Techno und House: Entstehung und Subgenres

Techno, House, Tech-House, Acid, Trance, Hardtrance, Psychedelic Trance, Minimal, Electro, Hardtekk, Gabber, Rave … es gibt mittlerweile unübersichtlich viele verschiedene Genres für elektronische Tanzmusik, die für Außenstehende oft ziemlich ähnlich klingen, für wahre Fans aber grundverschieden sind. In dieser Serie schauen wir uns alles an und wagen später mal einen Blick in die Zukunft. Los … Continued

Techno House Genre

Techno, House, Tech-House, Acid, Trance, Hardtrance, Psychedelic Trance, Minimal, Electro, Hardtekk, Gabber, Rave … es gibt mittlerweile unübersichtlich viele verschiedene Genres für elektronische Tanzmusik, die für Außenstehende oft ziemlich ähnlich klingen, für wahre Fans aber grundverschieden sind. In dieser Serie schauen wir uns alles an und wagen später mal einen Blick in die Zukunft. Los geht’s!

Trotz aller Unterschiede gehen all diese Styles auf einige wenige Grundsäulen zurück, die bereits in den späten Achtzigerjahren erfunden wurden und in den Neunzigern zu voller Blüte gelangten. Und seither immer wieder in den verschiedensten Inkarnationen auftauchen – und wieder verschwinden.

DJ Transition Techniken

House und Techno, mal schneller, mal langsamer, mal melodischer, mal monotoner: Die Geschichte von Techno ist eben auch eine Geschichte des Recyclens, und jede Rückkehr einer Spielart bringt auch wieder ein vermeintliches Upgrade mit sich.

Wir wollen euch ein paar dieser Styles erklären, was sie auszeichnet, wo sie herkommen und was daraus gefolgt ist. Dazu steigen wir aber erst mal in eine Zeitmaschine und reisen zurück in die späten Achtziger und frühen Neunziger Jahre, dorthin wo alles begann.

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Was ist Techno, was ist House?

Techno, House und auch Electro sind Begriffe, die über die letzten 40 Jahre die verschiedensten Deutungen erfahren haben. Viele sind umstritten, manche Stoff für Legenden – und mitunter auch Streit.

Der Begriff „House Music“ geht allgemein akzeptiert auf den Club „Warehouse“ in Chicago zurück. Resident DJ Frankie Knuckles legte dort von Mitte der Siebzigerjahre bis 1982 eine sehr eklektische Mischung aus Disco und früher elektronischer Tanzmusik auf, die bald in Chicagoer Plattenläden als „House Music“ gelistet wurde: Musik, wie sie im „Warehouse Club“ gespielt wird.

Der am 31. März 2014 verstorbene J Frankie Knuckles gilt als „Godfather of House“. Die Stadt Chicago hat die Straße, an der das Warehouse lag, am 25. August 2004 in „Honorary Frankie Knuckles Way“ umbenannt.

Frankie Knuckles Way – June 2022 – Foto: Sarah Stierch

(https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Frankie_Knuckles_Way_-_June_2022_-_Sarah_Stierch.jpg)

Chicago House

Artists wie Steve Silk Hurley, Marshall Jefferson, oder Lil Louis übersetzten den Sound, den die einflussreichen Chicagoer DJs Frankie Knuckles und Ron Hardy spielten, mit häufig sehr günstigem Second-Hand-Equipment in markante, minimalistische Dance-Tracks, die komplett auf einen hypnotischen, elektronischen Rhythmus und wenige prägnante Akkorde und Effekte reduziert waren. Plakative Akkorde und Vocals wurden mit den ersten erschwinglichen Samplern aufgenommen und „jacked“ wiedergegeben, also rhythmisch und in einfachen Melodien angespielt. Der „House Sound of Chicago“ war geboren und sorgte auch in Europa für große Aufmerksamkeit und hohe Chart-Platzierungen.

Obwohl House‑Tracks schon ab ca. 1985 in UK‑Clubs liefen, war „Love Can’t Turn Around“ von Farley ‚Jackmaster‘ Funk & Jessie Saunders feat. Darryl Pandy der erste Song, der das Genre über die Charts populär machte. Im Januar 1987 erklomm dann Steve Silk Hurley mit „Jack Your Body“ für zwei Wochen die britischen Single-Charts und auf einer Live-Tour durch Europa Ende 1988 habe auch ich zum ersten Mal J.M. Silk, Joe Smooth und Darryl Pandy live auf der Bühne des Londoner Town & Country Clubs gesehen – und war infiziert.

Vier frühe House-Klassiker: Jack Your Body, Move Your Body, French Kiss und Love Can’t Turn Around

Deep House-Klassiker: Promised Land, Can You Feel It und Open Your Eyes

Schallplatten: Jack Your Body, Move Your Body, French Kiss und Love Can’t Turn Around

Schallplatten: Promised Land, Can You Feel It, Open Your Eyes

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Farley ‚Jackmaster‘ Funk & Jessie Saunders feat. Darryl Pandy ‎– Love Can’t Turn Around (TOTP 1986)

Acid House

Marshall Jefferson war einer der profiliertesten Producer der frühen Chicago-House-Szene und hatte mit „Move Your Body“ bereits die inoffizielle House-Music-Hymne produziert. So begab es sich, dass einige junge Typen namens DJ Pierre, Herb und Spanky bei einer Recording Session mit ihm eine Roland TB-303 dabeihatten, die sie kurz vorher gebraucht gekauft hatten.

Fasziniert von den schrägen Klängen, die der unscheinbare Bass-Synthesizer von sich gab, wenn man nur an den wenigen Reglern maximalst herumschraubte, nahmen die Vier die Single „Acid Tracks“ auf, welche einem komplett neuen Genre seinen Namen gab.

Besonders in England schlug Acid House ein wie eine Bombe. DJs wie Paul Oakenfold brachten den Sound 1987 von ihrem Urlaub auf Ibiza mit und etablierten nebenbei die Balearen-Insel als Hotspot für Partykultur. In Großbritannien entstand 1988 während des „Summer Of Love“ eine ganze Industrie um den zwirbelnden Sound der 303, die gelben Acid-Smileys und die damit einhergehende Mode. Acid-House-Titel und Compilations dominierten die UK-Charts und auch in Deutschland gab es einen kurzen, heftigen Acid-House-Hype, der 1989 in die erste Berliner Loveparade mündete. Der „Acid Sound“ der TB-303 ist aus den unterschiedlichsten Genres nicht mehr wegzudenken.

Vier wichtige Acid-House-Klassiker: Acid Tracks, Can You Feel The Bass, This Is Acid und We Are Phuture.

Schallplatten: Acid Tracks, Can You Feel The Bass, This Is Acid und We Are Phuture.

Mehr zur TB-303 könnt ihr hier lesen.

Videovorschlag:

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Phuture – Acid Tracks: Die Platte, die dem Genre seinen Namen gab.

Was ist Techno?

Der Begriff „Techno“ hatte zumindest in Deutschland einen ähnlichen Ursprung wie House Music in Chicago: Andreas Thomalla, heute besser bekannt als DJ Talla 2XLC, arbeitete ab 1983 im Frankfurter Plattenladen City -Music und sortierte diverse elektronisch produzierte Musik in einem Fach, das er mit „Techno“ betitelte. 1984 gründete er für diese Musik eine Veranstaltungsreihe im Frankfurter Club NO NAME mit dem Namen „Techno Club“. Hier lief ein Mix aus Elektropop à la Depeche Mode, EBM à la Nitzer Ebb, aber auch belgischer New Beat und frühe House-Music.

Über den „OMEN“-Club landete der „Techno-Club“ schließlich in der Flughafendiskothek „Dorian Gray“ und lieferte dort vielen jungen und heute legendären Frankfurter DJs wie Sven Väth, DJ Dag, Tom Wax und Mark Spoon ihre erste Home-Base. Mit dem Magazin „Frontpage“ gab es zudem ab 1989 ein eigenes Fanzine für den Techno-Club.

An den Inhalten des Frontpage-Magazins kann man gut den Wandel des Techno-Begriffs in Deutschland von Electronic Body Music hin zu Techno, House und Trance festmachen.

Frontpage Magazin Cover

Frontpage

Die Entwicklung des Techno-Club-Hausmagazins steht fast schon exemplarisch für die erste Phase der Entwicklung von Techno in Deutschland. Als die Redaktion noch in Frankfurt ansässig war, lag der Schwerpunkt der Berichterstattung und des Begriffs „Techno“ klar auf EBM und Synthi-Pop, so wie er im „Techno-Club“ gespielt wurde.

Mit dem Umzug der „Frontpage“ nach Berlin verschob sich der Fokus auf Techno und House, so wie er in Clubs wie dem Tresor, Raves wie Tekknozid und auch der Mayday lief, die das Frontpage-Magazin gemeinsam mit Westbams Label „Low Spirit” zum ersten Mal 1992 veranstaltete.

Charts als Indikator: Zwischen den Armageddon Dildos und L.A. Style’s “James Brown Is Dead” klafft stilistisch ein großer Graben.

Techno Charts im Frontpage Magazin

We Call It Techno

In den ganz frühen Neunzigern war der Begriff „Techno“ also noch sehr fließend und bezeichnete völlig verschiedene Stile. Ich selbst diskutierte mit meinem Arbeitskollegen Steve Naghavi bei langen Spätschichten in einem Schöneberger Copyshop gern und kontrovers darüber, wessen Musik nun wirklich „Techno“ heißen durfte.

Wenig später sollten wir beide recht erfolgreich unsere jeweils persönlichen Varianten von Techno präsentieren, Steve mit seinem EBM-lastigen Projekt „And One“, ich selbst folgte dem Techno-Begriff, wie ihn der New Yorker DJ Frankie Bones 1989 mit dem entschlossenen Titel „Call It Techno“ definierte: „Call It Techno / You could feel the bass / It started in Detroit / But I had to exploit the way I hear it.“

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Frankie Bones veröffentlichte „Call It Techno“ im Jahr 1989.

Detroit Techno

„It started in Detroit“: Schon seit 1981 hatte Juan Atkins zusammen mit Richard Davis unter dem Projektnamen „Cybotron“ bahnbrechende Stücke wie „Alleys Of Your Mind“ und „Clear“ veröffentlicht. 1985 schuf Atkins dann mit „Techno City“ und „No UFOs“ die definierenden Blueprints für Detroit Techno, die von seinen Schulfreunden Kevin Saunderson und Derrick May weitergeformt wurden.

Die drei waren gleichermaßen beeinflusst von europäischer elektronischer Musik (Kraftwerk) und elektronischem Funk (George Clinton & Parliament) und veränderten als die „Belleville Three“ (benannt nach ihrem Wohnbezirk) die Techno-Welt. Mit ihren Labels Metroplex (Atkins), Transmat (May) und KMS (Saunderson) förderten sie schon sehr früh andere Detroiter Artists.

Richtig bekannt wurde „Detroit Techno“ in Europa aber vor allem durch einen Artikel im britischen Magazin „The Face“ im Mai 1988 und der parallel dazu veröffentlichten Compilation „Techno! The New Dance Sound Of Detroit“. Die Compilation machte Detroit Techno schlagartig in Europa bekannt, das darauf enthaltene „Techno Music“ von Juan Atkins gab der Compilation überhaupt erst ihren Namen (ursprünglich sollte sie „The House Sound of Detroit“ heißen) und „Big Fun“ von Inner City (aka Kevin Saunderson) wurde zum Riesenhit.

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Inner City – „Big Fun“ erreichte 1988 auch in Deutschland die Top 10 der Charts.

Dies sind die Originators von Detroit Techno: Juan Atkins, Derrick May und Kevin Saunderson, der häufig unter Pseudonymen wie E-Dancer oder Inner City agiert.

Schallplatten von Derrick May, Juan Atkins und Kevin Saunderson aka E-Dancer und Inner City

World Music

Gerade Techno ist also an vielen Orten gleichzeitig erdacht und gemacht worden, ohne wie beispielsweise Rockmusik einem anglo-amerikanischen Soundideal folgen zu müssen. Inspiriert von frühen Pionieren wie Kraftwerk, Yellow Magic Orchestra oder Italo Disco entstand mit Detroit Techno, Post-Acid, Electronic Body Music (EBM), Industrial und Balearic die Ursuppe für Techno.

Anfangs stand der Begriff für verschiedenste Spielarten elektronischer Tanzmusik, kurzzeitig bediente man sich in Abgrenzung zum EBM-Techno auch Begriffe wie Tekkno (mit beliebig vielen K, je nach Härtegrad) oder Techno-House (um die Verwandtschaft zu House statt EBM zu betonen). Detroit Techno hingegen wurde jedoch immer mit „ch“ geschrieben und war ein Hauptbestandteil jener musikalischen Ursuppe, aus der z. B. in Berliner Clubs wie dem UFO, Tekknozid, Tresor und natürlich der Loveparade viele fleißige Köche (u. a. DJ Tanith, Dr. Motte, DJ Roland 138 bpm, DJ Rok, Kid Paul, Jonzon und so viele mehr) aus all diesen Einflüssen jenen Techno-Sound zusammenmischten, wie wir ihn heute kennen.

Ursuppe: Techno entstand „in the Mix“ aus vielen Einflüßen: M/A/R/R/S, The KLF, A Guy Called Gerald, Stakker Humanoid und auch Paul Rutherford von Frankie Goes To Hollywood lieferten wichtige Impulse aus England.

Während 808 State und EON sehr experimentelle Platten herausbrachten, erschienen auf dem Londoner Indie-Label Rhythm King die ersten Acid House-beeinflussten „DJ-Alben“ von Baby Ford, S`Express und Bomb The Bass.

In Belgien und Frankfurt stand das Wort „Techno“ noch lange gleichbedeutend mit EBM und New Beat.

Schallplatten von M/A/R/R/S, The KLF, A Guy Called Gerald, Stakker Humanoid, Paul Rutherford

Schallplatten von S’Express, Baby Ford, 808 State, EON, Bomb The Bass

Schallplatten und Compilations aus Belgien und Frankfurt

Techno wurde nicht in Berlin erfunden, aber fand hier schon früh seine Heimat, weswegen die Berliner Club-Szene im Jahre 2025 auch mit dem Status als UNESCO Weltkulturerbe gewürdigt wurde.

Mehr zur Weltkulturerbe in Berlin könnt ihr hier lesen.

Weitere Informationen dazu und zum Berliner Techno gibt es hier auf dem t.blog für euch.

Und auch in anderen westdeutschen Clubs definierten DJs wie Sven Väth in Frankfurt, DJ Hell in München und Roland Casper & Claus Bachor in Köln noch vor dem Mauerfall den Sound weiter, sodass Techno zur spannendsten Musik der Neunzigerjahre wurde – und zum Sound der Jahrtausendwende.

Im nächsten Teil werden wir uns die vielen Variationen anschauen, die Techno bereits in den Neunzigern entwickelte. Viele davon sind auch heute wieder total angesagt.

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