Vinyl ist angesagt: immer noch – oder besser schon wieder? 1982, als in Langenhagen bei Hannover die ersten CDs industriell produziert wurden, schien mal wieder eine Zeitenwende bevorzustehen. Doch die gute alte Vinylschallplatte will einfach nicht von uns gehen. Und während Streaming der CD das Wasser weiter abgräbt, geht es dem schwarzen Gold so gut wie schon lange nicht mehr.
2022 übertrafen die Verkäufe von Vinylschallplatten in den USA mit 41,4 Mio. Einheiten erstmals wieder die der CD. Und ein MP3- oder Spotify-Stream ist eben kein „Stück“ Musik, sondern bestenfalls ein File auf einer Festplatte …
Vinyl: Verkäufe steigen
Klar, Streaming verdrängt die CD, deren Verkäufe eben auch stark rückläufig sind. Und in Deutschland ist die CD immer noch etwas beliebter als Vinyl. Doch das ist sicher nur noch eine Frage der Zeit. Schließlich steigen auch hierzulande die Vinylverkäufe seit Jahren wieder. Es war eben schon immer ein schönes Gefühl die Plattennadel knisternd in die Rillen zu setzen. Quasi der urbane Lagerfeuerersatz. Verletzlich, zerbrechlich, einzigartig – ohne Backup und doppelten Boden, wobei ein DJ selbstredend andere Ansprüche an sein Ortofon-, Audio-Technica– oder Numark-Nadelsystem hat, um nur einige zu nennen, als ein audiophiler Hörer.
Und bei welchem anderen Medium hat man das Bild zum Hörgenuss so intuitiv und schnell zur Hand? Ein LP-Cover ist eben auch ein optischer und haptischer Genuss. Eine Vinylscheibe ist greifbar, das Cover ist erfassbar. Ein Gesamtkunstwerk.
Plattenspieler für dein Vinyl / deine Schallplatten
Dem tragen auch die Hersteller Rechnung: Längst gibt es wieder ein üppiges Angebot an Plattenspielern auf dem Markt, nicht nur für DJs, sondern natürlich auch für Hi-Fi-Fans. Hier findest du Plattenspieler, die bei Thomann erhältlich sind. Mittlerweile gibt es sie in zahlreichen Facetten, wie etwa der Audio-Technica AT-LP120X USB mit USB-Anschluss zum Digitalisieren der Plattensammlung. Oder der Pro-Ject Automat A1 mit Riemenantrieb, Vollautomatik und Phono-Vorverstärker für den direkten Anschluss an einen Line-Eingang. Auf die typische DJ-Bauform setzt dagegen der American Audio TTD 2400 USB, der sowohl über einen Line-, Phono als auch USB-Ausgang und Pitch-Möglichkeit von +/- 10 Prozent verfügt.
Auch Technics hat die Zeichen der Zeit erkannt und mit dem SL-1200MK7 wieder eine Neuauflage des legendärsten aller DJ-Plattenspieler im Programm – nachdem die Firma ihren legendären DJ-Turntable #1, den 1200/1210er, noch im Jahre 2010 gegen alle Proteste und ohne Not vom Markt genommen hatte. Doch es gibt auch Plattenspieler, die ganz andere Interessenten ansprechen. Sofern man 7“ Singles abspielen will, kann man das zum Beispiel mit dem Stanton STX auch unterwegs mit Batteriebetrieb tun. Und für Hi-Fi-Fans, die auf das besondere Klangerlebnis stehen, gibt es Modelle wie den Thorens TD 1601 mit einem speziell gefederten Subchassis und aufwendiger Motorsteuerung mit Flachriemenantrieb.
Mittlerweile verkaufen sich die Nachpressungen jahrzehntealter Rock-und Jazzplatten wie geschnitten Brot und auch unter aktuellen Pop-Acts gilt es als cool, wieder Vinylausgaben in die Läden zu stellen. Überlebt hat die Schallplatte die Jahre der CD-Dominanz jedoch in den schwarzen oder weißen Einheitshüllen vieler oft namenloser Techno- und House-Produktionen.
Man kann ohne allzu große Übertreibung sagen, dass Dance-Music und DJs das Vinyl gerettet haben. Die Major-Plattenfirmen hatten ihre Plattenpresswerke wie ungeliebte Kinder abgestoßen. Ohne House, Techno und Hip-Hop hätten vermutlich auch die verbleibenden Presswerke längst dichtmachen müssen. Und es doch schön zu sehen, dass im Club die digitalen Player zwar längst ins Zentrum gerückt sind, doch sich auch da wieder vermehrt Plattenspieler im Setup finden.
Die Vinyl-Renaissance vs. Streaming
Nun erleben wir eine Vinyl-Renaissance und diejenigen, die am meisten darunter leiden, sind ironischerweise genau jene kleinen Indie-Labels, die überhaupt dafür gesorgt haben, dass es die Presswerke überhaupt noch gibt. Oft dauert es immer noch mehrere Wochen bis sogar Monate, bis eine kleine Auflage von 300 Stück gepresst ist, weil die großen Major-Labels die Werke mit ihren Großaufträgen blockieren. Zudem haben die verbliebenen Pressmaschinen bereits einige Jahrzehnte auf dem Buckel und müssen häufig kostspielig gewartet werden. Die Firma Newbilt aus Alsdorf bei Aachen baut seit 2016 neue Plattenpresswerkzeuge. White-Stripes-Frontmann Jack White hat für sein Presswerk Third Man Records in Detroit gleich acht der deutschen Plattenpressen gekauft. Auch das neue Berliner Presswerk intakt! arbeitet mit zwei Newbilt-Geräten und verspricht den vielen Berliner Indie-Labels schnellen Service auch bei Kleinstauflagen. Gute Nachrichten also.
Das Streaming verdrängen wird die Vinylschallplatte vielleicht nicht mehr, dafür ist die ständige Verfügbarkeit und Bequemlichkeit digitaler Musik einfach zu sehr verbreitet. Aber als Liebhaberobjekt, als Kult-Medium, als physikalischer Besitzindikator für Musik und als eine der schönsten Varianten Musik zu genießen wird sie vermutlich noch ein langes Leben führen. Und in den Händen der DJs natürlich – gute Pflege vorausgesetzt.
Plattenspieler und DJ-Zubehör
Dafür haben wir unter diesem Link in unserem Shop das passendes DJ-Zubehör.
Zu den Turntables geht’s hier entlang.
Um Tipps rund ums DJing zu erhalten, stöbert doch einmal hier in unserem Online-Ratgeber.
Fachbuch von Mike Evans „Vinyl. Die Magie der schwarzen Scheibe“.
Vinyl: euer Feedback!
✍ Unsere Frage an euch: Steht ihr auch auf Vinyl? Welche Platten habt ihr im Schrank? Wir freuen uns auf eure Kommentare und Meinungen.
9 Kommentare
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HW sagt:
https://youtu.be/i3Tb5p4fcT4
Petz sagt:
Ich hab nicht nur alle meine Vinylplatten und auch paar Schellacks nach wie vor in Verwendung sondern auch meine beiden alten Dualplattenspieler (beide „können“ 33, 34 und 78 – einer auch 16 rpm) erfreuen sich mit einmal erneuerten Abtastsystemen noch guter Gesundheit.
Petz sagt:
sorry – vertapst, meinte 33, 45 und 78…
Gisela Salzer-Bothe sagt:
Habe noch von meinem verstorbenen Mann/Drummer/Schüler von Gene Krupa sämtliche Vinylplatten Jazz, dazu Shellacks und vor allem die V-Discs. Alles Jazz, Swing, Dixieland. Über 1000 Stück sicherlich. Raritäten auch von den Hüllen her u.A. Roy Lichtenstein Design. Frage: Wohin kann man die abverkaufen. Leider hat er keine Listen verfasst. Jedoch kann ich die auf Anfrage erstellen. DualPlattenspieler habe ich auch noch.
Cornelius sagt:
> Ich würde mal bei discogs.com vorbeischauen. Dort kann man genau nachschauen, welchen Wert deine Platten noch haben, bzw ob sie rar und deswegen Wertvoll sind und wenn du dir die Zeit nimmst und diese dort einstellst, kannst du sie dort auch meist gut verkaufen.
Fred Oelker sagt:
Hallo, habe ca. 500 Platten der Popwelt. Es ist ein immer wiederkehrender Mythos, dass Schallplatten immer knistern und kratzen. Völliger Blödsinn. Weil ich meine Schallplatten nie verliehen und sonstwie „durcheinander geschmissen“ habe, spielen sie auch nach 50 Jahren noch einwandfrei.
Jo sagt:
Hi,
ich besitze nur John Mayer Platten. Battelstudies, Paradies Valley und The Search for Everything.
Kry sagt:
Ich produziere mehrheitlich 80er Jahre Disco und die Kundschaft möchte keine CD’s oder Mp3 kaufen. Also bei mir war nie wirklich ein Unterbruch.
Stimmt aber schon das die Majors uns kleinen, komplett blockieren.
Aber was will man machen?
dimple sagt:
Hallo,
Auf einer meiner ersten Plattenbörsen Anfang der 90er bekam ich mal einen Aufkleber geschenkt: „Vinyl never dies.“ Ich liebe dieses Medium, sowie die Musik, die sich darauf befindet. In all den Jahren bekam meine Leidenschaft, Musik auf Vinyl zu hören, auch durch die CD keinen Dämpfer. Der neue Boom macht das Sammeln einfacher. Meine Warenkörbe sind voll und ich warte schon sehnsüchtig auf den 1. im Monat:-) Also, haut rein – Vinyl ist für immer.