Die ersten Wellen des Punk Rock waren wie die Urschreie einer Generation ohne Zukunft. Punk war und ist weitaus mehr als ein musikalisches Genre, stattdessen ein rebellisches Lebensgefühl. Die Bands machten Musik gegen das Establishment und Konventionen. Wie einst der Rock’n’Roll wurde Punk zur unverblümten Stimme der Working Class. Hier zehn fette Punk-Bands von gestern bis heute. Ist eure auch dabei?
Punk: Schriller Look fernab jeglicher Konventionen
Das Outfit war schrill, typischerweise waren die Haare mindestens in Signalfarben gefärbt, oftmals mit Zuckerwasser und zum Irokesenschnitt aufgestellt. Dazu zerschlissene und mit Nieten bepackte, symbolbemalte Lederjacken, durchlöcherte Jeans und die typischen Springerstiefel, Ketten durchs Ohr, im Mund und um den Hals. Angesagt waren auch Schottenröcke, knallenge Karohosen oder Leopardenmuster. Für handelsübliche Menschen von der Kleiderstange waren Punker provozierend unverkennbar. So auch die Bands. Und daran hat sich bis in die heutigen Tage nichts geändert.
Punkkultur von New York und London rund um die Welt
In den USA erblickt der Punk in den 70er Jahren das Licht der Welt als Nachfolger des einstigen Garagenrock. Zu den Vorreitern gehörten beispielsweise die Lyrikerin, Art-Künstlerin und Sängerin Patti Smith, auch Bands wie die New York Dolls, The Sonics und diverse weitere. Schnell schwappte die Welle zunächst nach Großbritannien mit London als musikalischem Epizentrum über. Die Bands waren ungeschliffen, rau, die Musiker keine Artisten an ihren Instrumenten. Auf alle Fälle steckte im Punk eine gehörige Portion rebellierender Energie mit deutlichen Statements. Tatsächlich stellte sich der Punk gegen rechte Weltanschauungen. Allesamt rüttelten am eingefahrenen Klassen- und Obrigkeitssystem.
1. Sex Pistols – pure Provokation aus England
Zu den rotzigen und skandalträchtigen britischen Punkbands der ersten Stunden gehörten unbedingt die Sex Pistols. Sie waren die erfolgreichste unter den Punkbands der frühen Jahre. Überregional berühmt wurden sie anfangs hauptsächlich durch permanentes Fluchen und ständige Majestätsbeleidigungen. Sänger Johnny Rotten war eine der unangepassten Ikonen schlechthin. Regeln, an die er sich hätte halten können, gab’s in der damaligen Zeit reichlich. Regeln, an die er sich hielt, gab’s keine. Dass sie wirklich Hits gehabt hätten, kann man nur eingeschränkt behaupten. Die erste Single „Anarchy in the U.K.“ wurden nach einem provokanten Fernsehauftritt zurückgezogen, die zweite Single „God Save the Queen“ gar nicht erst veröffentlicht, stattdessen wieder eingestampft. Das sollte nichts daran ändern, dass die Pistols bei ihren Fans zur Kultband wurden.
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2. Punk-Band The Clash – aufrührerischer Rock’n’Roll mit ersten Themen
The Clash gehörten zu den kommerziell erfolgreichen Punkbands aus England. Ihre Botschaften waren unverkennbar sozialpolitisch, womit sie sich einen Namen unter den Working-Class-Bands machten. Aufgrund ihres Erfolges wurden sie von einigen anderen Formationen des Punk Rock allerdings nicht akzeptiert. Von ihren Fans durchaus. Gegründet wurden sie 1976 erst nach den Sex Pistols, was sie nicht an ihrem rasanten Status als Speerspitze des Punk Rock hindern sollte. Dabei gab es maßgeblich Unterschiede: Zunächst experimentierten The Clash auch mit anderen Stilrichtungen wie Reggae oder Disco und hielten sich mit stilistischen Grenzüberschreitungen nicht zurück. Viel wichtiger aber: Während die Sex Pistols nahezu ausschließlich provozierten, verarbeiten The Clash politische und ernste Themen. Das Resultat war unbändiger Rock’n’Roll.
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3. Ian Dury and the Blockheads – facettenreich und höchst gebildet
Ian Dury – Nestor des Punk, auch gerne mal als rotziger Lärm bezeichnet. Der Giftzwerg des Rock und Working-Class-Clown wurde zur Punk-Legende. Nummern wie „Sex And Drugs And Rock’n’Roll“ oder „Hit Me With Your Rhythm Stick” machten ihn unvergesslich. Dabei ist die ewig debattierende Fachwelt sich nicht mal wirklich einig, ob er zurecht einzig in die Punk-Schublade geschoben wurde. Zu vielfältig und irgendwie gar nicht punklike waren seine künstlerischen und musikalischen Aktivitäten. Er hatte Kunst studiert, auch einen studentischen Jazzclub gegründet und war auch als Schauspieler in zahlreichen Nebenrollen zu sehen. Ian ist im März 2000 an Darmkrebs verstorben.
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4. Ramones – Intros, Soli und Co. nicht vorhanden
Direkt aus New York kamen die Ramones, exakter ausgedrückt aus dem Stadtteil Queens. Sie galten als Prototyp der Punk-Bands. Die Musik laut, schnell und simpel strukturiert. Soli, Intros oder Übergänge gab es nicht. Auch keinen wirklichen kommerziellen Erfolg, zumindest nicht was Plattenverkäufe und Chartplatzierungen anbelangt. Die Konzerte allerdings waren legendär. Das Resultat: Sie tourten trotz reichlich unüberwindbarer Streitereien permanent, bis sie sich nach 22 Jahren auflösten. Ihr immenser Einfluss auf die Punk-Musik wurde 2002 mit der Aufnahme in die Rock and Roll Hall of Fame gewürdigt. Die Ramones sind auch posthum die Live-Helden des Punk Rock.
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5. Die Ärzte – Punk Band mit intellektuellen Botschaften
Auch die bundesdeutsche Szene ist in Sachen Punk-Rock äußerst aktiv. Die Ärzte sind hierzulande vermutlich jedem bekannt, immerhin sind die Berliner seit ihrer Gründung 1982 und der Reunion 1993 eine der kommerziell erfolgreichsten deutschsprachigen Punk-Bands. Immer wieder gibt es öffentlichkeitswirksam kuriose Auftritte, etwa kürzlich, als sie aus den Tagesthemen in der ARD das „Ärzte Deutsche Fernsehen“ wurde. Bela B., Farin Urlaub und ihre Mitstreiter haben in ihren Texten immer wieder unverblümte Worte gegen rechts gefunden. Dabei schaffen sie das außergewöhnliche Kunststück, ihre oftmals intellektuellen Gedanken überaus massenverständlich zu verpacken. Der Arschloch-Schrei aus ihrem Song „Schrei nach Liebe“ ist längst Kult geworden.
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6. Die Toten Hosen – Campino und Band unbedingt meinungsstark
Ebenfalls bereits 1982 gegründet wurden „Die Toten Hosen“, die Band um den politisch unbedingt engagierten Frontmann und Sänger Campino. Die Düsseldorfer gehören zu den vermutlich am meisten tourenden Bands, die ihre Energie aus der Interaktion mit dem Publikum ziehen. Allein bis 1997 haben die deutschsprachigen Punker mehr als 1.000 Konzerte vor ständig begeistertem Publikum absolviert. Leicht vorstellbar, wie auch die auf Licht am Corona-Horizont hoffen und mit den musikalischen Hufen scharren. Ihr Song „Tage wie diese“ hat es zur Sommer-Hymne 2012 geschafft.
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7. Beatsteaks – Shooting-Punker direkt aus Berlin
Wir schreiben das Jahr 1995, wiederum in Berlin formiert sich die deutschsprachige Punk-Band „Beatsteaks“. Gerade mal ein Jahr später gewinnen sie einen lokalen Musikwettbewerb und dürfen daraufhin beim Berliner Konzert der Sex Pistols als Vorband auftreten. Sie setzten einen Meilenstein nach dem anderen, wurden immer wieder ausgezeichnet, so beispielsweise als bester deutscher Live-Act. Kaum verwunderlich, dass die Beatsteaks bereits als Headliner im Lineup des Hurricane- und Southside-Festivals sowie des österreichischen Nova-Rock die Massen in Atem hielten. Die Beatsteaks sind sozial immens engagiert. So setzen sie sich beispielsweise für das Lesen- und Schreibenlernen, für die Organspende, eine Wasserinitiative, für den Umweltschutz und gegen Armut ein. Und natürlich gegen den Rechtsruck.
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8. Joy Division / New Order – Legenden, die sich immer wieder neu erfanden
Erst zur zweiten Generation der Punk-Bewegung gehörte Joy Division. Und so wird die 1976 gegründete Truppe dann auch als Post-Punk-Band bezeichnet. Keineswegs, weil sie Briefe oder Pakete mit der Post verschicken wollten, vielmehr waren die Briten um die Gründer Peter Hook und Bernhard Summer eben die Nachfolger der ersten Punkwelle. Die Vorlagen nahmen sie gekonnt auf und positionierten sich als die neuen Ikonen des Genres. Allerdings nicht ohne Probleme. Nachdem Sänger Ian Curtis im Zusammenhang mit seiner Epilepsie-Diagnose Suizid begangen hatte, begannen sie 1980 noch mal neu. Der Name der neuen Formation: New Order!
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9. Blink-182: Pop-Punk aus Kalifornien
Ihre Blütezeit hatten die US-amerikanischen Pop-Punker von Blink-182 um die Millenniumswende. 1998 hatte Travis Barker den Platz an den Drums eingenommen. Ein Jahr später lieferten sie mit den verbliebenen Gründungsmitgliedern Mark Hoppus am Bass und Tom DeLonge an der Gitarre mit „Enema of the State“ ein Album ab, das sich gleich fünffach Platin abholen sollte. Dabei blieb es keinesfalls. Längst ist die Band mit einer Grammy-Nominierung, MTV-, Kerrang!-, Kids‘ Choice- und Teen Choice- Awards hochdekoriert. Also echte Hochkaräter der aktuellen Punk-Generation. Wenngleich auch Tom DeLonge die Band 2015 bereits verlassen hat, bleiben sie höchst aktuell: Im Juli 2020 wurde ein Song mit dem vielsagenden Titel „Quarantine“ veröffentlicht. Der Text spricht eine deutlich genervte Sprache. ?
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10. Be Well – Magic – aktuelle Vertreter des längst anderen Punk-Rock
Be Well ist eine in 2019 gegründete amerikanische Hardcore-Punk-Band mit Mitgliedern von Bane, Battery und Only Crime, Darkest Houre, Fairwether, Ashes, Battery, Olympia, Beast of No Nation und Converge. Also nicht wirklich Musiker aus jeder Band, sondern solchen die in eben jeweils auch in verschiedenen dieser Wurzelbands ihr punkendes Unwesen getrieben haben. Mit Songs wie „Magic“ lassen die Jungs es gar nicht so zurückhaltend krachen. Warum auch nicht, das Genre gibt es allemal her. Interessant dabei, dass sie auch etliche melodische Passagen verarbeiten; exakt das, was das Genre aus seinen Geburtstagen eigentlich nicht hergibt.
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Es gibt zahlreiche weitere Bands, die es mehr als verdient hätten, in dieser Kompilation aufgeführt zu werden. Immerhin ist der Punk Rock inzwischen über 50 Jahre alt und seither mit seinen gesamten Sub-Genres niemals verschwunden. Eine Ära, die also schon seit über einem halben Jahrhundert immer wieder neue Ikonen hervorgebracht hat. Welche sind eure Heros aus der Punk-Szene? Wir freuen uns auf eure Kommentare!
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