Sennheiser ew IEM G4 Twin C-Band

Ich wurde seitens Thomann gebeten, eine Rezension zu schreiben über dieses Sennheiser IEM C-Band, wobei es Bewertungen gibt zum selben Gerät in anderen Frequenzbändern, die man äquivalent zu Rate ziehen könnte, mit Ausnahme einer Einschränkung: das C-Band ist zum größeren Teil gebührenpflichtig. Ich nutze bis dato das kostenlose Frequenzspektrum innerhalb des C-Bandes und dies klappte in zwei Situationen (Proberaum, erster Gig) einwandfrei.

Warum kauft sich jemand einen Sender in einem gebührenpflichtigen Band? Nun, die Situation auf den Frequenzmärkten ist einigermaßen unvorhersagbar. Schon manch Eine/r sah in den vergangenen Jahren auf Grund der digitalen Dividende seine Investitionen den Bach runtergehen. Deshalb wollte ich im Falle der Anschaffung eines IEM-Racks für meine Band (5 Stereo-Strecken) das Risiko etwas streuen und kaufte drei E-Bänder und zwei C-Bänder. Ob das jetzt sinnvoll war, weiß ich noch nicht, meine Erfahrungswerte bezüglich Funkstrecken halten sich bis jetzt in Grenzen. Erster erfahrener Nachteil: Das automatische Scannen und Verteilen freier Frequenzen über Ethernet-Verbindungen der Geräte untereinander wird dadurch natürlich etwas unpraktischer...

Jetzt zur frequenzbandübergreifenden Rezension des Sennheiser IEM. Es ist offensichtlich das professionellste Gerät auf dem Markt, dicht gefolgt vom Shure PSM 300. Letzteres ist etwas billiger, hat aber bspw. keine XLR-Ausgänge, sondern nur Klinken, was angesichts der angestrebten Verbauung der Geräte in einem komplexen IEM-Rack ein NoGo ist hinsichtlich zu erwartender Fehlerquellen (herausrutschende Klinkenkabel...). Soll aber einfacher zu bedienen sein als das Sennheiser, v.A. in Bezug auf Autoscan und Synchronisierung.

Dies ist tatsächlich etwas umständlich gelöst beim Sennheiser. Man scannt freie Frequenzen mit dem Empfänger (Bodypack), bekommt die beste lokale "Bank" empfohlen, muss diese dann händisch (!) in den Sender eingeben. Die Synchronisation funktioniert nur von Sender zu Empfänger. Im Falle der Ethernet-Verdrahtung der Sender untereinander wird es für folgende Geräte etwas einfacher, man bekommt in deren Display bereits die richtige Bank angeboten. Für die Ethernet-Verdrahtung braucht man allerdings noch einen Hub, weil schlauerweise hat jedes Gerät nur einen Ethernet-Anschluß. Herr im Himmel! Warum einfach, wenn's auch umständlich geht?!

Vielleicht ist meine Handhabung noch etwas umständlich, aber ich habe mich viel informiert im iNet und auf YouTube und somit komme ich zum nächsten Kritikpunkt: die Dokumentation respektive Bedienungsanleitung ist kaum vorhanden. Ein paar kryptische Zeichnungen, rudimentär vorhandener Text. Natürlich sinnbefreite Sicherheitshinweise in allen denkbaren Sprachen... Der Kunde ist darauf angewiesen, sich autark zu informieren. Befremdlich.

Dritter negativer Kritikpunkt ist das doch recht hohe Grundrauschen. Man muß den Empfänger mit angeschlossenen Hörern nur einschalten, noch nicht mal aufdrehen und schon hat man ein deutlich wahrnehmbares Grundrauschen. Dies wird Einen auf einer mittellauten Bühne mit Sicherheit nicht stören, aber in einer ruhigen Umgebung wie im Studio ist es deutlich wahrnehmbar und etwas befremdlich angesichts des Preises und der Reputation des Gerätes.

Viertens: wenn man zwei Geräte zu einer 19"-Einheit berschraubt, hat man keine Möglichkeit, die zwei Antennen nach vorne zu holen, was bei einem zu erwartenden Rack-Einbau ein bißchen verflixt ist. Mitbewerber haben da Lösungen, hier wird man sanft gezwungen, den nicht gerade billigen Antennen-Combiner anzuschaffen, der dann auch wiederum nur vier Funkstrecken verwalten kann...

Jetzt habe ich nur die negativen Dinge genannt, was angesichts der Spitzenstellung und Preisgestaltung des Gerätes meines Erachtens auch notwendig ist. Würde ich es wieder kaufen? Ja. Es gibt nichts Besseres. Besser ist nur Kabel. Funkstrecken sind immer fehlerbehaftet, klingen schlechter, sind kompliziert zu bedienen und sauteuer.
Aber man kann sich halt frei bewegen auf der Bühne.

Ich empfehle nur dringlichst, sich vor dem ersten Gig eingehendst mit der Materie zu beschäftigen, weil drei von fünf Bandmitgliedern werden beim Soundcheck inakzeptable Störgeräusche vernehmen und dann darf man vor versammelter Mannschaft unter Zeitdruck freie Frequenzen scannen und alles richtig synchronisieren.

Ansonsten fühlen sich die Geräte ganz gut an. Das Gehäuse ist stabil. So lange einem die Politik keinen Strich durch die Rechnung macht und die teuer erkauften Frequenzen wieder verschachert, glaubt man, diese Geräte ewig zu besitzen...