# Einleitung:
Für 29 EUR (zum Zeitpunkt des Kaufs) habe ich iZotope Neutron 5 Elements erworben, eine reduzierte Version des umfangreichen Neutron 5 von iZotope. Als erfahrener Nutzer der Advanced-Version von iZotope Ozone, die ich regelmäßig im Mastering einsetze, bin ich mit der automatisierten Analyse und den KI-gestützten Vorschlägen von iZotope vertraut. Während Ozone in meinem Fall oft eine solide Grundlage für die Feinabstimmung liefert, war meine Erfahrung mit Neutron 5 Elements leider nicht ganz so positiv.
# Begründung:
Neutron 5 Elements ist speziell für die Bearbeitung von Einzelspuren und Spurgruppen in der Musikproduktion konzipiert. Es bietet automatisierte Vorschläge für EQ, Kompression, Exciter und Stereobreite, basierend auf einer Analyse des Audiosignals. Dieses Konzept hat das Ziel, typische Problemstellen im Mix zu identifizieren und erste Lösungsvorschläge anzubieten. Besonders spannend ist die Inter-Plugin-Kommunikation, die es ermöglicht, mehrere Instanzen von Neutron 5 miteinander abzustimmen. Dadurch sollen Frequenzüberschneidungen minimiert und die Spuren besser aufeinander abgestimmt werden.
In der Praxis war ich von der Qualität der Vorschläge allerdings enttäuscht. Während ich bei Ozone die automatisierten Einstellungen häufig als gute Grundlage für meine Feinabstimmungen nutze, war das bei Neutron 5 Elements deutlich seltener der Fall. Die Ergebnisse variierten stark – manche Vorschläge waren brauchbar, andere wirkten wenig durchdacht oder schlicht unpassend. Besonders bei komplexen oder verfärbten Spuren wie stark bearbeiteten Vocals oder dichten Synthesizer-Arrangements waren die Ergebnisse oft so unbrauchbar, dass ich lieber von Grund auf manuell arbeitete. Bei einfachen Signalen, etwa klaren Gesängen oder akustischen Instrumenten, konnte das Plugin jedoch gelegentlich sinnvolle Startpunkte liefern.
Ein wesentlicher Grund für die gemischten Ergebnisse dürfte der stark eingeschränkte Funktionsumfang im Vergleich zur Vollversion sein. Wichtige Module wie Gate, Sculptor oder Transient Shaper, die in vielen Mixing-Situationen hilfreich wären, fehlen hier komplett. Auch die Anpassungsmöglichkeiten der vorhandenen Module sind begrenzt, was die Flexibilität zusätzlich einschränkt. Für weniger komplexe Produktionen oder Einsteiger mag das ausreichend sein, aber wer hohe Anforderungen an Präzision und Vielseitigkeit stellt, wird schnell an die Grenzen stoßen.
Ein weiterer Schwachpunkt ist der hohe Ressourcenbedarf. Neutron 5 Elements verwendet anspruchsvolle Algorithmen, die die CPU stark belasten. Auf meinem neuen Produktionssystem mit einem AMD Ryzen 9 9950X läuft das Plugin problemlos auch bei vielen Instanzen. Auf meinem MacBook Air mit M2-Prozessor hingegen kommt es schnell zu Engpässen: Bereits bei etwa zehn Spuren (abhängig von den zusätzlich eingesetzten Plugins auch mal weniger) treten Aussetzer auf. Dieses Verhalten ist nicht völlig überraschend für iZotope-Plugins, da sie für ihre Rechenintensität bekannt sind. Wer mit älteren oder weniger leistungsstarken Rechnern arbeitet, sollte dies unbedingt berücksichtigen, da größere Projekte hier oft nicht mehr flüssig bearbeitet werden können.
Interessanterweise konnte ich die Vollversion von Neutron 5 über eine Subscription testen. Diese bietet nicht nur mehr Module und Funktionen, sondern auch überzeugendere Ergebnisse, vor allem bei komplexeren Spuren. Dennoch bleibt auch hier die hohe CPU-Belastung ein Faktor, den man nicht ignorieren kann.
# Fazit:
iZotope Neutron 5 Elements bietet für 29 EUR (zum Zeitpunkt des Kaufs) eine günstige Möglichkeit, automatisierte Kanalbearbeitung in den Workflow zu integrieren. Die Idee hinter dem Plugin – durch KI-gestützte Analyse schnell brauchbare Mix-Vorschläge zu generieren – ist grundsätzlich gut, in der Elements-Version jedoch nicht konsequent umgesetzt. Besonders enttäuschend ist, dass die automatisierten Vorschläge in meinem Fall selten als sinnvolle Grundlage für weitere Feinabstimmungen dienen. Der eingeschränkte Funktionsumfang und der hohe Ressourcenbedarf machen es zudem für anspruchsvollere Projekte weniger geeignet beziehungsweise nur für punktuellen Einsatz praktikabel erscheinen - natürlich immer in Abhängigkeit von der Leistungsfähigkeit des Produktionssystems. Für Einsteiger oder einfache Produktionen mag es dennoch eine Überlegung wert sein.
Vorteile
+ Günstiger Einstiegspreis (29 EUR zum Zeitpunkt des Kaufs)
+ Automatisierte Analyse und Vorschläge für schnelle Ergebnisse
+ Inter-Plugin-Kommunikation für bessere Abstimmung zwischen Spuren
+ Intuitive Bedienung, ideal für Einsteiger
Nachteile
- Eingeschränkter Funktionsumfang
- Hoher Ressourcenbedarf
- Begrenzte Feinanpassungen bei den vorhandenen Modulen