GRUNDLEGEND: Tja, was soll man sagen... die Strymon Leute haben es offensichtlich auf dem Kasten, ihre DSP´s zu programmieren. Da können TC, Boss und wie sie alle heißen noch ne Latte von lernen. Deren Gerümpel ist vollgestopft mit Features, aber am Ende ist das was die oft machen kein wirkliches "modeln" oder nachformen von analogen Sachen, sondern "wir nehmen mal etliche digitale features und bauen daraus einen Analogsound zusammen". Keine Ahnung wir das bei Strymon technisch abläuft aber sie bekommen es einfach hin, ein Abbild von Oldschool-Geräten zu bauen. Wenn man das mal A/B vergleicht, gibt es klanglich echt einen Unterschied und dann ist es auch egal ob Strymon bei dem Teil hier von den Features her eher puristisch ist. Das Gerät ist teuer, ja aber jeden Euro wert wenn man genau diesen Klang sucht. Und der ist eben speziell.
Es sei noch vorweg gesagt, daß ich meine Delays nicht mit Gitarren nutze (da klingt ja irgendwie alles nett) sondern mit Synths, Beats usw und da hat man einfach ne komplett andere Frequenzverteilung und viele Delays versagen sofort.
KLANG: Es klingt zunächst eher dezent und etwas unauffällig durch seinen eher Tiefen und Mitten betonenden Klang, hat dabei aber sehr viel eigenen Charakterm bei dem man garnicht klar sagen kann, was das ausmacht. Vom Panorama her bleibt es selbst bei viel Modulation doch relativ mittig, was aber nicht wirklich ein Nachteil ist. Der Klang kommt wirklich verdammt nah an ein altes, echtes und gutes Eimerkettendelay heran. Auch die Klangregelung mit "Bucket Loss" und dem EQ im Feedbackweg ist super.
Ein nettes Delay bauen können sie alle aber wenn man die Repeats in Richtung Feedback aufdreht unterscheiden sich die Geister wirklich zum ersten mal. Und das kann es mal echt, da zerrt und scheppert die Bude bis der Arzt kommt ohne daß hörbar ein Kompressor anspringt, alles plötzlich leiser drückt und somit alles ruiniert wie beim TC Alter Ego, da ist das sehr auffällig und nicht nutzbar. Das zweite mal scheiden sich die Geister bei Delays wenn man im laufenden Betrieb mit hoher Repeat-Rate an der Delayzeit kurbelt. Viele produzieren dann deutlich digitale Artefakte oder das aufgebaute Feedback-Gewabbel bricht in sich zusammen. Beides völlig inakzeptabel, für mich sind Delays zum Schrauben im Betrieb da. Und in dieser Disziplin haut das Ding einfach wieder viele Konkurrenten aus dem Rennen. Da scherbelt und rumpelt es :-)
Der Charakter des Gerätes ist eher Mittig/Tief, d.h. aber auch wenn man mit hochfrequenten Klängen in das Gerät spielt kann es bei vollen Gesamtmixen dazu führen daß die Delays sich nicht im Mix durchsetzen. Das ist aber echt unter Charakter zu verbuchen nicht wirklich als "Flop" und dürfte nur bei Elektrosounds zum Tragen kommen, da sollte man es halt wissen.
TOP: Das Ding kann schön und dezent klingen oder dreckig und krank wie man es echt nur aus der analogen Welt kennt. Konkurrenzlos zu allem was ich sonst gehört habe. Die Bedienung ist echt fluffig, schön ist daß der Bypass zwischen "hart abschalten" und "Delay ausklingen" umschaltbar ist. Ebenso gut zu erreichen ist die Doppelfunktion auf dem Bucket Loss Regler (Delay EQ), daß diese nicht verzeichnet ist, ist halt Purismus, finde ich schlüssig. Passt.
FLOP: Was ich als Nachteil sehe, ist daß wenn man den Repeat Regler sehr weit aufgedreht hat, die Zerr-Action sehr sehr viel Lauter wird als das eigentliche Delay. Es wäre super gewesen, da eine zuschaltbare und regelbare Limitierung einzubauen wie beim Strymon elCapistan. So benötigt man stets einen Kompressor der dann mal eben 12dB oder so wegdrücken muss wobei natürlich der Dry Sound ebenfalls runtergedrückt wird. Das saugt. Etwas gewöhnungsbedürftig ist das Konzept des Tap-Schalters (quarter/dot/triplet). Dieser bezieht sich einzig und allein auf den Tap-Tempo Button, d.h. stellt man per Hand am Regler eine Delayzeit z.B. auf 8tel bei 120 BPM ein und schaltet dann am Tap-Regler z.B. auf Punktiert, passiert garnix. D.h. man kann nicht umschalten auf punktierte 8tel oder so, außer man tappt. Wenn man dann aber wieder am Delayzeit-Regler dreht springt die Zeit. Das ist einfach ein anderer Ansatz als bei den meisten anderen, aber es ist auch sehr einschränkend. Finde ich nicht gut.