„Die Party war super, aber der DJ war lausig“ – das kennt man, das hat jeder sicher schon mal am eigenen Leib erlebt und wahrscheinlich oft genug von seinen Bekannten gehört. Ist alles prima, beschwert sich keiner, läuft es nicht rund, hagelt es mitunter Sprüche. Die Klassiker fürs Phrasenschwein: „Spiel mal was Vernünftiges“ und „Hast du auch MUSIK?“. Okay, als Musikdienstleister sollte man schon auf Musikwünsche eingehen können, aber ganz gleich ob man als Wedding-DJ unterwegs ist oder im Club den Dancefloor zum Kochen bringt – hier sind nicht umsonst routinierte Leute mit guter Beobachtungsgabe am Werk, die wissen, was sie tun und die es vielleicht gar nicht so prickelnd finden, wenn man ihnen mit gut gemeinten Ratschlägen unter die Arme greifen oder sie ständig zum Schwätzchen animieren möchte: Erst recht nicht in der Arbeitszeit. Diese nervigen Fragen sollte man sich lieber verkneifen: ?
Kann ich hier meine Sachen ablegen?
Egal, was du auch immer dabei hast: Für Jacken, Taschen und Rucksäcke ist die Garderobe zuständig und dort sind deine (Wert-)Sachen auch viel sicherer aufgehoben als bei mir auf dem Fußboden. Mix, Publikum und Dancefloor fordern meine volle Aufmerksamkeit, da auf Party-Utensilien achtzugeben, geschweige denn die guten Stücke ständig anzunehmen und rauszugeben, ist nicht möglich.
Kann ich mit dir ein DJ-Selfie machen?
… solange ich der DJ auf dem Foto bin. ? Zugegeben: Heutzutage ist eine ordentliche Fan-Base und Social-Media-Promotion ein nicht zu unterschätzendes Kriterium für Bookings. Mancher DJ lichtet sich gern selbst in bester Hero-Pose mit dem tobenden Dancefloor im Hintergrund ab, macht mit der GoPro Point-of-View-Clips vom Equipment, der Mix-Action und der Crowd und auch gegen „Buddy-Selfies“ ist grundsätzlich nichts einzuwenden, nützen sie doch beiden Seiten – aber hinters Pult und „als DJ posieren“, ist leider keine Option. Wer weiß, ob da nicht spaßeshalber am Fader des Mischpults gezogen wird und dann heißt es fürs Publikum „enjoy the silence“, falls nicht noch etwas Schlimmeres passiert.
Ich habe hier was auf dem Handy, das musst du unbedingt spielen
Hm. Wo denn? Auf dem Plattenspieler? Oder ans Laptop anklemmen und erstmal alles rüber kopieren. Das ist nicht möglich, sorry. Zwar gibt es in der Tat einige DJ-Laufwerke, beispielsweise von Denon oder Gemini, bei denen man neben gängigen USB-Sticks auch eine SD-Card einschieben könnte, aber ich bin hier gerade im Mix und da wäre das Durchsuchen der Ordnerstruktur auf der Karte ein echter Zeitfresser und Konzentrationskiller. Aber hier ein Trostpflästerchen: Wenn der Track gut ist, habe ich ihn mitunter selbst dabei.
Ich habe letztens auch schon einmal den DJ gegeben, soll ich mal weitermachen?
Leider nicht und das hat gleich mehrere Gründe: Zum einen steht hier ziemlich teures Equipment rum, das eine gewisses technisches Grundverständnis abseits der DJ-Skills voraussetzt. Mit dem Laptop auf der Gartenparty Spotify-Playlisten abzufeuern ist eine ganz andere Nummer als an einem Allen&Heath Pult und Pioneer-Laufwerken zu stehen oder mit einem Controller-Schlachtschiff wie dem Traktor S8 oder Denon MCX8000 aufzulegen, um nur einige zu nennen. Außerdem weißt du ja gar nicht, was ich in meinem musikalischen Repertoire hab und wie mein musikalischer Leitfaden für den heutigen Abend aussieht oder abgesprochen ist. Du fragst doch auch nicht den Piloten, ob du mal hinters Cockpit kannst, nur weil du mal am MS-Flugsimulator eine Runde gedreht hast, oder?
Schreibst du mir bitte mal den Track auf?
Schlechter Zeitpunkt: Da sich der Track schon fast dem Ende neigt – du hast ihn ja gerade gehört und er hat dir gefallen – muss ich mich schon um den nächsten Titel im Player kümmern, damit die Party weiterläuft. Jetzt in der Plattentasche nach Stift und Block zu suchen und dir Titel, Artist, Remix, Label meines sorgsam ausgewählten Underground-Tracks aufzuschreiben, ist gerade nicht drin. Außerdem ist der meine Geheimwaffe, den gebe ich nicht Preis – verständlich, oder? Schließlich möchte man sich als DJ auch ein wenig abgrenzen und nicht nur das auflegen, was alle anderen auch spielen.
Kannst du die Songs nicht mal in voller Länge ausspielen?
Ich mixe sie lieber ineinander, statt sie auszuspielen und eine kurze Pause auf dem Floor bis zum nächsten Stück zu generieren. Volle Länge funktioniert eventuell beim Seniorenschwoof, wo kurze Breaks so ein wenig den keyboardenden Alleinunterhalterfaktor widerspiegeln. Aber im Club und auf der Party sollten zumindest Übergänge/Fades drin sein. In der elektronischen Tanzmusik, Paradebeispiel Techno, House und EDM gibt es nicht umsonst oftmals spärlich instrumentierte Intros und Outros, wo gerade mal der der Drum-Beat zu vernehmen ist – ideal zum Reinmixen des nächsten Tracks.
Kannst du mal was Cooles spielen?
Was Cooles im Sinne von was anderes? Techno-Tracks nach Black Music, Schubi-Disco nach Metal, Dub nach EDM, das ist schon ein schwieriges Unterfangen und funktioniert in den seltensten Fällen mit der Dampfhammer-Methode. Besser ist es, die musikalische Brücke mit Tracks zu bauen, die crossgenre funktionieren oder mal ein Mashup einzusetzen, damit es wie aus einem Guss klingt. Gehen wir mal davon aus, dass wir uns entweder im Club oder der Disco befinden oder auf einem Festival oder auf einer Party, dann dürften hier auf jeden Fall amtlich tanzbare und partytaugliche Beats aus den Boxen knallen und das ist doch schon mal „cool“. Bist du in einer Mainstream Disco oder auf einer privaten Tanzveranstaltung (Ausnahme Firmenjubiläum, Bingo-Abend After Party etc.) werden die Charts oftmals rauf- und runtergebrettert im Genre-Mix, da sollte auch was Cooles für dich kommen. Wenn du auf eine bestimmte Musikrichtung stehst, geh lieber in den Club, der deinen Style den ganzen Abend spielt.
Darf ich mal nachschauen, was du so dabei hast?
Hier wird der DJ in den seltensten Fällen begeistert „Na klar, komm her“ entgegnen. Wer möchte schon, dass die mühsam sortierte Plattenkiste inmitten der Turntable-Performance durcheinandergebracht wird oder beim Durchforsten der Musikbibliothek auf dem DJ-Laptop versehentlich der Panik-Button ausgelöst wird und der Dancefloor sich in Stille hüllt. Ja, und mal eben an den CDJs herumfuhrwerkeln ist einfach auch nicht drin. Nicht böse sein. ?
Welche Erfahrungen habt ihr als DJ gemacht oder ihr mit dem DJ? – je nachdem ??
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