Ban­din­ter­vi­ew: Dub Spen­cer & Tran­ce Hill

25.10.2016
Interview und Musikvideo mit Dub Spencer & Trance Hill

Entrevista

In schöner Regelmäßigkeit rauscht uns von den Alpen her frisches Dub- und Reggae-Material der Marke DUB SPENCER & TRANCE HILL in die Bluetooth-Speaker. 2016 seid ihr gleich mit zwei Longplayern am Start, "Physical Echoes" (VÖ Januar 2016) und "Deep Dive Dub", das dieser Tage veröffentlicht wurde. Betrachtet man euren Output der letzten Jahre stellt sich die Frage: seid ihr Dub-o-holics, Reggae-Maniacs oder einfach 'nur' geschickte Verwerter eurer Sessions?

DUB SPENCER & TRANCE HILL: Man kann mit Dub so vieles anstellen. Entsprechend sind wir oft sehr inspiriert. Im Dub liegt der Ursprung des Remix-Gedanken. In unserer Musik finden sich von je her viele Elemente anderer Stile. Meistens stammen die Stücke aus unserer eigener Feder. Aber auch live gespielte Remixe anderer Schreiberlinge finden sich auf unseren Platten. So zum Beispiel bei CLASHIFICATION OF DUB oder RIDING STRANGE HORSES. Bei BOURROUGHS IN DUB und bei PHYSICAL ECHOES finden sich aber auch Remixe unserer eigenen Songs. Da alles Dub ist was wir machen, kann man uns wohl als Dub-o-holics bezeichnen.


Wie der Name "Physical Echoes" (VÖ Januar 2016) vermuten lässt, hat diese Veröffentlichung auf Vinyl stattgefunden, zu dem die Songs auf CD inklusive Bonus-Tracks gepackt wurden. Welche Überlegungen standen für eine so kostspielige Release im Vordergrund? Liebhaberei, Bässe im Club endlich mal auf 20 Hertz, das Comeback des Vinyls nicht verpassen?

DUB SPENCER & TRANCE HILL: Es ist sicher ein gehöriges Stück Liebhaberei dabei. Vinyl gibt halt schon etwas her. Aber eigentlich sind wir nicht selber auf den Gedanken gekommen. Es gibt Abende, da wollen die Leute nach dem Konzert einfach nur Vinyl kaufen. Die CD sei am aussterben, was bleiben wird, sei Vinyl und Download, hören wir immer wieder. Eigentlich ist das Format ja auch egal, was zählt ist der Inhalt, sprich die Musik.


Gab es für die 2016er-Alben (neben den Vinyl-Ambitionen) einen bestimmten Zugang ("Wir machen die Bässe noch tiefer, das Echo noch größer!") oder einen anderen Zündfunken? Oder habt ihr da weiter gemacht, wo ihr mit "Burroughs In Dub" 2014 aufgehört habt?

DUB SPENCER & TRANCE HILL: Viele Aspekte haben zum Sound von DEEP DIVE DUB geführt. Einerseits wollten wir endlich wieder ein Album machen ausschließlich mit Eigenkompositionen. Mich als Gitarristen hat in letzter Zeit das Surf-Sound-Fieber wieder gepackt. Philipp Greter, unser Keyboarder und der Produzent dieses Albums, hat seinen Stil und seine Fertigkeiten stetig ausgebaut. Wir haben die letzten Jahre immer wieder mit den Senior Allstars gespielt. Auch das hat uns inspiriert.


Euer Name ist eine sympathische Verbeugung an das erfolgreiche Kino-Duo Bud Spencer und Terence Hill aus den 1970ern. Wie sehr hat euch der diesjährige Tod von Bud Spencer berührt?

DUB SPENCER & TRANCE HILL: Viele Helden unserer Jugendzeit starben in den letzten Jahren. Und alle restlichen werden folgen. Wir sind nicht alle mit einer schwarzen Binde um den Arm auf das nächste Konzert gefahren. Aber trotzdem, geht mit Buddy's Tod eine Ära unwiderruflich zu Ende. Wir werden ihn nie vergessen. Der letzte Song CIAO BUD auf der DEEP DIVE DUB CD ist ihm gewidmet.


Habt ihr selber mal Kontakt mit dem sympathischen Koloss und Ex-Olympionike aus Italien gehabt?

DUB SPENCER & TRANCE HILL: Ich persönlich nicht. Aber unser Bassist hat als kleiner Junge in Banana-Joe mitgespielt. Es gibt da diese Szene am Anfang des Films, wo Bud Spencer duscht und die Jungen vom Dorf die Wassereimer herbeitragen und sie ihm über den Kopf schütten. Masi war einer davon.


In welchem U-Boot/Schiff habt ihr die aktuellen Pressefotos machen lassen, die man auch auf eurer Website begutachten kann?

DUB SPENCER & TRANCE HILL: Es ist das originale U-Boot von Jaques Piccard. Es lagert im Verkehrshaus Luzern. Diese Gelegenheit liessen wir uns nicht nehmen.


Euer Konzertkalender zeigt bis Jahresende mehr als 20 Gigs - so manchen wird das vor Neid erblassen lassen. Wer kümmert sich um die zahlreichen Auftritte der Band und welches Equipment müsst ihr immer selbst mitbringen, da so etwas nie vor Ort vorhanden ist oder dort angemietet werden kann?

DUB SPENCER & TRANCE HILL: Wir haben eine Agentur für die Schweiz und eine für Deutschland. Die restlichen Konzerte laufen manchmal auch über sie, manchmal dealen wir das aber auch gleich direkt. Mit dem Equipment ist es so eine Sache. Wir sind alle über vierzig und schleppen unser Zeugs immer noch meist selber vom Dub-Bus zur Bühne. Und ja, da ist ein Leslie und zwei 4x10 Bassboxen mit dabei. In den letzten Jahren ergab sich aber immer mehr die Notwendigkeit mit dem Flugzeug zu reisen. (Bis nach Dubai hätte unser Bus wohl nicht überlebt) Die Amps und eine Drum kann man vor Ort auftreiben lassen. Schwierig ist es bei den aufwendigen Effekten und bei den Keys. An meinem Fx-Board habe ich 8 Jahre immer wieder weitergebastelt. Das per Flugzeug zu transportieren wäre viel zu teuer. Also mussten wir an unserer Gerätschaft weiterforschen. Mittlerweile bin ich damit schon sehr zufrieden. Und zu schleppen gibt's dann auch nicht soviel. Juhu!


Neben den vielen Konzerten zeigt euer Tour-Banner tatkräftige Unterstützung an: "With the financial support of: Pro Helvetia, Schweizer Kulturstiftung, Schweizerische Interpretenstiftung, Kulturfoerderung Kanton Obwalden, Ernst Goehner Stiftung, Fuka Fonds Luzern, RKK Luzern". Wie kann man sich das vorstellen? Sind das monetäre Hilfen bezüglich Reise, Unterkunft, Verpflegung? Oder bekommt ihr als Schweizer Kulturexport nicht nur wohl gemeinte Schulterklopfer, sondern auch vernünftige Gagen pro Gig oder ein bestimmtes All-inclusive-Budget für die gesamte Tour?

DUB SPENCER & TRANCE HILL: All-inclusive-Budget für eine Band? Und dann macht die noch Dub? Haha, das gibt's nicht mal in der Schweiz. Ohne die Unterstützung von den tollen Kulturstiftungen in der Schweiz würde es die Band so schon lange nicht mehr geben. Wie viele Bands kennst du, die den Löffel abgeben musste, als die ersten Kinder ins Spiel kamen? Bei uns sind es mittlerweile sieben an der Zahl. Außerdem können wir Konzerte bieten ohne Publikumsanimationen. Ohne Stiftungen müssten wir auch rufen "Say yeo yeo I can't hear you, say yeo... yeo".


Eure Tour featert Umberto Echo und Bruno Amstad. Wieso die Credits?

DUB SPENCER & TRANCE HILL: Die Zusammenarbeit mit Umberto Echo spielt schon seit vielen Jahren. Wir sprechen schlicht die selbe Sprache. Ihn am Pult zu wissen und seinen Effekt-Kaskaden zu lauschen ist schon ein Erlebnis für sich. So hat er auch TOO BIG TO FAIL und LIVE IN DUB produziert. Bruno Amstad ist ein Vokalist aus unserer Stadt und tourt auf der ganzen Welt. So lag es nahe mit ihm mal zu jammen. Das Resultat hat uns allen sehr gefallen und so haben wir uns entschlossen ein paar Tracks für das neue Album mit ihm zu machen. Bei einigen Konzerten ist er mit dabei.


So manches Mal verschwimmen die Grenzen in euren Tracks und man fragt sich: ist das jetzt ein Elektronik-Track im Dub-Style oder kommt ein Reggae-Stück mit ganz viel Elektronik daher? Für den Laien ganz schwer auseinander zu halten! Im "Dub Bus" setzt dann im letzten Drittel noch eine herrliche verspulte Synthi-Linie ein, die dem Ganzen kurzzeitig einen Fusion/Jazz-Stempel aufdrückt, den man gerne in einer Extended-Version weiter gehört hätte ;-) Wie seht ihr das mit dem 'Verschwimmen der Grenzen'?

DUB SPENCER & TRANCE HILL: Was sind denn das schon für Grenzen. Klar ist es sinnvoll Stile festzulegen um darüber zu reden und zu schreiben. Aber entscheidend ist die Energie, welche Musik auslöst. So gesehen gibt es keine stilistischen Grenzen. Es gibt nur die richtige Energie oder die falsche. Und davon mehr oder weniger.


Wenn wir mal analytisch in das Thema einsteigen würden: wieviel Prozent der Songs sind den Effekten an sich zuzuschreiben? Oder entsteht ein Song bei euch letztendlich mehr "über den Sound", also Instrumente einstellen, los jammen und beim Spielen an den Effekten und Reglern schrauben?

DUB SPENCER & TRANCE HILL: Wir haben über die Jahre mit sehr viel verschiedenen Herangehensweisen gearbeitet. Gewisse Nummern entstammen der Feder eines einzelnen Musikers. Bei der Interpretation waren die anderen dann zum Teil sehr frei, zum Teil weniger. Es gibt Stücke, die entstanden am Schluss eines anstrengenden Recording-Tages als Geräusche-Jam. Manchmal hat auch Philipp im Studio hemmungslos Aufnahmen verwurstelt und verdubbt. Was aber immer eine große Rolle gespielt hat, ist die Vorstellung eines Instrumenten- oder Gesamtsounds, ein Gefühl für die Energie der Musik. Je nach dem wie man einen Song angeht, schaut etwas anderes dabei heraus. Aber die Energie muss immer stimmen.


Zum gleichnamigen Opener des neuen Albums habt ihr einen abgefahrenen Clip realisiert: die fantastische Reise einer miniaturisierten U-Boot Combo in der Badewanne eines Zeitgenossen, der keinen Spaß versteht und euch im wahrsten Sinne des Wortes das Licht auspusten möchte. Herrlich! Mal abgesehen davon, dass der Track "abartig geil groovt" (hier bedienen wir uns mal sinngemäß des Online-Magazins für Luzern und Zug "zentralplus") und man sich durchaus vorstellen kann, dass ihr wirklich die beste Band der Schweiz seid (ebenfalls "zentralplus"), bleibt doch die Frage offen: was geschieht jetzt mit der Besatzung nachdem das Wasser aus der Badewanne gelassen wurde? ;-) Ihr solltet unbedingt noch einen zweiten Teil drehen...

DUB SPENCER & TRANCE HILL: Die Besatzung macht das was sie immer tut nach dem Gig: Po auf die Couch, Füße auf den Tisch, ein lecker Bierchen aufgetan und ab und an ein Pfeifchen gedreht. Ideen zur Fortsetzung sind viele da. Jetzt gehen wir mal ab auf Tour und schauen wie weit die Kohle noch reicht. Und dann, warum nicht mal ins Dub-All?


Eure All-Time-Favourite-Reggae-Top-Five:

DUB SPENCER & TRANCE HILL: Rhythm and Sound, Little Tempo, The Wailers (mit und ohne Bob), Lee Perry, Dub Trio.


Das Interview beantwortete Markus Meier (Gitarrist).


In schöner Regelmäßigkeit rauscht uns von den Alpen her frisches Dub- und Reggae-Material der Marke DUB SPENCER & TRANCE HILL in die Bluetooth-Speaker. 2016 seid ihr gleich mit zwei Longplayern am Start, "Physical Echoes" (VÖ Januar 2016) und "Deep Dive Dub", das dieser Tage veröffentlicht wurde. Betrachtet man euren Output der letzten Jahre stellt sich die Frage: seid ihr Dub-o-holics, Reggae-Maniacs oder einfach 'nur' geschickte Verwerter eurer Sessions?

DUB SPENCER & TRANCE HILL: Man kann mit Dub so vieles anstellen. Entsprechend sind wir oft sehr inspiriert. Im Dub liegt der Ursprung des Remix-Gedanken. In unserer Musik finden sich von je her viele Elemente anderer Stile. Meistens stammen die Stücke aus unserer eigener Feder. Aber auch live gespielte Remixe anderer Schreiberlinge finden sich auf unseren Platten. So zum Beispiel bei CLASHIFICATION OF DUB oder RIDING STRANGE HORSES. Bei BOURROUGHS IN DUB und bei PHYSICAL ECHOES finden sich aber auch Remixe unserer eigenen Songs. Da alles Dub ist was wir machen, kann man uns wohl als Dub-o-holics bezeichnen.


Wie der Name "Physical Echoes" (VÖ Januar 2016) vermuten lässt, hat diese Veröffentlichung auf Vinyl stattgefunden, zu dem die Songs auf CD inklusive Bonus-Tracks gepackt wurden. Welche Überlegungen standen für eine so kostspielige Release im Vordergrund? Liebhaberei, Bässe im Club endlich mal auf 20 Hertz, das Comeback des Vinyls nicht verpassen?

DUB SPENCER & TRANCE HILL: Es ist sicher ein gehöriges Stück Liebhaberei dabei. Vinyl gibt halt schon etwas her. Aber eigentlich sind wir nicht selber auf den Gedanken gekommen. Es gibt Abende, da wollen die Leute nach dem Konzert einfach nur Vinyl kaufen. Die CD sei am aussterben, was bleiben wird, sei Vinyl und Download, hören wir immer wieder. Eigentlich ist das Format ja auch egal, was zählt ist der Inhalt, sprich die Musik.


Gab es für die 2016er-Alben (neben den Vinyl-Ambitionen) einen bestimmten Zugang ("Wir machen die Bässe noch tiefer, das Echo noch größer!") oder einen anderen Zündfunken? Oder habt ihr da weiter gemacht, wo ihr mit "Burroughs In Dub" 2014 aufgehört habt?

DUB SPENCER & TRANCE HILL: Viele Aspekte haben zum Sound von DEEP DIVE DUB geführt. Einerseits wollten wir endlich wieder ein Album machen ausschließlich mit Eigenkompositionen. Mich als Gitarristen hat in letzter Zeit das Surf-Sound-Fieber wieder gepackt. Philipp Greter, unser Keyboarder und der Produzent dieses Albums, hat seinen Stil und seine Fertigkeiten stetig ausgebaut. Wir haben die letzten Jahre immer wieder mit den Senior Allstars gespielt. Auch das hat uns inspiriert.


Euer Name ist eine sympathische Verbeugung an das erfolgreiche Kino-Duo Bud Spencer und Terence Hill aus den 1970ern. Wie sehr hat euch der diesjährige Tod von Bud Spencer berührt?

DUB SPENCER & TRANCE HILL: Viele Helden unserer Jugendzeit starben in den letzten Jahren. Und alle restlichen werden folgen. Wir sind nicht alle mit einer schwarzen Binde um den Arm auf das nächste Konzert gefahren. Aber trotzdem, geht mit Buddy's Tod eine Ära unwiderruflich zu Ende. Wir werden ihn nie vergessen. Der letzte Song CIAO BUD auf der DEEP DIVE DUB CD ist ihm gewidmet.


Habt ihr selber mal Kontakt mit dem sympathischen Koloss und Ex-Olympionike aus Italien gehabt?

DUB SPENCER & TRANCE HILL: Ich persönlich nicht. Aber unser Bassist hat als kleiner Junge in Banana-Joe mitgespielt. Es gibt da diese Szene am Anfang des Films, wo Bud Spencer duscht und die Jungen vom Dorf die Wassereimer herbeitragen und sie ihm über den Kopf schütten. Masi war einer davon.


In welchem U-Boot/Schiff habt ihr die aktuellen Pressefotos machen lassen, die man auch auf eurer Website begutachten kann?

DUB SPENCER & TRANCE HILL: Es ist das originale U-Boot von Jaques Piccard. Es lagert im Verkehrshaus Luzern. Diese Gelegenheit liessen wir uns nicht nehmen.


Euer Konzertkalender zeigt bis Jahresende mehr als 20 Gigs - so manchen wird das vor Neid erblassen lassen. Wer kümmert sich um die zahlreichen Auftritte der Band und welches Equipment müsst ihr immer selbst mitbringen, da so etwas nie vor Ort vorhanden ist oder dort angemietet werden kann?

DUB SPENCER & TRANCE HILL: Wir haben eine Agentur für die Schweiz und eine für Deutschland. Die restlichen Konzerte laufen manchmal auch über sie, manchmal dealen wir das aber auch gleich direkt. Mit dem Equipment ist es so eine Sache. Wir sind alle über vierzig und schleppen unser Zeugs immer noch meist selber vom Dub-Bus zur Bühne. Und ja, da ist ein Leslie und zwei 4x10 Bassboxen mit dabei. In den letzten Jahren ergab sich aber immer mehr die Notwendigkeit mit dem Flugzeug zu reisen. (Bis nach Dubai hätte unser Bus wohl nicht überlebt) Die Amps und eine Drum kann man vor Ort auftreiben lassen. Schwierig ist es bei den aufwendigen Effekten und bei den Keys. An meinem Fx-Board habe ich 8 Jahre immer wieder weitergebastelt. Das per Flugzeug zu transportieren wäre viel zu teuer. Also mussten wir an unserer Gerätschaft weiterforschen. Mittlerweile bin ich damit schon sehr zufrieden. Und zu schleppen gibt's dann auch nicht soviel. Juhu!


Neben den vielen Konzerten zeigt euer Tour-Banner tatkräftige Unterstützung an: "With the financial support of: Pro Helvetia, Schweizer Kulturstiftung, Schweizerische Interpretenstiftung, Kulturfoerderung Kanton Obwalden, Ernst Goehner Stiftung, Fuka Fonds Luzern, RKK Luzern". Wie kann man sich das vorstellen? Sind das monetäre Hilfen bezüglich Reise, Unterkunft, Verpflegung? Oder bekommt ihr als Schweizer Kulturexport nicht nur wohl gemeinte Schulterklopfer, sondern auch vernünftige Gagen pro Gig oder ein bestimmtes All-inclusive-Budget für die gesamte Tour?

DUB SPENCER & TRANCE HILL: All-inclusive-Budget für eine Band? Und dann macht die noch Dub? Haha, das gibt's nicht mal in der Schweiz. Ohne die Unterstützung von den tollen Kulturstiftungen in der Schweiz würde es die Band so schon lange nicht mehr geben. Wie viele Bands kennst du, die den Löffel abgeben musste, als die ersten Kinder ins Spiel kamen? Bei uns sind es mittlerweile sieben an der Zahl. Außerdem können wir Konzerte bieten ohne Publikumsanimationen. Ohne Stiftungen müssten wir auch rufen "Say yeo yeo I can't hear you, say yeo... yeo".


Eure Tour featert Umberto Echo und Bruno Amstad. Wieso die Credits?

DUB SPENCER & TRANCE HILL: Die Zusammenarbeit mit Umberto Echo spielt schon seit vielen Jahren. Wir sprechen schlicht die selbe Sprache. Ihn am Pult zu wissen und seinen Effekt-Kaskaden zu lauschen ist schon ein Erlebnis für sich. So hat er auch TOO BIG TO FAIL und LIVE IN DUB produziert. Bruno Amstad ist ein Vokalist aus unserer Stadt und tourt auf der ganzen Welt. So lag es nahe mit ihm mal zu jammen. Das Resultat hat uns allen sehr gefallen und so haben wir uns entschlossen ein paar Tracks für das neue Album mit ihm zu machen. Bei einigen Konzerten ist er mit dabei.


So manches Mal verschwimmen die Grenzen in euren Tracks und man fragt sich: ist das jetzt ein Elektronik-Track im Dub-Style oder kommt ein Reggae-Stück mit ganz viel Elektronik daher? Für den Laien ganz schwer auseinander zu halten! Im "Dub Bus" setzt dann im letzten Drittel noch eine herrliche verspulte Synthi-Linie ein, die dem Ganzen kurzzeitig einen Fusion/Jazz-Stempel aufdrückt, den man gerne in einer Extended-Version weiter gehört hätte ;-) Wie seht ihr das mit dem 'Verschwimmen der Grenzen'?

DUB SPENCER & TRANCE HILL: Was sind denn das schon für Grenzen. Klar ist es sinnvoll Stile festzulegen um darüber zu reden und zu schreiben. Aber entscheidend ist die Energie, welche Musik auslöst. So gesehen gibt es keine stilistischen Grenzen. Es gibt nur die richtige Energie oder die falsche. Und davon mehr oder weniger.


Wenn wir mal analytisch in das Thema einsteigen würden: wieviel Prozent der Songs sind den Effekten an sich zuzuschreiben? Oder entsteht ein Song bei euch letztendlich mehr "über den Sound", also Instrumente einstellen, los jammen und beim Spielen an den Effekten und Reglern schrauben?

DUB SPENCER & TRANCE HILL: Wir haben über die Jahre mit sehr viel verschiedenen Herangehensweisen gearbeitet. Gewisse Nummern entstammen der Feder eines einzelnen Musikers. Bei der Interpretation waren die anderen dann zum Teil sehr frei, zum Teil weniger. Es gibt Stücke, die entstanden am Schluss eines anstrengenden Recording-Tages als Geräusche-Jam. Manchmal hat auch Philipp im Studio hemmungslos Aufnahmen verwurstelt und verdubbt. Was aber immer eine große Rolle gespielt hat, ist die Vorstellung eines Instrumenten- oder Gesamtsounds, ein Gefühl für die Energie der Musik. Je nach dem wie man einen Song angeht, schaut etwas anderes dabei heraus. Aber die Energie muss immer stimmen.


Zum gleichnamigen Opener des neuen Albums habt ihr einen abgefahrenen Clip realisiert: die fantastische Reise einer miniaturisierten U-Boot Combo in der Badewanne eines Zeitgenossen, der keinen Spaß versteht und euch im wahrsten Sinne des Wortes das Licht auspusten möchte. Herrlich! Mal abgesehen davon, dass der Track "abartig geil groovt" (hier bedienen wir uns mal sinngemäß des Online-Magazins für Luzern und Zug "zentralplus") und man sich durchaus vorstellen kann, dass ihr wirklich die beste Band der Schweiz seid (ebenfalls "zentralplus"), bleibt doch die Frage offen: was geschieht jetzt mit der Besatzung nachdem das Wasser aus der Badewanne gelassen wurde? ;-) Ihr solltet unbedingt noch einen zweiten Teil drehen...

DUB SPENCER & TRANCE HILL: Die Besatzung macht das was sie immer tut nach dem Gig: Po auf die Couch, Füße auf den Tisch, ein lecker Bierchen aufgetan und ab und an ein Pfeifchen gedreht. Ideen zur Fortsetzung sind viele da. Jetzt gehen wir mal ab auf Tour und schauen wie weit die Kohle noch reicht. Und dann, warum nicht mal ins Dub-All?


Eure All-Time-Favourite-Reggae-Top-Five:

DUB SPENCER & TRANCE HILL: Rhythm and Sound, Little Tempo, The Wailers (mit und ohne Bob), Lee Perry, Dub Trio.


Das Interview beantwortete Markus Meier (Gitarrist).


LINK: c-tube Profil von DUB SPENCER & TRANCE HILL