Als originĂ€rer New Wave Gitarrist, Anfang der Eighties Zwanzig, hatte ich immer eine AffinitĂ€t zu Synthesizern. Ohne jetzt ins Detail bezĂŒglich meiner ehemaligen GerĂ€tschaft gehen zu wollen sei dennoch zumindest erwĂ€hnt, dass ein Waldorf Microwave 1 dabei war, mit dem sich der 3rd Wave den hybriden Aufbau teilt.
Dieser ist ohne jeden Zweifel eine neue Referenz, der das Potenzial hat den gesamten Markt, auch den der Vintage Instrumente neu zu justieren.
Der Sound ist ĂŒberirdisch, man muss die Sweetspots nicht suchen, das GerĂ€t besteht ausschliesslich - ĂŒber den gesamten Tastaturbereich - aus solchen, auch wenn nicht alle Presets dies gleich offenbaren. Ich finde es ein wenig schade dass die Company so viele SpeicherplĂ€tze mit Brot und Butter Patches verschwendet. Sie zeigen nicht ansatzweise das immense Potenzial dieser Maschine. Eher Jim Danekers YT Video Zero to Hero.
Dank der zusĂ€tzlichen VA Sektion im Oszillatorenbereich ist man nicht ausschliesslich auf Wavetables festgelegt. Die "analoge" Abteilung klingt nicht zuletzt wegen des analogen Dave Rossum Prophet 5 TP Filters mit Resonance Compensation und Saturation absolut authentisch! Aber auch die Wellenformen ansich sind erwĂ€hnenswert weil ĂŒber den Standard hinaus gleich mehrere Rauschspektren, Sinus und Supersaw an Bord sind.
Das vorgeschaltete State Variable Filter ist zwar digital, klingt aber ebenfalls analog und verhilft dem ohnehin sehr kompletten Synth zu noch mehr klanglicher FlexibilitÀt.
Kennt noch jemand Trevor Horn? ABC, Propaganda, Art Of Noise, Frankie Goes To Hollywood? Sounds wie diese sind ein Kinderspiel fĂŒr diesen an den Achtzigern orientierten Synthesizer, hier vereint in einem EINZIGEN GerĂ€t! Dabei kann er wie ein Moog, Sequential, Oberheim, Yamaha oder Roland, ja sogar Fairlight klingen. Aber geht noch weit darĂŒber hinaus. Auch die PPG Abteilung ist meilenweit von den beschrĂ€nkteren Möglichkeiten in den Eighties entfernt, 3 Oszillatoren! die 96khz WT sind frei von Aliasing. Ein âWave Flowâ Taster glĂ€ttet auf Wunsch die recht kantigen 8 Bit PPG Wellenformen.
Nie zuvor hatte ich mit einem so kompletten und zugleich einfach und intuitiv zu bedienenden internen Sequenzer zu tun, ein absolutes Highlight. Die nachgeschaltete FX Sektion macht erste EntwĂŒrfe noch plastischer, Die Oszillatoren klingen aber auch ohne top.
Wer sich traut den Unison Button zu betĂ€tigen wird umgehend mit einer Fönfrisur belohnt, sehr konsequent fĂŒr einen Achtziger Synth. Ist mir in dieser IntensitĂ€t noch nie zu Ohren gekommen, gehört eher in die Rubrik Naturkatastrophen wenn alle Oszillatoren am Start sind.
Ein Display, ungefĂ€hr einen Tick gröĂer als eine Kippenschachtel fĂŒr ⏠8 visualisiert jeweils signifikant wichtige Reglerbewegungen wie z.B. WellenformverlĂ€ufe, Envelopes oder Einstellungen im umfangreich ausgestatteten Sequenzer.
Die Vielzahl an LFOâs und Envelopes, Sync, lineares FM, RingMod usw in Verbindung mit der ModMatrix lĂ€sst eigentlich keine WĂŒnsche bezĂŒglich Modulationsmöglichkeiten offen.
Eigens eingespeistes Material (Serum WT Import inkl.) werden vom GerĂ€t in kĂŒrzester Zeit zu einem Wavetable konvertiert, eine sehr rechenintensive und komplexe Angelegenheit.
Das Ă€uĂerst robuste GerĂ€t ist intuitiv zu bedienen und sieht mega sexy aus. Der GS Support nimmt seine Customer sehr ernst und ist am Austausch mit ihnen interessiert. Es gibt eine Datenbank mit VorschlĂ€gen fĂŒr OS Updates. Meine Anfragen waren eine Key Follow Funktion fĂŒr Noise, ein Bit Crusher im FX Bereich, Crossmodulation und die Möglichkeit die Filter auch parallel betreiben zu können.
Diese Anfragen sind nicht als Kritik zu verstehen. Der Synth ist aktuell schon kompletter als das Allermeiste am Markt.
Zu den ĂŒbersichtlichen Cons zĂ€hlt das Limit von 16 Slots fĂŒr eigene Wavetables und das fehlen einer Poly AT Tastatur, extern empfangen ist aber möglich.
Organische Sounds mit AutoritĂ€t, lebendige Texturen, viel Low End und crispe Höhen gepaart mit Highlights in jeder Sektion des Synths, Stereo Pan Spread, Wave Import und ENDLICH mal wieder einer mit richtig langer Einschwingphase in den snappy Envelopes! So gelingen traumhafte Ambient Landschaften, aber auch knackige BĂ€sse und Co. Generell lĂ€sst das klangliche Spektrum, von Granular und Resonator abgesehen keine WĂŒnsche offen. Das ist verschmerzbar, lĂ€sst sich als Sample importieren um dann zum Wavetable konvertiert zu werden. Infinite!
Ich sehe schon wieder die alte Diskussion aufflammen, ob denn ein Digitaler wirklich analog klingen kannâŠ. Dieser kann es, free Running LFOâs und Circuit Drift sind sicherlich Funktionen die dies ĂŒber den bereits ĂŒberzeugenden Grundsound zusĂ€tzlich befeuern.
Ich habe einen direkten A/B Vergleich mit meinem unscheinbaren und weit unterschÀtzten Sequential Take 5 - dem besten Prophet aller Zeiten - gemacht. Wenn mich nicht alles tÀuscht haben beide das selbe Tiefpassfilter, Einstellungen aneinander angepasst und verglichen. Man bekommt ein nahezu redundantes Ergebnis.
Die wohl relevanteste Frage potenzieller KĂ€ufer: Waldorf Quantum/Iridium oder 3rd Wave? Schwierig! Meine persönliche PrĂ€ferenz ist an erster Stelle authentisches Analoges, deshalb ist es fĂŒr mich der 3rd Wave. Bei den Wavetables sehe ich qualitativ ein Patt. Resonator, sechs Operatoren FM und Granular gehen an Waldorf. Es ist hier eine Frage der persönlichen Vorlieben.
Da auch Waldorf eine vorbildliche Produktpflege betreibt bleibt es fĂŒr jene deren Budget begrenzt ist eine Wahl die in beiden FĂ€llen eine sehr gute ist.
Mein Main Setup besteht nunmehr aus vier GerÀten. Elektron Digitakt Groovebox, Sequential Pro 3 SE Monosynth, Iridium Keyboard und 3rd Wave als Polys.
Letzterer teuer, sehr teuer aber jeden Cent Wert. Der 3rd Wave ist ein Superlativ bei dem man davon ausgehen darf dass die Company seine ohnehin mehr als beeindruckenden Funktionen weiter voran treiben wird. Ohne zu wissen dass er jemals das Licht der Welt erblicken erblicken wĂŒrde: FĂŒr mich als Eighties New Wave Kid DER Synthesizer auf den ich 40 Jahre warten musste. Ein Synthesizer der einander widerstrebende Klangideale offeriert, analog und digital, eine Reise in die Vergangenheit ebenso selbstbewusst zulĂ€sst wie AusflĂŒge in die Zukunft. Einmal mehr, es lĂ€sst sich nicht ansatzweise in Worte fassen was der Synth zu leisten imstande ist!