von ‘Multicores’ für die Produktion, habe ich damals schon gemacht”, erzählt Hans begeistert.
So entstanden schon recht früh auch Eigenprodukte, für die Thomann heute noch bekannt ist. “Ich konnte einfach nicht glauben, dass so etwas damals für unter 200 oder 300 Mark nicht zu haben war. Das musste günstiger gehen”, erklärt er. Dieser besondere Service sollte sich herumsprechen – und maßgeblich zum Erfolg des Unternehmens beitragen.
Hans wollte den Zugang zur Musik für jeden möglich machen, vor allem durch gute und günstige Produkte. Dafür steht Hans Thomann auch heute noch. Und für die Kunden war schon damals klar: Hans ist einer von ihnen. Einer, der sie versteht. Ein Mann mit Musik im Blut.
Eine Passion fürs Leben …
Die Musik – eine Leidenschaft, die bleibt: Die ersten musikalischen Schritte beging Hans im Alter von 7 Jahren – früh übt sich eben. Die Liebe zur Musik hat er vom Vater quasi in die Wiege gelegt bekommen. Dieser bringt jedem seiner Kinder schon früh ein Instrument bei. Später spielten alle eine Zeit lang gemeinsam bei den Ebrachtaler Musikanten, ein Verein im nahe gelegenen Burgebrach.

Am Tenorhorn begann alles und weitere Blasinstrumente folgten. Heute lernt Hans das Schlagzeugspielen. Und neben der gemeinsamen Leidenschaft Yoga, hat er mit seiner Frau Gabriele während der Corona-Pandemie angefangen, Gitarre zu spielen.
Sein persönlicher Musikgeschmack ist nach wie vor vielseitig. Um Anlagen vorzuführen, hat er in den 80ern gerne “Level 42” aufgedreht. Durch den besonderen Sound und Bass der Band kamen die Stärken der Anlage besonders gut zur Geltung. Heute hört er breit, ganz nach Lust und Laune. Egal ob Klassik, Jazz, Blues oder Rock. Hans möchte sich nicht festlegen. Er fühlt sich eigentlich in jedem Genre wohl und findet in jeder Stilrichtung etwas, das ihm gefällt und das er wertschätzen kann.
Vorreiter im Digitalen …
Zeitsprung; das Jahr 1996. Die britische Pop-Gruppe “Take That” gibt ihre Trennung bekannt. Und während die Welt mit US-Rapper “Tupac Shakur” eine ihrer größten Hip-Hop-Legenden verliert und sich Bands wie “Linkin Park” und “Coldplay” gründen, probt das Musikhaus Thomann die digitale Revolution im fränkischen Hinterland. Das “Internet” ist im beschaulichen Treppendorf angekommen.
Der Startschuss für thomann.de, heute einer der größten und umfangreichsten Webshops im Netz, hätte ohne Hans Thomann nie fallen können. Schlagartig war das Unternehmen ein Vorreiter in der Musikbranche – eines der ersten Musikhäuser, die es überhaupt im World Wide Web gab.
Sicherlich hatte Hans auch Bedenken und Momente des Zweifels. Seit der Übernahme des Geschäfts von seinem Vater im Jahr 1990 waren gerade einmal sechs Jahre vergangen. Und das Internet war damals noch Neuland.

Auf den Musikmessen dieser Zeit berichtete Hans von seiner Website, dem neuen Kanal für Online-Musikalien-Bestellungen und damit dem Versand von Musikinstrumenten in größerem Umfang. Befremdlich für alle Zuhörer, denn damals erfolgte der Austausch von Neuigkeiten größtenteils noch analog. Musikmessen hatten einen gewissen Stellenwert: Sie waren Dreh- und Angelpunkt der Branche und die Informationsquelle Nummer eins.
Ungläubiges Kopfschütteln also auf der Messe. “Musiker testen ihre Instrumente vor Ort an, versendet werden sie doch nicht!”, glaubten die Anwesenden übereinstimmend. Hans sollte aber wieder einmal Recht behalten. Das Internet mitsamt seiner Möglichkeiten verhalf dem Unternehmen zu enormen Wachstum. Hans’ Mut, Neues zu wagen und sein Weitblick zahlten sich aus. Ein Meilenstein in der Geschichte des Musikhauses.
Übrigens: Das erste Instrument, das via Online-Bestellung das Lager im fränkischen Treppendorf verließ, war eine Gitarre von Fender für 1000 Deutsche Mark, die nach Schweden ging.

Zurück in die Zukunft …
Wie schnell doch die Zeit vergeht. Von 1962 bis 2022. Sechs Jahrzehnte Hans Thomann – eine musikalische Zeitreise. Wir, die Belegschaft und Mitarbeiter in Treppendorf, gratulieren herzlich und bedanken uns bei einem Visionär und Enthusiasten, wie man ihn kein zweites Mal finden wird.
Seit 1996 hat sich viel verändert, aber über 25 Jahre seines Schaffens später, ist ein Ziel noch immer omnipräsent: Das Unternehmen fit für die Zukunft machen. Hans Thomann investiert, wie es bereits sein Vater früher pflegte, jeden Gewinn zurück in die Firma.

In Treppendorf wird Großes vorbereitet: Der Shop erfährt eine stückweise Modernisierung und Erweiterung, die Ladenfläche soll über die kommenden Jahre deutlich größer werden. Ein drittes Verwaltungsgebäude ist soeben feierlich eröffnet worden. Parallel laufen Neubau-Maßnahmen im Lager- und Logistikbereich; ein drittes Hochregallager mit knapp 40.000 Palettenplätzen entsteht. Ebenso steht ein Parkhaus für Kunden und Mitarbeiter unmittelbar vor der Fertigstellung.



Und ein weiteres Jubiläum steht bald ins Haus: 2024 feiert das Musikhaus Thomann sein 70-jähriges Bestehen. Und so wie wir Hans und seinen Tatendrang kennengelernt haben, seine Leidenschaft für die Musik und die Firma gleichermaßen, sind wir uns fast sicher, dass er am liebsten noch 60 weitere Jahre gestalten und walten würde. Wir wünschen es ihm von Herzen.
Danke Hans, deine Leidenschaft ist und bleibt inspirierend. Ohne dich wäre Thomann nicht Thomann. Keep on rockin’!



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