Bandinterview: Torpedohead

30.09.2016
Interview und Musikvideo mit Torpedohead

Interviste

[B]"Torpedohead leben die Vorstellung eines 70er Stadion Rock n' Roll Tapes, das über eine trashige 90er Stereoanlage läuft, um heute digital remastered über die Autobahn zu brettern...", so steht es in eurer aktuellen Biografie. Was für 'ne geile Umschreibung des Sounds einer Rock-Band. Herrlich! Denn allein dieser Satz holt alles an Bildern hervor, was wir mit Rock'n'Roll in den letzten 30 bis 40 Jahren positiv in Verbindung bringen. Wie passt da der rote Benzinkanister auf
gelben Hintergrund ins Bild, das Cover eures aktuellen Albums "III"?[/B]

TORPEDOHEAD: Der Kanister... Super das du gleich eine Frage zum Cover stellst! Mit Absicht nämlich auch der knallige gelbe Hintergrund, welcher den ramponierten Kanister aus dem Kontext nimmt und eher wie ein Pop-Art Werbeprodukt wirken läßt. Wir wollten in erste Linie ein Cover was nicht sofort anhand von Klischees auf die musikalische Ausrichtung der Band schließen läßt, aber irgend wie auch unseren Sound verinnerlicht und die eine oder andere Frage aufwirft. Als Inspiration sind uns immer wieder die großartigen Plattencover von Storm Thorgerson oder aber auch Warhol-Werke in den Sinn gekommen. Aus diesem Kontext ist das Cover in Zusammenarbeit mit unserem Fotografen Swen Winkel komplett mit analoger Filmkamera entstanden und hat somit die Körnung und Lebendigkeit, die man auf alten Fotografien bzw. Covern findet.


11 Tracks auf 37 Minuten - Spielfreude pur, das ist das, was uns nach mehrmaligem Hören von "III" (VÖ: April 2016) immer wieder auffällt bzw. ins Ohr sticht - im wahrsten Sinne des Wortes. Euer Album könnte aus jedem Pop- und Softrocker einen echten Rock'n'Roll-Konvertiten zimmern, will heißen: wenn wir es hören, wollen wir sofort 'ne Gitarre und Strom, obwohl wir noch nicht mal eine Triangel halten können. Woher kommt diese krasse Power, euren Rock so darzubieten? Ist das eine Sache 'die so in euch drin ist'? Kommt das mit steigender Kompetenz an den Instrumenten?

TORPEDOHEAD: Wir haben all drei in den 90ern angefangen in Bands zu spielen. Also eine Zeit als Grunge, Punk und Indie die Rockwelt regiert haben. Was uns jedoch dazu gebracht hat Instrumente zu spielen, waren eher Bands wie AC/DC, MÖTLEY CRÜE oder LED ZEPPELIN. Also Hardrock-Riffs, Gitarren-Soli und Image. Plus das wir alle mit den Tonnadeln der Plattenspielern unserer Eltern geimpft wurden und somit eine volle Pop-Dosis von BEATLES und den EAGLES bekommen haben. So waren wir in unseren Anfangstagen überwiegend in Hardcore-Bands unterwegs sowie auch mit Punk-Bands auf Tour (z.B. PETER AND THE TEST-TUBE BABIES ). Wir sind quasi mit Punk Drive und Attitude groß geworden und haben dem mit der Zeit noch Hardrock-Riffs und Pop-Melodien dazu gefügt.


Welchen Anteil spielt da die Produzenten-Legende Siggi Bemm (Kreator, Tiamat, Udo Lindenberg)?

TORPEDOHEAD: Der Grundsound sowie die Songs stehen bereits bevor wir ins Studio gehen. Was Siggi dann in erster Linie als Produzent macht, ist das Beste aus der Band herauszuholen. Zum einen Sound-technisch sowie spielerisch. Wenn man wie wir schon jahrelang auf professioneller Ebene Musik macht, ist es echt wichtig ab und zu mal wieder von jemanden mit so großer Erfahrung an die Grenzen seiner Leistungen gebracht zu werden, um wieder neue Türen und Fähigkeiten zu öffnen. Sound-technisch hat Siggi genau das richtige Händchen und die Erfahrung, um zum einem eine auf allen ebenen fette Major-Produktion zu fahren, der aber nie eine Lebendigkeit mit 'Dirt-Faktor' fehlt. So lässt mich Siggi zum Teil Gesangs-Parts bis sie perfekt sind (und ich am Boden krieche) wiederholen, andere Dinge wie Soli, weil sie schön dreckig sind und Feeling haben, werden mit dem first take genommen.


Siggi Bemm hat auch schon euren zweiten Longplayer in trockene Tücher gepackt, "Greetings from Heartbreak Key". Wie ist es überhaupt zur Zusammenarbeit gekommen?

TORPEDOHEAD: Wir hatten vor der zweiten Platte bereits eine EP mit Siggi aufgenommen. Der Sound war stimmig und sonst hat auch alles gepasst, daher stand es außer Frage für den zweiten Longplayer auch wieder zusammen zu arbeiten.


Im Tempo und der Energie bewegt ihr euch manchmal haarscharf an der Grenze zum Punk, oder?! "Blood on wheels" klingt für uns zumindest nach einem der besten Punk-Stücke der letzten Jahre...

TORPEDOHEAD: Wie bereits erwähnt sind wir quasi mit Punk Drive und Attitude groß geworden und haben dem mit der Zeit noch Hardrock-Riffs und Pop-Melodien dazu gefügt. Diese Basis bietet dadurch ein starkes Fundament für unseren Sound.


[B]Was wir mit großer Freude zur Kenntnis genommen: ihr gebt dem Vocoder endlich wieder eine Stimme - seit BON JOVI haben wir lange nicht mehr so mit unseren kahl rasierten Schädeln vor den Bluetooth-Boxen Headbanging betrieben, wie zu "Wildfire", ha ha ha! Peter Frampton comes alive, oder so... Wird dieser Vocoder-Effekt immer noch analog erzeugt, mit einem Luftpuste-
Element, das irgendwie zwischen Mikrofon und Gitarre gekoppelt ist? Oder gibt's da einfach ein Preset namens "Vocoder Vintage 70s" ;-)?[/B]

TORPEDOHEAD: Das ist eine MXR Talkbox, die da als Effekt-Pedal benutzt wurde. Also nicht direkt ein Vocoder. Bei der Talkbox kommt ein Schlauch zum Einsatz, den man mit dem Mund bearbeitet und dadurch entstehen die schrägen Sounds entstehen. Übrigens auch einer von den Effekten die man nicht übertreiben sollte, da sie auch schnell den Hörer ermüden
können. Bisher haben wir noch auf keiner CD-Produktion die Talkbox benutzt, sind aber immer große Fans von dem Sound gewesen. Gerade Joe Walsh von den Eagles ist da der King. Der neben der besagten Talkbox auch durch sein Slide-Gitarrenspiel als große Einflussquelle zu nennen ist.


Zu "Wildfire" habt ihr einen aktuellen Clip produziert. Wo sind die nächtlichen Aufnahmen entstanden? Mit wem habt ihr das produziert? Und wie ist der Abspann zu interpretieren, indem der schon oben erwähnte Kanister eine Rolle spielt?

TORPEDOHEAD: Das Video ist komplett in Eigenregie entstanden. Als große Miami Vice Fans hatten wir schon immer Bock mal einen Clip mit coolen Karren und Nachtaufnahmen zu machen. Und so bietet das Video eine Corvette C5 vollgepackt mit stampfenden Rock-Riffs, ein Refrain der sich im Gedächtnis einbrennt und einen Schlag voll US-Undergound Kultradio Moderatoren, die übrigens alle extra für den Clip eine Ansage zum besten gegeben haben und sonst große Torpedohead-Fans sind. Das Ende des Videos muß der Zuschauer selbst interpretieren. That's art!


"Peace Of Mind", eine herrliche Rock-Ballade auf "III", die zum Ende hin kräftig Fahrt aufnimmt und zu der wir 20.000 Feuerzeuge im Stadionrund sehen können, bringt uns gleich mal zu einer wichtigen Frage: wie schafft ihr den "Peace Of Mind"? Wie sehen die Tage abseits des Rock'n'Roll aus, wo es darum geht, Kraft für die nächsten Shows, Inspiration für die nächsten Songs und Aufgaben zu bekommen?

TORPEDOHEAD: Unsere Songs sind nicht nur von den üblichen Verdächtigen aus dem Rock 'n' Roll Zirkus beeinflußt, sondern gerade die Texte stark durch Literatur geprägt. Sei es von Beats wie Jack Kerouac oder William Burroughs bis hin zu jüngeren Autoren wie Hunter S. Thompson oder Tim Dorsey (mit dem wir bereits für das Intro des Videos "Shanghide" zusammen gearbeitet haben). Das heisst, dass kurz bevor wir ins Rock 'n' Roll-Klischee abdriften gerne mal einen U-Turn hinlegen und etwas unerwartetes auf musikalischer oder lyrischer Ebene tun. Aber oft ist Klischee auch einfach nur voll unser Ding! Get it?


[B]Bei euch sind wir uns nicht sicher: viel zu gut und professionell für Amateure, aber wie wir aus gewöhnlich gut informierten Kreisen wissen, können sich vielleicht 5 - 10 % der Musiker auch vollumfänglich von ihrer Musik ernähren.
Was macht ihr noch so, haupt- oder nebenberuflich? Oder crasht eine solche Frage den Mythos einer großartigen Rock 'n' Roll-Band?[/B]

TORPEDOHEAD: Ach, was heißt Mythos... Das Wichtigste für uns ist, dass wir uns als Künstler im Sinne des Kunstbegriffes sehen. Da ist Rock 'n' Roll nur ein Teil davon . Und Künstler ist man oder nicht. Ob man dann noch nebenbei Arbeiten geht spielt eigentlich keine große Rolle. Wie sagt schon Kant: Schön ist, was ohne Begriff als Gegenstand eines notwendigen Wohlgefallens erkannt wird.


Wie sieht euer Masterplan aus, um in den nächsten Jahren den Status eines Main Acts zu errocken? AC/DC kann euch ja spätestens nach "III" nicht mehr als Vorband präsentieren, dafür seid ihr einfach zu gut...

TORPEDOHEAD: Wir machen einfach unser Ding weiter und schauen was passiert... mehr geht immer!


[B]Die größten Rockbands alles Zeiten sind für euch...

TORPEDOHEAD: ...AC/DC, Mötley Crüe, The Eagles, The Beatles, The Police, The Wildhearts, Cheap Trick.


Und welche sind die tollsten Rocksongs aller Zeiten für euch?

TORPEDOHEAD: AC/DC - You shook me all night long, The Wildhearts - I wanna go where the people go, Mötley Crüe - Kickstart my Heart, The Clash - London Calling.


Auf was freut ihr euch ganz besonders?

TORPEDOHEAD: Wenn wieder irgend etwas Kreatives passiert und sei es nur ein cooles Gitarren-Lick oder eine neue Textzeile, die etwas bewegt und neue Steine ins Rollen bringt. That's the true spirit of Art or call it Rock 'n' Roll!

Das Interview führten wir mit Spacebrain, Holger und Zasch.


LINK: c-tube Profil von TORPEDOHEAD