Wenn es um legendäre Soli geht, denken die meisten sicher sofort an heulende E-Gitarren – Hendrix, Clapton, Malmsteen … aber: Wir Bassleute können das doch wohl genauso, oder? Ich beweise es dir!
Immer wieder gibt es Momente, in denen eine Tieftönerin oder ein Tieftöner ganz nach vorn ins Rampenlicht tritt und das Publikum in Entzücken versetzt. In diesem tblog präsentiere ich dir einige meiner ganz persönlichen Favoriten – Bass-Soli, die mich als junger Bass-Eleve fasziniert und inspiriert haben. Ich wünsche dir viel Spaß damit!
Mark King: „Mr. Pink“ (Level 42)
Ach, wie gern wäre ich bei diesem Auftritt der Band Level 42 im Jahre 2001 in der „Reading Concert Hall“ dabei gewesen! Den kommerziellen Zenit ihrer Karriere hatte die Gruppe um ihren Sänger und 80er-Slapgott Mark King damals zwar schon hinter sich, aber die Spielfreude, welche Mark und seine Mitstreiter damals an den Tag gelegt haben, haut mich bis heute jedes Mal wieder um.
Markbass
Little Mark Vintage 58R
Mr. King präsentiert in dem Clip einen seiner zahllosen Status-Bässe – ganz stilecht inklusive Graphit-Hals und LED-Lichter im Griffbrett. Ein lupenreiner Hi-Fi-Basssound der Achtziger – der gute Mark darf das, denn er hat dieses Genre schließlich maßgeblich mitbegründet! Verstärkt hat er den Bass mithilfe einer potenten Bassanlage von Trace Elliot. Heutzutage setzt er auf Markbass – wie sich die Zeiten doch ändern!
Markbass
Standard 104HF-4 Ohm
Billy Sheehan: „Addicted To That Rush“ (Mr. Big)
1992 veröffentlichten Mr. Big ein Live-Video, das die Band auf dem Höhepunkt ihres Erfolges einfing. Erst wenige Jahre zuvor hatten Paul Gilbert (git), Eric Martin (voc), Pat Torpey (dr; †) und natürlich Bass-Virtuose Billy Sheehan bei „Atlantic Records“ unterschrieben, und nur kurz darauf machte das Quartett bereits international auf sich aufmerksam.
Yamaha
BB734 AFRD Fire Red
Yamaha
BB 434 BK
Kein Wunder angesichts der spieltechnischen Qualitäten der Mitstreiter! Ein echtes Highlight des Live-Mitschnitts war Billy Sheehans spektakuläres Bass-Solo, das als ausgedehnte Einleitung zum Song „Addicted To That Rush“ vom gefeierten selbstbetitelten Debütalbum dient. Hier zeigt der Ausnahmebassist aus Buffalo eindrucksvoll, wie er seinen Yamaha-Bass mit seinem unverwechselbaren Stil zum Leben erweckt – ein echtes Lehrstück in Sachen Rockbass-Spiel!
Stu Hamm: „Live in Montreux“ (Joe Satriani Band)
Im Sommer 1988 wurde das Publikum beim „Montreux Jazz Festival“ Zeuge einer Performance, die den Ruf von Stu Hamm als Ausnahmebassist zementierte. Stu solierte hier als Teil der Joe Satriani Band auf seinem markanten Kubicki-Bass mit einer Virtuosität, die selbst unter gestandenen Profis für Aufsehen sorgte.
Was für ein Glück, dass sich das „Montreux Jazz Festival“ am Genfer See schon in den 70er-Jahren auch für Rock und andere Stilrichtungen geöffnet und begonnen hatte, legendäre Rockbands wie Deep Purple, Led Zeppelin oder Pink Floyd einzuladen. Erkennst du eigentlich den Tapping-Teil gleich zu Beginn des Solos?
Richtig, hier zitiert Stu die „Mondscheinsonate“ von Ludwig van Beethoven. Klassische Werke sollten übrigens im Übeplan richtiger Bassleute definitiv nicht fehlen – sie bieten eine Menge Lehrstoff in Sachen Spieltechnik, Artikulation und verhelfen dir auch gerade musikalisch zu einem tollen Blick über den Tellerrand!
Hal Leonard
Bach Cello Suites Bass Guitar
Victor Wooten: „Live At Bass Day 1998“
Ich erinnere mich noch gut, wie ich als junger Bassist mit roten Ohren und weit offenem Mund vor dem heimischen Videorekorder saß und zum ersten Mal das Opening Solo von Victor Wootens Performance auf dem New Yorker Bass Day im Jahre 1998 sah und hörte. Auf meine wahrscheinlich mehrminütige Fassungslosigkeit folgte ein Sturm der Begeisterung, wie ich ihn selten zuvor erlebt hatte.
DR Strings
Pure Blues PBVW-40
Keine Frage, hier und in diesem Moment sah ich sie, die Zukunft des E-Bassspiels! Die folgenden Monate und Jahre verbrachte ich nicht zuletzt mit dem Pauken der Double-Thumb- und Tapping-Technik – teilweise sehr zum Leidwesen meiner damaligen Lebenspartnerin. Wie schön zu sehen, dass Mr. Wooten auch heute noch, seiner fokalen Dystonie zum Trotz, zu den ganz Großen der Bassszene zählt!
Hudson Music
Victor Wooten: Bass Workshop
Fodera
Victor Wooten ´83 Classic
Jonas Hellborg: „John McLaughlin & Jonas Hellborg – Live at Fabrik, Hamburg, 1987“
Ja, ja, ich weiß, bei diesem Punkt handelt es sich im eigentlichen Sinne nicht um EIN Bass-Solo, aber dennoch um ein sensationelles Bass-Event, welches mich in meiner Jugend maßgeblich geprägt hat. Die Rede ist von DEM legendären Duo-Konzert von Jonas Hellborg (hier an seinem legendären Wal-Doppelhals-Bass!) und Gitarrengott John McLaughlin in der Hamburger „Fabrik“.
Dogal
JH171 Jonas Hellborg Bass Set
Hellborg hatte 1981 beim „Montreux Jazz Festival“ Michael Brecker kennengelernt, der ihn John McLaughlin vorstellte. 1983 trat der schwedische Bassist John McLaughlins Mahavishnu Orchestra bei, und die beiden unternahmen in dieser Zeit auch mehrere Duotourneen. Die Aufzeichnung dieses geradezu intimen Konzertes, bei dem sich die beiden Hochkaräter gegenseitig die Bälle zuwarfen, beeinflusste mich als junger Tieftöner massiv. Nehmt euch unbedingt einmal die Zeit und schaut euch den Auftritt in voller Länge an!
Harley Benton
HBZ-2005FL NT Deluxe Series
Ortega
HYDRA-BSTE
John Entwistle: „My Generation“ (The Who)
Das Bass-Solo des seligen John Entwistle im Song „My Generation“ gilt als das erste jemals aufgenommene Bass-Solo in der Rockmusik. Das von mir ausgewählte Video enthält verschiedene Versionen, die Entwistle im Laufe seiner beeindruckenden Karriere zu unterschiedlichen Anlässen gespielt hat.
Fender
Am Pro II Jazz Bass RW 3TS
Leider sind Ton und Bild zum Teil nicht besonders, aber es lohnt sich trotzdem, denn immerhin handelt es sich bei diesem Solo um ein echtes Stück Musikgeschichte! Da der Mitschnitt ab 0:24 ein Playback-Auftritt war, hört man hier übrigens kurz das Original aus dem Jahr 1965. Dieses spielte John auf einem Fender Jazz Bass mit Black-Nylon-Saiten ein, nachdem er bei den Recordings drei (!) Danelectro-Longhorn-Bässe verschlissen hatte, deren neuartige Roundwound-Saiten eigentlich ein bedeutender Teil seines persönlichen „Lead Bass“-Sounds sein sollten.
Danelectro
58 Longhorn Bass CB
Hörenswert ist übrigens auch die Version der Live-Scheibe „Live At Leeds“ aus dem Jahr 1970. Die Band präsentiert hier eine Spielfreude, die ihresgleichen sucht – und hat ganz nebenbei auch ihren rauen Livesound perfektioniert!
Fender
Player II Jazz Bass RW HLY
La Bella
750N Black Nylon L
Andy Fraser: „Mr. Big“ (Free)
Gerade erst 18 Jahre jung war der geniale Andy Fraser, als die britische Band Free den Song „Mr. Big“ auf dem Album „Fire and Water“ herausbrachte. Sein Bass-Solo, gespielt auf einem Gibson EB3, beginnt ab Minute 3:37. Das Album erblickte am 26. Juni 1970 das Licht der Welt – darauf ist übrigens auch der größte Hit der Band, „All Right Now“, zu finden.
„Mr. Big“ wurde außerdem ein Highlight beim legendären „Isle of Wight“-Festivalauftritt von 1970, wo Free den Song live in einer besonders ausgedehnten Version spielten. Mit seinem unglaublich groovigen Stil und seinem tollen Gespür für Melodieführung hat sich der viel zu früh verstorbene Bassist Andy Fraser einen festen Platz auf dem Olymp meiner Lieblingsbassisten erspielt.
Gibson
SG Bass HC
Die besten Bass-Soli der Musikgeschichte: dein Feedback
Das war meine persönliche Auswahl meiner Favoriten. Wie sieht’s bei dir aus? Was ist dein liebstes Bass-Solo und warum? Lass es uns in einem Kommentar wissen!
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