Vor 50 Jahren mit dem damaligen Shure Unisphere1am Start – der Woodstockklassiker hat bei mir noch immer seine Daseinsberechtigung - war ich nun auf die neuere Entwicklung von Shure sehr gespannt.
Aktuell bin ich seit Jahren mit dem hervorragenden Neumann KMS 105 als Solist für diverse Genre zufrieden. Im Thomann-Angebot stieß ich auf das preislich ambitionierte Shure KSM 11 und war fixiert.
In der Lieferung fand ich ein leichtes, gut zu händelndes Kondensator-Bühnenmikrofon der gehobenen Klasse in schwarz vor, das in einer wertigen Schatulle gut verpackt geliefert wird.
Für Ungeduldige mein Fazit gleich zu Beginn:
Typisch Shure – mit Biß. Es hat warme Tiefen mit geringerem Naheffekt, etwas wenig Timbre – ein Vorteil, der Mulm vermeidet bei Hall/Echo-Einsatz, - ist in den oberen Mitten zur Verständlichkeit spürbar angehoben und zudem sehr rückkopplungsarm. Klingt für mich abgerundet dominant. Für Singsongwriter nur mit Gitarre o.ä. ist das Geschmackssache und hängt vom Stimmcharakter ab. Die Verarbeitung empfinde ich als tadellos. Dennoch halte ich den Preis für etwas überzogen. Deshalb gibt’s von mir hier einen Punkt Abzug.
Für mich ist das Neumann KMS 105 ein Spitzenmikrofon mit zu dämpfendem Nahbesprechungseffekt, trotzdem wohligem Timbre und einer realistischen Stimm-Wiedergabe. Das macht es für Laien mitunter etwas 'nuschelig', ist aber am EQ (Equalizer) gut korrigierbar, indem je nach Genre und Stimme die Höhen angehoben oder die unteren Mitten etwas korrigiert werden können. Das Sennheiser S 965 hat starken Naheffekt, ist sehr klar und man kann am EQ ebenfalls auf diverse Stimmen eingehen.
Beim Shure KSM 11 fallen für mich dies EQ-Korrekturen weitgehendst weg, da es mir für Bühnenpräsenz gut abgestimmt erscheint. Somit würde ich es für anspruchsvolle Interpreten empfehlen und werde es trotz der hohen Kosten selbst behalten.
Letztlich jedoch hängt der Klang von vielen Faktoren ab, wie Stimmcharakter, Übertragungsqualität/Lautsprecher, der eigenen Hörgewohnheit und Geschmack sowie der Art der musikalischen Stilrichtung (z.B. Jazz, Schlager oder Rock). Da man als Interpret die Wiedergabe stets mit eigenen Hörgewohnheiten, Erwartungen und anatomisch bedingt doch unrealistisch wahrnimmt, lege ich als Solist auch Wert auf die unvoreingenommene objektive Meinung anspruchsvoller Zuhörer. Das kann sehr nützlich sein!
Für Newcomer sei gesagt: es gibt viele preisgünstigere Mikrofone, wie z.B. das Shure Beta 58A u.a., die sich mit EQ und gutem Techniker(!) auch in die Richtung formen lassen. Das kann man testen, Thomann gibt einem dankenswerter Weise mit großem Angebot die Chance dazu.