
Gäbe es das ultimative Rezept für den perfekten Song, wäre die Entdeckung für Musiker gleichbedeutend mit einer Erfolgsmaschine. Ein solches Rezept kann es nicht geben. Allerdings gibt es genreübergreifend gängige Fehler beim Schreiben von Liedern, die deine kreative Arbeit unnötig bremsen. Mit ein paar grundsätzlichen Überlegungen kannst du dir dein Songwriting erleichtern und die Erfolgsleiter anvisieren. Jeder hat das Potenzial zum guten Songwriter!
1. Überlange Songs sind ein vermeidbares No-Go beim Songwriting
Verständlicherweise möchtest du möglichst viel in deinen Song hineinpacken. Allzu leicht gehen die vielzitierten Gäule mit dir durch. Das Resultat: Der Song wird zu lang. Kaum jemand wird sich einen Titel anhören, der länger als vier oder fünf Minuten ist, weil die Konzentrationsfähigkeit einfach nicht mitspielt. Die menschliche Aufmerksamkeitsspanne ist begrenzt. Ein kommerziell verwertbarer Song dauert durchschnittlich zwischen 3:30 und 3:50 Minuten. Jeder Teil, der gekürzt werden könnte, sollte auch gekürzt werden.
2. Beim Storytelling zu wenig oder zu viel gesagt
Beim Text für einen Song stehst du vor einer sehr speziellen Problematik. Welches Thema auch immer du behandeln willst, du musst eine inspirierende Geschichte erzählen. Allerdings auch eine, die Raum für Interpretation gibt. Das heißt schon mal, dass du nicht zu viel erzählen darfst, stattdessen Wendepunkte und Kreuzungen setzt, von denen aus die Zuhörer eigenständig weiterfühlen können. Und dennoch müssen die Worte so pointiert und schlüssig gesetzt werden, dass sie alle wesentlichen Informationen zu deinem Thema rüberbringen. Es ist die Kunst des gekonnten Weglassens.
3. Songwriting-Fehler: Keine klare Struktur in Harmonie- und Melodieführung
Bei diversen aufstrebenden Künstlern kann man beobachten, dass die Übergänge von einem Akkord zum nächsten und die Kadenzen sind nicht ausreichend definiert sind. Die Erwartungen der Hörer werden nicht stringent an die musikalische Hand genommen. Wenn es keinen klaren Schwerpunkt gibt, plätschert auch der rockigste Song einfach vor sich hin. Fehlt die Konsistenz in Melodie- und Harmonieführung, fällt das nicht nur erfahrenen Musikern auf. Vielmehr bemerken das auch durchschnittliche Musikhörer. Gerade die sind es aber, die du erreichen willst.
4. Hook nicht konsequent genug herausgearbeitet
Eine gute Hook-Line ist bei angesagten Songs aus Pop, Rock & Co. mindestens die halbe Miete. In den allermeisten Fällen ist es so, dass die Hörer sich bei einem Song sofort abrufbar lediglich an einen winzigen Part des Stückes erinnern. Es sind ein paar Worte, ein paar Töne, es ist der Teil, der aus dem Song besonders markant heraussticht. Tatsächlich ist es wie eine Werbeslogan. An der Hook kannst du gar nicht lange genug feilen. Ist die Hook-Line mitreißend, tritt nahezu alles andere nebenher in den Hintergrund. Du brauchst die Hook nur noch anrichten, garnieren und servieren.
5. Nicht mit den Ohren der Hörer gedacht – Refrain muss herausstechen
Musik lebt von Abwechslung, erkennbaren Strukturen und eingeleiteten Highlights. Dabei werden die Hörer üblicherweise vom Refrain besonders eingefangen. Alles arbeitet darauf hin, den Refrain als herausstechendes Merkmal zu inszenieren. Er muss sich von der Strophe deutlich abheben. Umsetzen lässt sich das, indem du im Refrain beispielsweise andere Harmonie nutzt, möglicherweise in eine andere Tonart rückst, Backing-Vocals oder weitere Instrumente hinzufügst. Spätestens im Refrain muss die musikalischer Sonne aufgehen. Die Ohren der Hörer erwarten das.
6. Die verbindende Logik der musikalischen Brücke beim Songwriting vergessen
Deine wichtigste Aufgabe beim Songwriting ist es, die Aufmerksamkeit der Hörenden ganz oben zu halten. Oftmals lässt die spätestens nach dem zweiten Refrain spürbar nach. Das Zaubermittel ist der Wechsel zwischen Spannung und Entspannung. Das probate Mittel, mit dem du die Zügel der Konzentration kurz lockerst, ist die Bridge. Die Brücke schert kurz aus der Songstruktur aus. Zugleich verbindet sie auf magische Weise die restlichen Parts. Die Bridge ist gewissermaßen ein musikalisch-psychologischer Taschenspielertrick; und zwar ein äußerst wirksamer.
7. Songwriting: Dynamik nicht ausreichend durchorchestriert
Der Song braucht Steigerungen und Abwechslung, Spannung und Entspannung. Dabei betrifft der Begriff „Dynamik“ eben nicht nur unterschiedliche Lautstärken. Vielmehr muss der Song in sämtlichen Parts vom Arrangement über beispielsweise die Anzahl der Töne pro Takt bis zum expressiven Ausdruck emotional gesteigert werden. Die Dynamik wird immer wieder gebremst, um dann bis zum Finale wieder mit Volldampf auf die Überholspur geschickt zu werden.
8. Song-Idee nicht festgehalten – weiterer Fehler beim Songwriting
Die besten Songideen hat man oftmals spontan. Nicht bei der konzentrierten Arbeit, nicht im Studio, sondern einfach zwischendurch. Es können geradezu spektakuläre Ideen sein, aber wenn du sie nicht schnellstens festhältst, sind sie schneller verschwunden, als sie in deinen Gedanken aufgetaucht sind. Du solltest jeden winzigen Fetzen, jedes Wortspiel, jedes Fragment einer Melodie unbedingt festhalten. Entweder schreibst du die Gedanken auf, besser noch, du nimmst sie auf, etwa mit einem mobilen Aufnahmegerät oder einfach mit dem Smartphone. Halt sie fest, egal wie wichtig oder unwichtig sie dir im Moment erscheinen mögen.
9. Songwriting nicht konsequent und kontinuierlich trainiert
Um als Songschreiber kontinuierlich besser zu werden, hilft nur eins: schreiben, schreiben, schreiben: Letztlich ist es wie bei jeder anderen Fähigkeit, die man erlernen will. Ohne ausreichend Übung wird man sich beispielsweise keine Fremdsprache aneignen. Der Wunsch wird irgendwann schlichtweg verkümmern. Zugegeben, es klingt banal, doch es bringt die Sache auf den Punkt: Du kannst dich als Songwriter nur verbessern, wenn du Songs schreibst. Auch misslungene Stücke, die es allenfalls direkt in die Tonne schaffen, heben dein Können als Erfahrungsschätze auf das nächste Level.
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10. Zu viel Ideen nicht zu Ende gebracht
In unserer oftmals unsortierten Gedankenwelt jagt zuweilen eine Idee die nächste. Indes ein Song noch nicht ansatzweise fertig ist, klammert sich auch schon die nächste Idee an unsere Fersen. Ungebremste Kreativität sprudelt wie eine Wasserfontäne aus uns heraus. Und natürlich sind wir von der nächsten Idee fasziniert und konzentrieren uns darauf, bis wiederum die nächste folgt. Das Ergebnis ist, dass du schlussendlich doch wieder mit leeren Händen dastehst, weil du keine der Ideen wirklich zu Ende gebracht und eingetütet hast. Logo, die Ideensammlung ist wichtig, aber irgendwann musst du die Sache auch mal den finalen Punkt bringen.
Songwriting: Hast du Tipps?
Welche Erfahrungen hast du gemacht? Wir freuen uns über deinen Kommentar!
6 Kommentare
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Stella sagt:
Ein wunderbares Zitat von Tom! Danke für deinen tollen Beitrag, Franziska!
Mir hilft es immer, wenn ich erst den Text schreibe und dann die Melodie dazu, weil der Text ja schon eine Sprachmelodie hat. Es geht aber auch andersherum. Das finde ich aber schwerer, besonders, wenn sich der Text reimen soll….
Hans Schlötel sagt:
Homerecording mit dem Portastudio war einmal! Mobile Technik machen auch Studios überflüssig. Wenn, nimmt man seine ProTools Spuren mit und dann weiter im Tonstudio. Unverzichtbar sind für mich Roland RC-505 MK2, Korg KR-55 Pro, Tascam Digitalrecorder, Roland VT-4 und hoffentlich bald lieferbar SP-404 MK2 zweckentfremdet für das Songwriting.
Thomas Frankfurth sagt:
Die Bridge ist nicht die Bridge. Gemeint ist fast immer der Mittelteil. Die eigentliche Bridge ist der „definierte“ Übergang von einem Songteil zum nächsten.
Hartmut Vitense sagt:
Also, als mittlerweile 76 -jähriger halte ich nicht viel von Songwriting, sondern bevorzuge das Liederschreiben. Dieses erfolgreich in der Arbeit mit Kinder-,Jugend- und Erwachsenenchören sowohl in der DDR als auch in der BRD. Nun, wo das Zeitfenster für mich immer kleiner wird, schreibe ich immer noch Lieder mit eigenen Texten als auch Melodien und arrangiere dies so gut ich kann. Selbst einen Altmännerchor, die meisten über 80, leite ich und kann ihn noch begeistern. Da Erinnerungen auch mich nicht loslassen, finde ich sie von Zeit zu Zeit unter meinem Namen auf Youtube wieder. Zurück zur Sache; Die Hinweise zum Liederschreiben finde ich gut!
Michael Moon sagt:
Vorgestern ein Interview mit Steven Wilson gesehen, indem er sagte, er hätte immer das Gegenteil davon gemacht, von dem was sich Produzenten und Plattenfirmen als „korrektes“ Songwriting vorstellen.
Überlange Songs, schwierige Themen, völlige Missachtung von Verse/Chorus/Bridge-Strukturen, krasse Brüche im Arrangement.
Er meinte er hätte in den letzten 30 Jahren damit mäßigen Erfolg gehabt, doch ihm hätte es gefallen. Interessant war auch die Bemerkung, ‚die Welt braucht nicht noch mehr Musik, mehr Songs und mehr Songwriter, wir haben von allem mehr als genug‘.
Ich interpretiere das so, dass er meint dass die Welt nicht noch mehr „korrekt“ geschriebene Musik braucht, Musik ist dadurch unendlich banal und nichtssagend geworden.
Er gab noch den Tipp, herauszufinden was an deiner Musik „falsch“ in den Ohren der Plattenfirmen klingt. Und genau das solle man dann betonen. Aber es gibt wahrscheinlich immer noch Leute, die glauben wenn sie etwas genau so machen wie 10000 andere hätten sie den Erfolg in der Tasche.
Ulrike Isabella sagt:
Bei mir ist das so, bin 60 und spiele seit fünf Jahrzehnten Gitarre, dass die Songs mit Text und Melodie in meinen Kopf kommen. Beim Pizza holen, an der Supermarktkasse. Da sag ich dann beim Kassieren :“Geht´s etwas schneller ? Habe einen neuen Song im Kopf.“
Tage vorher spüre ich irgendwie, dass da was kommt. Manche sind echte Ohrwürmer.
Beim Lesen über das songwriting habe ich dennoch viel gelernt. Früher, bevor ich mit dem kostenlosen Programm AUDACITY ein homestudio hatte, spielte ich die neuen Songs die ganze Nacht, um sie nicht zu vergessen. Hab zwar mal gelernt, nach Noten zu spielen, sogar Violine im Orchester, aber Songs notieren war schwer. 200 Stück im Kasten. Muss defintiv lernen, Spannung aufzubauen, Harmoniewechsel. Viele eurer Tips sind klasse.:-)
Da ich eine gesamte Band alleine einspiele (spiele viele Instrumente), hatte ich es total überladen. Arrangement ist das Zauberwort. DANKE für die Hilfe und die Tips.:-)
Bei Thomann habe ich sehr viel gelernt, und so wird´s bleiben.
Grüsse an PARADISE CITY ,the boss Hans Thomann, all ya guys and ladies.