Harley Benton TE-70 Black Paisley

Ich möchte den zahllosen Bewertungen der TE 70 hier nur zwei Anmerkungen hinzufügen: Obwohl der Body aus Linde sein soll, bringt die Gitarre stolze 4150 Gramm auf die Waage. Meine TE 20, Baujahr 2020, noch mit ebenfalls 45 mm starkem Body und gleichfalls aus Linde wiegt nur 3450 Gramm. Es darf angezweifelt werden, dass meine TE 70 tatsächlich einen Lindenbody aufweist, zumal beim Anpassen der Humbuckeraussparung meine Fräse angesichts der Holzdichte ganz schön arbeiten musste. Aber der Korpus aus "Heavy-Duty-Linde" schwingt und klingt.
Anmerkungspunkt zwei wäre der ungewöhnliche Anstellwinkel des Gitarrenhalses. Die Saitenlage ließ sich minimal bis auf knapp 4 mm im 12. Bund einstellen, da lagen die Messing-Saitenreiter auf dem Boden der Bridge auf. Weiter herunter ging es nicht. Hals abgebaut und nachgeschaut. Der Halsfuß war der Übeltäter. Er wurde bei der Produktion an seiner der Halstasche zugewandten Auflagefläche verschliffen. Stärke am Ende des Halses 26,0 mm und 27,0 mm weiter vorn am Ende der Halstasche. Ich habe einen Shim unterlegen müssen, um den Hals in eine flache Lage zu bringen und konnte danach problemlos die Saitenlage auf 1,5 mm bei E und A Saite einstellen. Für die vier dünneren wählte ich 1,25 mm. Fazit: Eine Telecaster für sehr günstige 169 Euro, die ein wenig Nacharbeit erfordern kann, aber von der Wertigkeit und Klang deutlich über einer teureren Squier Affinity liegt. Diesen Vergleich durfte ich anstellen und würde der Harley Benton TE 70 in allen Kriterien den Vorzug geben.

Vorab der Hinweis, dass ich als Anfänger einzustufen bin, der sich jedoch sehr umtriebig mit Hardware auseinandersetzt.

Ich habe einen direkten Vergleich zu einer Squier Affinity Tele und würde auch unabhängig vom Preisunterschied nicht tauschen.
Das lackierte Griffbrett, der Steg-Pickup und die Lackierung gefallen mir einfach besser.

Der Hals der Squier liegt durch ein bisschen angenehmer in der Hand.
Der Steg-Pickup hat bei der HB viel mehr Tele-Charakter und ich meine auch mehr Output.
Insgesamt ist das Instrument sehr gut bespielbar und liefert auch einen guten Clean-Sound.
Beim Stimmen macht die Seite manchmal einen kleinen Satz, worum ich mich mal kümmern muss. Dieses Manko teilt sie sich jedoch mit der teureren Squier,
Von der Verarbeitung hat die HB der SQ auch einiges voraus.

Nach ein paar Monaten Spielzeit und mit mehr Erfahrung störe ich mich an der Stimmstabilität und der Tatsache, dass die Saiten auf den Saitenreitern der Brücke ein Klirren verursachen. Bei Zerr-Sounds kein Problem, für cleanen Sound unangenehm.
Der Bridge-PickUp könnte etwas ausgewogener sein und nicht ganz so aggressiv.

Ich fange mal an mit dem Zustand "out of the box":
Die Gitarre sieht richtig gut aus mit ihrer Paisley Fototapete. Gegen das Licht sieht man zwar Polierstriche auf dem Korpus, die aber nicht weiter auffallen. Das Gewicht liegt bei angenehmen 3,2 kg, die Saitenlage ist ganz OK und kann auch noch schepperfrei tiefer gelegt werden. Die Bünde sind ordentlich nivelliert, aber nicht poliert. Das habe ich mit Stahlwolle nachgebessert, das gibt sich aber auch von alleine nach ein paar Spielstunden. Die Bundenden sind gratfrei und deren Schlitze sind seitlich am Hals in der Holzfarbe zuggespachtelt und lackiert! Das findet man auch bei vielen teuren Gitarren nicht! Der Hals hat ein mittelkräftiges, seitlich schön verrundetes C-Profil und ist gut lackiert bis auf das Ende gegenüber dem Hals-Pickups, wo der Lack fehlt.
Der Sattel ist aus billigem Plastikmaterial - akzeptabel in dieser Preisklasse. Er war aber seitlich um 0,5 mm Richtung hohe E-Saite versetzt. War einfach zu korrigieren (Sattel vorsichtig los klopfen und neu ausgerichtet wieder ankleben (z. B. 2 Tropfen UHU). Er war aber ordentlich gekerbt, was die Saitenlage betrifft. Ist nicht selbstverständlich! Die Saitenreiter am Steg haben zwar kompensierte Saitenauflagepunkte, deren Längsversatz ist aber etwas zu groß, so dass die Kompensation bei einigen Saiten nicht perfekt eingestellt werden kann. Spieltechnisch wirkt sich das aber nicht aus und die Original-Tele ist da eher noch schlechter!
Der Hals-Pickup ist ganz brauchbar, wenn auch die Bass-Saiten an Definition zu wünschen übrig lassen. Da muss ich aber dazu sagen, dass ich verwöhnt bin von Gitarren, die 20 x teurer sind! Nicht akzeptabel war hingegen der Steg-PU, der stark mikrofonisch war und der grauselig geklungen hat. Thomann hat sich aber sehr kulant gezeigt
und einen angemessenen Geldbetrag zurück erstattet. Die "Ash Tray Bridge" war minimal verdreht verbaut, was aber kaum jemand gesehen hätte. Eine der Besfestigungsschrauben war aber rund genudelt!

Wie sieht das Ganze jetzt aus nach meiner Nacharbeit:
Ich habe einen Satz Fender Tex-Mex Pickups für 69 Euro eingebaut. Damit klingt die TE-70 jetzt richtig gut, so wie ich mir einen Tele-Sound vorstelle. Die Bridgeposition habe ich korrigiert und das Schraubenloch ausgedübelt und neu verbohrt. Die Pickup-Fräsungen habe ich mit Kupferfolie ausgekleidet (war nicht unbedingt notwendig). Den Sattel habe ich durch einen Knochensattel ersetzt (mache ich grundsätzlich).

Ich habe zwar einiges an Arbeit und ein wenig Material reinstecken müssen, habe dafür jetzt aber ein Top-Instrument. Die Basis dieser Gitarre ist gesund und das Highlight ist sicher der tolle Hals und dessen Bundierung!
Anscheinend ist die Streuung der Qualität nicht unerheblich, so dass ich diese Tele einem Anfänger nur dann empfehlen kann, wenn er kleinere Korrekturarbeiten selbst durchführen kann bzw. wenn er jemanden kennt, der das kann.
Insgesamt aber eine schöne, jetzt auch gut klingende Gitarre für kleines Geld, die auch noch hochwertig aussieht.
Nachtrag nach 2 Wochen: Ich hatte vergessen die Mechaniken und die Potis zu beurteilen! Die Mechaniken sind OK, die Gängigkeit ist an den kleinen Schrauben auf den Knöpfen einstellbar, was viele nicht wissen! Die Funktion ist OK. Die Potis sind überraschend gut. Sie laufen "sahnig" und sehr gleichmäßig über den Regelweg! Da ist meine ES 335 weniger angenehm in der Haptik! Die Höhen kann man sehr fein herunter regeln, was bei dem Steg-Pickup für schöne Klangvarianten sorgt. Also - ein tolles Instrument, unabhängig vom Preis! Sehr empfehlenswert!

Ich habe die TE-70 im Laden gesehen, hat mich optisch schon mal sehr angesprochen. Also wie bei Thomann üblich, die Gitarre geschnappt in einen der Amp Räume gegangen und eine Runde gespielt. Verarbeitung der Tele fand ich sofort erstaunlich, saubere Bünde, gut eingestellt und sehr schön zu spielen.
Es stand sehr schnell fest das diese schöne Gitarre mit zu mir nach Hause muss.

Zuhause mein Exemplar ausgepackt und befummelt, alles Tip top außer das der Sattel nicht 100% passgenau mit dem Hals abschließt, für mich aber kein Thema da er so oder so getauscht wird.

Sehr schönes Klangbild und genau das richtige für Country Musik, die Rosswell Pickups sind definitiv in Ordnung.

Da es meine erste Tele und meine erste E-Gitarre mit Single Coil ist (Genrewechsel von Metal zu Country), ist meine Bewertung vermutlich nicht das non plus Ultra. Dennoch bin ich der Meinung das man hier für sein Geld ein ordentliches und brauchbares Instrument bekommt.