Auf etwa 190 Seiten erfährt man eine Einführung in die Reharmonisation. Manches wird bekannt erscheinen: Kapitel 1, ersetze Tonika durch III-7 oder VI-7, Subdominante durch II-7 oder VI-7, Dominante durch VII-7b5. Weniger bekannt in diesem Zusammenhang: Vsus7 funktioniert als Ersatz sowohl für Dominante als auch Subdominante oder, VII-7b5 kann auch als bVIIj7 als Dominantenersatz fungieren. Wem es schwer fällt das eben geschriebene zu verstehen, der wird wenig Freude an diesem Buch finden, denn das ist der Einstieg. Weitere Mindest-Voraussetzungen: lead sheets sollte man lesen können, die (Jazz-)Akkordnotation verstehen, sowie Transponieren können. Wer das nicht kann wird sich auch kaum ans Reharmonisieren wagen, oder doch? In insgesamt 16 Kapiteln wird Systematik in die Kunst der Reharmonisation gebracht: Tritone Substitutions, Modal Interchange, Diminished 7th Chords - 7b9 Relations, um nur einige zu nennen. Manchem wird dies bekannt vorkommen, weil man es schon öfters in diversen Jazz-Harmonie-Büchern gelesen hat. Aber dieses Buch geht weiter: Einfluss der Melodie auf die Reharmonisation zieht sich durch alle Kapitel; für Pianisten mag es trivial sein, die Gitarristen werden sich überlegen wollen, wie denn die 7 diatonischen Akkorde zu greifen sind, wenn die Prim, 3, 5, 7 oder gar 9, 11 oder 13 im Diskant stehen. Und wie sehen sie aus, wenn harmonisch oder melodisch Moll die Ausgangsskala bildet? Diese Buch fasst die Grundlagen der Reharmonisation - in Berklee-üblicher Didaktik - zusammen, zeigt wie es praktisch angewandt wird und lädt sofort ein das eben Beschriebene selbst auszuführen. Lösungsvorschläge des Autors gibt's im Anhang zu finden. Selbst wenn die zugrunde liegende Theorie manchmal nur gestreift wird, so ist es doch ein Arbeitbuch, das einem über längere Zeit beschäftigen kann und seinen Preis Wert ist. Ein (für mich) langgesuchtes Werk.