Das perfekte Gitarren-Setup in 5 Schritten

Das Einstellen der Gitarre ist für viele Gitarristen immer noch ein Mysterium. Dabei reichen oft schon ein paar einfache Handgriffe, aus um euer Instrument klanglich nach vorne zu bringen oder leichter bespielbar zu machen. Egal, ob schnarrende Saiten, schief klingende Akkorde oder kratzende Potis – ein schlechtes Gitarren-Setup kann einem schnell den Spaß verderben. Wir zeigen euch wie ihr eure Gitarre in fünf Schritten perfekt einstellt. 🎸👌

WICHTIG: Wenn ihr euch unsicher fühlt, Zweifel an euren Fähigkeiten habt oder ein Eingriff nicht den gewünschten Effekt erzielt, dann ist das keine Schande. In diesem Fall hilft der Weg zum Fachhändler eures Vertrauens, der euch sicher mit Rat und Tat zur „Saite“ steht. 😉  Unter diesem Link kommt ihr zu unserer Fachwerkstatt „Gitarre“, falls ihr Hilfe von uns benötigt.

Schritt 1 zum perfekten Gitarren-Setup: die Halskrümmung

Die ideale Halskrümmung ist eine Grundvoraussetzung für das Einstellen der Saitenlage und sollte immer zuerst kontrolliert werden. Jede E-Gitarre und die meisten Westerngitarren haben einen Stab aus Metall in den Hals eingelassen, der die Stabilisierung des Holzes gegen die Zugkraft der Saiten garantiert. Dieser Halsstab (auch Halsspannstab) kann über eine Schraube am Kopf oder am Übergang zum Korpus eingestellt werden.

Ist ein Halsstab zu locker eingestellt, wird der Hals von der Saitenspannung nach vorne (vom Spieler weg) gebogen und sorgt für eine Erhöhung der Saitenlage. Ist er wiederum zu fest eingestellt biegt sich der Hals nach hinten (zum Spieler hin) und lässt die Saiten näher an das Griffbrett wandern. Eine schlecht eingestellte Halskrümmung kann also zum Schnarren und Scheppern der Saiten oder zu einer unbequem hohen Saitenlage führen. Das Arbeiten am Halsstab sollte immer in kleinen Schritten (Vierteldrehung) und nie mit Gewalt erfolgen („nach fest kommt ab“). Außerdem solltet ihr dem Holz nach jeder Drehung ein wenig Zeit geben sich „einzurichten“.

Harley Benton Feeler Gauges

Die Drehung nach rechts (im Uhrzeigersinn) spannt den Halsstab (engl.: „righty tighty“) und lässt die Saiten näher an das Griffbrett wandern.

Die Drehung nach links (gegen den Uhrzeigersinn) lockert den Halsstab (engl.: „lefty loosey“) und erhöht die Saitenlage.

Am einfachsten lässt sich die perfekte Halskrümmung mit der tiefen E-Saite als „Lineal“ ermitteln. Hierzu drück ihr die Saite im ersten und letzten Bund auf das Griffbrett und schaut euch die Region um den 8./9. Bund an. Hier sollte die Saite im Idealfall noch einen leichten Abstand (0,2 – 0,5 mm) zur Oberseite der Bundstäbchen haben. Wer es genau wissen will kann hier per Fühlerlehre oder mit einem entsprechenden Speziallineal nachmessen.

Harley Benton Notched Straightedge Guitar

Schritt 2 zum perfekten Gitarren-Setup: die Saitenlage

Die Saitenlage bezeichnet den Abstand der Saitenunterseite zur Bundoberseite und spielt eine entscheidende Rolle für das Spielgefühl und die richtige Intonation auf eurem Instrument. Grob gesagt lässt sich die Saitenlage am Anfang und am Ende der Saite beeinflussen, also am Sattel und am Steg.

Der Sattel ist dabei ein sensibler Punkt am Instrument und lässt sich nur durch Eingriffe am Material selbst verändern (Stichwort: Feile). Wer hier noch keine Erfahrungen hat, sollte im Zweifel immer den Fachmann aufsuchen und ein gut eingestellter Sattel muss in der Regel erst nach einer Abrichtung der Bünde oder nach einer Neubundierung wieder bearbeitet werden. Der Steg hingegen lässt sich bei jeder E-Gitarre mit einfachen Mitteln in der Höhe verstellen – bei vielen Modellen sogar für jede Saite einzeln.

Harley Benton Nut File Set

Was die perfekte Saitenlage betrifft, spielen individuelle Vorlieben eine wichtige Rolle. Eine hohe Saitenlage bedarf etwas mehr Griffkraft und Geschick, kann aber effektiv das Schnarren der schwingenden Saiten verringern. Eine tiefe Saitenlage fühlt sich wiederum komfortabler an, kann aber dazu führen, dass Töne in bestimmten Lagen nicht mehr richtig ausklingen oder scheppern. Die Saitenlage wird von der Bundoberkante zur Saitenunterseite im 12. Bund gemessen und hat sich für die meisten E-Gitarristen bei 1,5 – 2,5 mm für die tiefe und 1,0 – 2,0 mm für die hohe E-Saite bewährt. Für Akustikgitarren können diese Werte grob um jeweils 1,0 mm erhöht werden.

Harley Benton Parts String Action Gauge

3. Schritt zum perfekten Gitarren-Setup: Oktavreinheit

Auch die tatsächliche Länge der Saite spielt beim Einstellen der Gitarre eine Rolle, und zwar wenn es um die Oktavreinheit geht. Jede Gitarrensaite wird beim Greifen im 12. Bund „halbiert“ und ertönt hier als vermeintlich perfekte Oktave zur Leersaite. Tatsächlich beeinflusst aber die Dehnung der Saite auf dem Weg zum Bundstäbchen dieses Phänomen und kann die Intonation in den hohen Lagen negativ beeinflussen.

Um eine perfekte Oktavreinheit zu garantieren, vergleicht ihr die Leersaite (oder noch besser das Flageolett im 12. Bund) mit dem tatsächlich gegriffenen Ton im 12. Bund einer Saite. Hierzu könnt ihr euren Ohren vertrauen oder ein Stimmgerät verwenden. Die meisten Brücken verfügen über separat einstellbare Saitenreiter zum Nachjustieren der Saitenlänge oder lassen sich pro Saitenpaar bzw. als ganzes bewegen.

Thomann CTC-50 Black

Ist der gegriffene Ton im Vergleich zur Leersaite/Flageolett zu hoch, muss der der Saitenreiter nach hinten wandern um die Saite zu verlängern. Ist der gegriffene Ton im 12. Bund zu tief, muss der Saitenreiter nach vorne wandern um die Saite verkürzen. Und vergesst nicht nach jeder Saitenreiterbewegung die Leersaite neu zu stimmen!

4. Schritt zum perfekten Gitarren-Setup: Pickup-Höhe

Wenn ihr eure Gitarre perfekt eingestellt habt, solltet ihr euch etwas Zeit für die Höhe der Pickups nehmen, denn mit bei jeder Änderung der Saitenlage verändert sich auch der Abstand zwischen Tonabnehmer und Saite. Als Faustregel gilt hier, dass ein zu großer Abstand den Pickup dünn und kraftlos klingen lässt, während ein zu kleiner Abstand mumpfig und undynamisch wirken kann. Hinzu kommt, dass sich bei bei extrem hoch eingestellten Pickups ihr Magnetfeld negativ auf die Saitenschwingung auswirken kann.

Harley Benton Guitar & Bass Toolkit

In der Regel haben die meisten Tonabnehmer bei der Auslieferung einen Abstand von 2,5 – 3,5 zur Saitenunterseite. Doch auch größere Abstände von bis zu 5 mm sind möglich und können einer Gitarre zur mehr Klarheit und Dynamik verhelfen. Am besten die Saiten beim letzten Bundstab runterdrücken, um die Pickup Höhe richtig einstellen zu können. Bei manchen Pickups können die Magnetpole außerdem für jede Saite separat eingestellt werden. Hier gibt es im Prinzip kein „richtig“ oder „falsch“ und bis auf einen Schraubenzieher sind keine weiteren Werkzeuge nötig. Probiert es einfach aus und merkt euch immer, wie viele Umdrehungen ihr gemacht habt, damit ihr im Zweifel zur Ausgangsposition zurückkommt.

5. Schritt zum perfekten Gitarren-Setup: Instandhaltung und Pflege

Der letzte Schritt zum perfekten Gitarren-Setup betrifft die Pflege und Instandhaltung eures Instrumentes, denn nichts ist nerviger als kratzende Potis, wackelnde Buchsen oder lose Stimmmechaniken. Grundsätzlich solltet ihr jede Schraube an eurem Instrument regelmäßig überprüfen und festziehen bevor sie sich zu sehr lockert. Besondere Aufmerksamkeit gilt hier den Potis und der Eingangsbuchse. Haben sich diese erst mal vom Gehäuse gelöst, ist es nur noch ein kurzer Schritt, bis die interne Verdrahtung beschädigt wird, was nicht selten zum Totalausfall der E-Gitarre führt.

Thomann Polishing Cloth Grey

Was die Pflege betrifft lässt sich die Lebenszeit von Potis und Wahlschaltern durch regelmäßige Reinigung mit Kontaktspray verlängern. Und für die Oberflächen von Korpus und Griffbrett gibt es eine große Auswahl an Polituren und Reinigungsmitteln, die euer Instrument in neuem Glanz erscheinen lassen.

Dunlop Formula 65 Polish

Dunlop Lemon Oil

Video-Tutorials: Gitarren-Setup

Hinweis: Die Videos  sind alle auf Englisch, aber die YouTube Übersetzung mit Untertitel funktioniert sehr gut.

Feedback: das perfekte Gitarren-Setup in 5 Schritten

Habt ihr eigene Tipps und Tricks zum perfekten Gitarren-Setup? Lasst es uns in den Kommentaren wissen.

Dominic hat als E-Gitarrist einer Alternative-Rockband etliche Clubs im deutschsprachigen Raum unsicher gemacht (die wenigsten davon mussten anschließend zu machen). Mit seiner Unplugged-Band steht er auch heute noch regelmäßig auf der Bühne.

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